Die Lostage
und SchwendtageNeben den fixen Richtzeiten, wie
Frühlingsbeginn,
Sommerbeginn,
Herbstanfang und
Winterbeginn gibt es im christlichen Bauernkalender,
auch Immerwährender Kalender genannt, die
Lostage sowie die
Schwendtage.
Wetterberichte, ja sogar
Thermometer und Barometer waren früher dem Landmann etwas Unbekanntes. Um so mehr machte er in jeder Jahreszeit seine Beobachtungen in der Natur. Er wusste durch Erfahrungen sehr genau über das Wetter und seine raschen Veränderungen bald bescheid. Der Bauer schloss aus Veränderungen am Firmament, der Fauna und Flora, mit Bestimmtheit auf das sich anbahnende Wetter. Auch langfristige Voraussagen ließen sich dadurch prognostizieren. Dies war hilfreich bei der Feldarbeit (Aussaat, Heu einfahren).
Die Fauna-Beobachtung
Aus der Beobachtung von Insekten
und Tieren ist auf zukünftige Wetterlagen zu schließen. Schon 140 Stunden im Voraus reagieren z.B. Ameisen und Spinnen auf Veränderungen!
Sie verraten dies dadurch, dass sie meist Ortsveränderungen vornehmen, da sie sehr
wetterfühlig sind.
Spinnen vernichten im Sommer ihre Netze und flüchten sich in ihre Ver- stecke. Da
weiß der Beobachter, dass ein Sturm mit Sicherheit herannaht.
Bienen sind ein fleißiges Völkchen. Ausschwärmende Bienen am Tage verheißen stets gutes Wetter. Bleiben sie jedoch im Stock, droht Gewitter.
Die Flora-Beobachtung
Der Beobachter erkennt im
Verhalten von Bäumen und anderen Pflanzen eine Wetterveränderung. Blätter, welche der Baum sehr lange behält, sagen, dass es ein kalter und strenger Winter wird. Verliert der Baum aber frühzeitig sein Laub, so wird der Winter mild oder zumindest nur von kurzer Dauer sein. Lindenblüten
zum Beispiel duften am Baum besonders intensiv vor einem Regen, usw.;
Das Bauernkalendarium - Wetterkalendarium
Die Menschen sahen im Wetter etwas Geheimnisvolles wie Magisches. Seit anno 1700 ist er "der Renner", der "100 jährige Kalender".
1652 begann Abt Mauritius Knauer aus dem Frankenland, über seine gesammelten Wetteraufzeichnungen genau Buch zu führen. Nach mittelalterlicher Tradition glaubte man an die damals bekannten 7 Gestirne (=Jahresregenten) und deren Einfluss auf das Wetter. Doch diese Theorie, dass sich das Wetter alle 7 Jahre wiederhole, hat sich schon bald als nicht haltbar erwiesen.
1721 schuf der geschäftstüchtige Erfurter Buchhändler Weinmann den signifikanten Namen "Hundertjähriger Kalender", obgleich es sich in Wirklichkeit ja definitiv nur um einen 7-jährigen Kalender handelte. Im guten Glauben, den "ewigen Kalender" in Händen zu halten, entwickelte sich das Werk im deutschsprachigen Raum zum damaligen Bestseller. Doch im Laufe der Zeit erkannte man die Unzuverlässigkeit der Vorhersagen.
Für korrekte Wetterprognosen ist er somit eher ungeeignet. Tradition und Brauchtum sind für die Menschheit stets von Wichtigkeit gewesen. Daher sollte man schon eher auf die regionalen Bauern, welche darauf bedacht sind, die optimale Kraft und Energie aus den fruchtbaren Böden zu gewinnen und ihre Wetterregeln nach vielfältigen Zeichen, wie Wind, Wolken, optische div.
Erscheinungen, die ja stets Vorboten für eine Wettersituation sind, bestimmen, und die moderne automatisierte Meteorologie verlassen. Zwei Arten von "Meteorologie" welche sich nicht widersprechen.
Die Lostage
Ursprünglich kannte man nur 12 Lostage, das waren die
Raunächte. Doch die Bauern beobachteten das Wetter über Jahrzehnte hinweg und konnten so "gute" wie "schlechte" Tage dem Bauernkalender hinzu
fügen!
In unserem christlichen Bauernkalender des
www.kirchenweb.at sind ca. 100 Lostage bekannt. In einfachen Merkversen wird der Jahresverlauf wie folgt kommentiert:
3. Fastensonntag: Iss Lammbraten Oculi;
1. Mai: Linsen Philippi Jakobi;
25. Mai: Säe Flachs und Hanf Urbani;
12. März: Erbsen Gregori;
21. März: Hafer, Gerste, Benedikti;
15. Juni: Viti Kraut;
8. Juli: Wicken, Rüben Kiliani;
1. August: Grabe Rüben Ketten Petri;
1. September: Säe Korn Ägidi;
14. Oktober: Bleib Stuben Kalixti;
28. Oktober: Schneid Kraut Simonis Juda;
11. November: Iss Gansl Martini;
25. Dezember: Geburt Christi, heiz warm ein;
Trink Wein per circulum anni!
Die Schwendtage
Neben den Lostagen sind auch Schwendtage ("schwindende Tage", also
Unglückstage) bekannt!
An solchen Tagen sollte man sich weder verloben, und schon gar nicht Hochzeit halten. Auch Reisen, jegliche Art von Geschäftemacherei,
noch neue Arbeiten sollten durchgeführt werden, so der Aberglaube.
Dass jedoch die Schwendtage nicht nutzlos verstrichen, erledigte man an diesen
Tagen:
Gegebenen Falles die Trennung von einem Menschen, man rodete das Land, pflügte den Acker (damit kein Unkraut nachwuchs). Auch die Säuberung von Haus und Stall war aus ähnlichen Gründen an solchen Tagen durchzuführen.
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