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Petrus Petrusamt - Katechese

Kardinal Dr. Christoph Schönborn - Katechesen
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Ich, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, begrüße sie und möchte sie einladen, meine Katechesen zu lesen.

Katechesen 1997/1998
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. Jahresreihe - 6. Katechese, 17.05.98

Petrus - Petrusamt

Petrus - Petrusamt

Liebe Besucher dieser VI. Katechese, auf dem Weg zum Besuch des Heiligen Vaters. Es ist nur mehr ein wenig mehr als einen Monat bis zum Kommen des Heiligen Vaters, und deshalb möchte ich auch die beiden Katechesen, heute und in einem Monat, dem Thema des Petrusamtes widmen. Ich möchte heute vor allem vom hl. Petrus sprechen, dessen Nachfolger der Papst ist. Aber ist er das wirklich? Ist der Papst überhaupt der Nachfolger des hl. Petrus? Ist er nicht vielmehr eine Machtgestalt, die sich in der Geschichte entwickelt hat? Eher dem römischen Kaiser ähnlich, als dem Fischermann aus Galiläa? Ist nicht die Ge- schichte des Papsttums mehr eine Kriminalgeschichte als eine Heiligengeschichte? Es gibt auf jeden Fall Bücher mit diesem Titel: "Die Kriminalgeschichte des Christentums".

Auch wissen wir, dass kaum etwas so viel Anstoß für andere Christen bedeutet, für die anderen christlichen Konfessionen, wie das Petrusamt. Obwohl Petrus der Einheitspunkt sein soll, ob- wohl der Papst das Amt der Einheit wahrnehmen soll, ist er doch für viele der Stolperstein, der Stein des Anstoßes, und in- zwischen wohl auch für viele in der katholischen Kirche selbst. Es gibt so etwas wie einen antirömischen Affekt; Hans Urs von Balthasar, der große Schweizer Theologe hat ein Buch mit diesem Titel geschrieben: "Antirömischer Affekt", also eine Grundstimmung, die irgendwie den Papst und Rom von vornherein kritisiert. Freilich gibt es auch so etwas wie eine unerleuchtete Papstverehrung, eine - fast könnte man sagen - Papolatrie, eine übertriebene Papstverehrung. Beides gilt es zu überwinden. Wenn der Papst Nachfolger des hl. Petrus ist, und das glaubt die katholische Kirche, dass er das ist, dann ist der Papst ein sündiger Mensch, wie jeder andere Christ, den der Herr zwar an den ersten Platz in der Kirche gestellt hat, der aber wie alle Christen der Umkehr bedarf und unseres Gebetes, und der deshalb zuerst einmal unser Bruder ist. Dann müssen wir also auf Petrus schau- en, um etwas besser den Papst zu verstehen.

Wer ist Petrus? Ich möchte also ein wenig darüber sprechen. Zu- erst noch ein paar Bemerkungen über die Frage, ist nun tatsächlich der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus. Dann möchte ich mich beim hl. Petrus aufhalten und würde das gerne sehr lange tun, denn die Gestalt des hl. Petrus ist so wunderbar, dass man sich sehr lange dabei aufhalten könnte, ihn betrachten könnte. Und am Schluss möchte ich, wenn es sich ausgeht, ansonst das nächste Mal, über das Amt und die Verantwortung des Papstes sprechen.

Ist also der Papst der Nachfolger des Petrus?

Vor kurzem fand hier in Wien ein Symposium von evangelischen Theologen statt, über Papst und Petrusamt. Wo sehr viel Schönes und Erfreuliches gesagt wurde, wo aber auch die Meinung zum Ausdruck kam, zumindest von einigen, dass Petrus eigentlich keinen Nachfolger haben kann. Seine Sendung ist einmalig und ist mit seinem Tod zu Ende, sie ist nicht übertragbar. Man konnte auch in manchen Berichten über diese Tagung lesen, Petrus war nicht der erste Papst, der erste Papst war sein Nachfolger. Über das werde ich noch sprechen. Petrus war der vom Herrn erwählte Apostel, der erste unter den 12. Er war noch nicht der Papst, sondern der Papst ist der Nachfolger des Petrus. Der Papst ist eine andere Wirklichkeit als Petrus, und doch sagen wir, glauben wir, dass er der Nachfolger des Petrus ist.

Wie sieht das im Verständnis der katholischen Kirche aus? Wer bei der letzten Katechese dabei war, erinnert sich, dass wir über die vierte Kennzeichnung der Kirche gesprochen haben: dass sie apostolisch ist. Sie ist die eine, heilige, katholische, apostoli- sche Kirche. Die Kirche ist apostolisch, weil sie an der Sendung Jesu teil hat. Apostelein heißt senden, der Apostel ist der Ge- sandte, Jesus ist zuerst der vom Vater Gesandte, aber wie wir gesehen haben - "wie mich der Vater gesandt hat, so habe ich euch gesandt" - Jesus teilt seine Sendung mit, er ruft Menschen in seine Nachfolge, damit sie von ihm gesandt werden. Diese Sendung beginnt bereits ganz zu Beginn des öffentlichen Wir- kens Jesu, bei der Berufung des hl. Petrus. Voll beginnt sie erst nach Ostern, als der Herr auferstanden war und die Jünger gesandt hat: "Geht hinaus in alle Welt und lehrt alle Menschen." Nun ist die Frage: hört diese Sendung mit dem Tod der Apostel auf?

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es: "Im Auftrag der Apostel liegt eine unübertragbare Aufgabe: erwählte Zeugen der Auferstehung des Herrn und Fundamente der Kirche zu sein (KKK 860)." Nur sie können Zeugen der Auferstehung sein, weil sie gesehen haben: das leere Grab, den auferstandenen Herrn, der ihnen erschienen ist, das ist unübertragbar. Sie sind die Augenzeugen und auch sind sie alleine die Fundamente der Kirche. Wir haben es gehört, in der Geheimen Offenbarung, heute in der zweiten Lesung, sie sind die 12 Grundsteine des himmlischen Jerusalem, das ist unübertragbar und insofern haben die evangelischen Theologen recht, die sagen, Petrus hat in dieser Hinsicht keinen Nachfolger. Aber es gibt auch, sagt der Katechismus weiter, eine übertragbare Aufgabe: Christus hat ihnen versprochen, bis zum Ende der Zeiten bei ihnen zu bleiben, Jesus hat ja zu den 12 oder den 11 damals auf dem hohen Berg in Galiläa gesagt: "Ich bin bei euch, alle Tage, bis ans Ende der Zeit". Nun sind alle Apostel gestorben und trotzdem gilt das Wort: ich bin bei euch. Also muss dieses Wort auch weiter gelten, nach dem irdischen Tod der Apostel. Darum sagt der Katechismus: "Deshalb wird jene göttliche Sendung, die von Christus den Aposteln anvertraut worden ist, bis zum Ende der Welt dauern, da das Evangelium, das von ihnen zu überliefern ist, für alle Zeit für die Kirche Grundlage ihres ganzen Lebens ist, des- halb haben die Apostel für die Einsetzung von Nachfolgern Sorge getragen (LG 20)". Es gibt also eine Nachfolge in der Sendung der Apostel, sie sorgten für Nachfolger.

Wenn wir uns zurückerinnern an die Apostelgeschichte, oder die Briefe des Apostel Paulus, dann sehen wir, wie die Apostel Mitarbeiter ausgewählt haben, ihnen die Hände aufgelegt haben, ihnen die Aufgabe anvertraut haben, dass ihre Sendung weiter geht. Daher heißt es, setzten sie solche Männer ein und gaben dann die Anordnung, dass nach ihrem Hingang andere bewährte Männer ihren Dienst übernehmen. Das ist die sog. Nachfolge der Apostel, die apostolische Sukzession, die bis heute in der Kirche besteht. Die Apostel haben für Nachfolger gesorgt.

Nun, wie das aussieht, kann man in einem anderen Buch lesen. Der hl. Irenäus von Lyon, ein wunderbarer Autor des zweiten Jahrhunderts. Er ist um 200 n. Chr. den Märtyrertod in Lyon gestorben, stammte aus Kleinasien und hat noch den hl. Polykarp gekannt, der wiederum noch den Apostel Johannes kannte: die lebendige Überlieferung, die hier weitergeht. Nun schreibt der hl. Irenäus gegen Ende des 2. Jahrhunderts, er könnte für viele der Kirchen genau angeben, wie die Nachfolger der Apostel geheißen haben, einer nach dem anderen. Er tut es wenigstens für eine Kirche, nämlich für die von Rom. Da heißt es: als die seligen Apostel die Kirche in Rom gegründet und erbaut hatten, leg- ten sie dem Linus das Amt des Bischofs zur Leitung der Kirche in die Hände. Manchmal hören wir das Erste Römische Hoch- gebet in der Messe, Linus, Kletus, Klemens, Sixtus, Kornelius geht es dann weiter in der Liste. Nach den 12 Apostel kommen diese: Linus, Kletus, Klemens. Tatsächlich sagt der hl. Irenäus weiter: das ist der Linus, den Paulus in seinem Brief an Timotheus erwähnt. Sein Nachfolger war Kletus oder Anakletus. Nach ihm bekam Klemens von den Aposteln ausgezählt an dritter Stelle das Bischofsamt. Petrus war also nicht Papst, aber Linus, Kletus, Klemens waren die ersten drei Bischöfe von Rom und damit die ersten drei Päpste.

Klemens von Rom hatte noch die seligen Apostel gesehen und Kontakt zu ihnen gehabt. Er hatte die Predigt der Apostel noch in den Ohren und die Überlieferung vor Augen, übrigens nicht er allein. Es gab damals noch viele die von den Aposteln belehrt worden waren. Dann geht es weiter: auf diesen Klemens folgte Evaristus, auf Evaristus Alexander, dann war als sechster, seit den Aposteln, Sixtus im Amt. Er heißt nicht deshalb, weil er der sechste war, "Sixtus", sondern es war sein Name. Nach ihm Telesphorus, der auch ein sehr ruhmvolles Martyrium erlitt. Dann Hyginus, dann Pius der I, nach diesem Anicet, nach dem Anicet folgt Soter und derzeit, schreibt der hl. Irenäus, hat an zwölfter Stelle seit den Aposteln Eleutherius das Bischofsamt inne. Er sagt, so könnte ich es für viele andere Kirchen auch nennen. Er sagt: das ist die Ordnung und das die Sukzession, die Nachfolge in der die Überlieferung in der Kirche, die von den Aposteln her kommt und durch die die Verkündigung der Wahrheit auf uns gekommen ist.

Also Nachfolger des Petrus ist der Bischof von Rom. Das ist nicht einfach eine Theorie, es ist eine geschichtlich erwiesene Tatsache. Es ist aber auch eine Glaubenslehre und deshalb sagt der Katechismus ausdrücklich, dass das Lehre der Kirche ist, nicht nur eine Theorie, die man annehmen kann oder nicht. Es heißt deshalb im Konzil: "Daher lehrt die Kirche, ‘daß die Bischöfe auf Grund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel nachgerückt sind, gleichsam als Hirten der Kirche. Wer sie hört, hört Christus und wer sie verachtet, verachtet Christus und den, der Christus gesandt hat’ (LG 20)". Das ist also die Lehre der Kirche von der Nachfolge der Apostel.

Wenn wir also Papst Johannes Paul II begrüßen werden: "Du bist Petrus", dann sagen wir nicht etwas Falsches, im Gegenteil, wir tun und sagen etwas Wahres. Du bist Petrus, in dir kommt Petrus zu uns. Aber wer ist Petrus, kennen wir ihn? In der Heiligen Schrift lernen wir Petrus in einigen Episoden kennen. Auf Sein Wort hin werfen sie die Netze aus und erschrecken vor dem wunderbaren Fischfang. Petrus sagt zu Jesus: "Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch." Gleichzeitig, oder kurz da- nach, die andere Episode. Wir sehen die ganze Lebendigkeit und Spannung im Leben des Simon, in seiner Liebe zu Jesus beim Seesturm, wie Jesus ihnen auf dem Wasser entgegen- kommt. Und wo Petrus jetzt nicht sagt: "Herr geh weg von mir", sondern ganz im Gegenteil, "Herr, wenn Du es bist, so heiß mich zu dir zu kommen, auf dem Wasser". Jesus sprach: "Komm". Dieses Erschrecken vor der Heiligkeit Jesu und gleichzeitig dieses einzigartige, spontane Hingehen zu Jesus, voller Liebe und Freude, ihn zu begegnen. Und dann, in Kafarnaum, wo die Schwiegermutter des Petrus gelebt hat, und wo Jesus in der Synagoge die große Rede über das Brot vom Himmel hält, und wo die Menschen sich abwenden, selbst die Jünger, und sagen: "das ist unerträglich, was er sagt". Und sie hören auf, mit ihm zu gehen, weil er gesagt hat: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt bleibt in mir". Da sagt Jesus zu den 12: "Wollt auch ihr weggehen?" Und wie so oft ist es Petrus, der für alle antwortet: "Herr, zu wem sollten wir gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass Du der Heilige Gottes bist." Und schließlich das ganz Große in Caesarea Philippi, das Bekenntnis des Petrus auf die Frage Jesu: "Und ihr, für wen haltet ihr mich?". Dieses Wort, das uns der Schlüssel ist für die Bedeutung des Petrus: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", sagt Petrus zu Jesus. Da antwortet ihm Jesus in einer ganz feierlichen Weise: "Selig bist du Simon Barjona, denn nicht Fleisch und Blut - also nicht menschliche Einsicht - haben dir das erklärt, sondern mein Vater im Himmel hat Dir das geoffenbart. Und ich sage dir, du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle - der Unterwelt, des Hades - werden sie nicht überwältigten. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden bindest, das wird im Himmel gebunden sein und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein."

Es ist eine so gewaltige Verheißung, ein so gewaltiges Wort, und es gäbe so viel darüber zu sagen, dass wir alleine über dieses Wort mehrere Katechesen halten könnten. Einen Hinweis muß ich geben. Auch um zu zeigen, wie wunderbar es ist, wenn man in die jüdische Tradition hinein hört und sich von dort vieles sagen lässt, was wir von uns aus gar nicht wissen. Dieser Tag, an dem Jesus diese Frage gestellt hat in Caesarea Philippi, ganz im Norden von Galiläa, vor einer großen Felswand, wo die Jordanquellen entspringen, dieses Wort, diese Frage hat Jesus am Jom Kippur gestellt, am großen Versöhnungstag. Wir wissen das deshalb, weil sechs bzw. acht Tage später die Verklärung stattfindet am Laubhüttenfest; also war es der große Versöhnungstag, der Tag an dem das einzige Mal im Jahr, im Tempel in Jerusalem, der Hohe Priester in das Allerheiligste ein- treten durfte und dort das einzige Mal im Jahr den unaussprechlichen Namen Gottes aussprechen. An diesem Tag sagt Petrus, der Hohe Priester, gewissermaßen, im neuen Bund an der Stelle Jesu, den Namen Gottes: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes".

Es gäbe noch manches darüber zu sagen, über diesen so tiefen und geheimnisvollen Zusammenhang, warum der Herr gerade an diesem Tag diese Frage gestellt hat und warum Petrus an diesem Tag vom Heiligen Geist, vom Vater erleuchtet, dieses Wort gesagt hat. Der Name Gottes ist uns durch Petrus gegeben: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Nun aber das Felsenwort, das große Wort über Petrus: "Du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen."

Ich hab das schon bei anderer Gelegenheit gesagt: nicht Du wirst Deine Kirche bauen, es ist nicht die Kirche des Petrus, es ist nicht unsere Kirche, "ich werde meine Kirche bauen", aber "auf diesem Felsen". Ist das nicht ungeheuerlich, auf einen Menschen, ist das nicht ein Risiko, das Gott nie hätte eingehen dürfen, auf einen Menschen, noch dazu auf einen schwachen Menschen, Seine Kirche zu bauen? Kann ein Mensch das überhaupt tragen? Ist das nicht eine völlige Überforderung, letztlich auch eine unmenschliche Überforderung? Nun ich glaube, es ist ganz wichtig zu sehen, dieses Wort an Petrus sagt eine Wahrheit über die Kirche, aber nicht die ganze Wahrheit.

Im Katechismus steht vieles Schöne, schauen wir noch einmal (KKK 773), da heißt es über die Kirche: "Sie ist die Braut ‘ohne Flecken und Falten’ (Eph 5,27)", ohne Flecken und Makel, diese Braut ist Maria. "Maria geht uns allen auf dem Weg der Heiligkeit voraus, auf dem Weg der Heiligkeit, die das Mysterium der Kirche ausmacht". Und dann zitiert der Katechismus ein Wort unseres Papstes, ein eigenartiges Wort, wo er sagt: "In diesem Sinn geht die marianische Dimension der Kirche der Petrusdimension voraus" (MD 27). Die Kirche ist nicht nur petrinisch, sie ist zuerst marianisch.
Was heißt das: die Kirche ist zuerst und am vollkommensten verwirklicht in Maria. Maria hat den Herrn nicht verraten, Maria ist nicht im Glauben irre geworden. Maria hat vom ersten Moment der Verkündigung an das ganze unbedingte, umfassende Ja gesagt, und deshalb können wir sagen, Maria ist die Kirche, Petrus leitet die Kirche. Aber in einem umfassenderen Sinn ist Maria die Kirche. Petrus dient der Kirche, Petrus ist Fundament, Fels der Kirche, aber die Kirche, die der Herr auf diesem Felsen baut ist zuerst verwirklicht dargestellt in Maria, in der, die ganz Ja ist auf den Willen Gottes hin. Aber durch Petrus leitet der Herr seine Kirche, diesen Petrus hat der Herr selig gepriesen, ihm hat er die Schlüssel gegeben.

Dreimal drei Stärken und Schwächen des hl. Petrus möchte ich nennen:

- Petrus begegnet uns besonders in diesen spontanen Reaktionen, in denen er so ganz drinnen ist. Dreimal sagt er: "Niemals", und nachher denkt er ganz anders. Zuerst, nach der Verkündigung Jesu: "du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen," sagt er: "Niemals sollst Du leiden Herr". Nachher hat er begreifen müssen, dass er sehr wohl leiden wird.

- Ein zweites Mal sagt Petrus niemals: "Niemals Herr sollst Du mir die Füße waschen" bei der Fußwaschung, und wie der Herr ihm dann sagt: "Wenn ich dir die Füße nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir", will er gleich ganz gewaschen werden von ihm.

- Und ein drittes Mal, in der Apostelgeschichte im 10. Kapitel, wie der Herr ihm vom Himmel her die unreinen Tiere zeigt, die er essen soll: "Niemals, Herr, werde ich Unreines essen." Dann erklärt ihm der Herr, dass nichts von dem, was Gott geschaffen hat, unrein ist.

Wir spüren in diesem dreimaligen "niemals" den ganzen Petrus, wie er in seinen spontanen Reaktionen ist, und wie er jedes mal ganz offen ist, zur Umkehr und auch zur Reue. Dreimal hat er Jesus verleugnet, am schlimmsten damals, im Hof des Hohen Priesters, vor der Magd, wo er dreimal gesagt hat, "ich kenne Ihn nicht". Aber auch später hat Petrus immer wieder Versuchungen gehabt, schwach zu werden. In Antiochia ist er schwach geworden und hat Angst gehabt vor denen, die ihn kritisieren könnten, bis dann Paulus ihm ins Angesicht widerstanden hat und ihm gesagt hat: das darfst du nicht, das ist nicht ehrlich und nicht mutig. Also auch nach Pfingsten hatte Petrus noch Momente der Schwäche.

Und ein drittes Mal - das ist schon Legende, aber eine sehr schöne Legende - in Rom selbst, als Petrus flüchten wollte, zeigt sich Jesus ihm. "Quo Vadis, wohin gehst Du?" fragt ihn Petrus. Jesus antwortet: "Ich gehe für dich leiden". Jedesmal ist es die tiefe Reue des Petrus, die uns berührt. In Rom ist er schließlich ans Kreuz gegangen und um seinen Herrn besonders zu lieben, hat er sich umgekehrt kreuzigen lassen, weil er sich nicht für würdig hielt, so wie der Herr am Kreuz zu hängen.

Ein Besonders, noch einmal, dreimal genannt, ist zu nennen, sein Wissen darum, dass es einen Kampf mit Satan gibt. Das erste Mal, nach dieser großen Verheißung: "du bist Petrus", wo Jesus ihm das Leiden ankündigt und Petrus sagt, "niemals Herr sollst Du leiden"; da sagt Jesus zu ihm: "Hinter mich Satan" - Satan nennt er Petrus - weil "du nicht denkst wie Gott denkt, sondern wie die Menschen denken". Ein zweites Mal nennt er ihn das, die Wirklichkeit der Versuchung, ja die Gefahr der Verführung, ja das Wirken des Satan, beim Abendmahl, nach Lukas, als Jesus sagt: "Simon, Simon, der Satan hat verlangt, euch wie Weizen sieben zu dürfen. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wankt, und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder". "Der Satan hat verlangt euch sieben zu dürfen, wie Weizen...".

Und ein drittes Mal, schon aus seiner eigenen Erfahrung aus Rom, kurz vor seinem Martyrium, schreibt Petrus in seinem ersten Brief, und das spricht seine ganze Erfahrung aus: "Seid nüchtern und wachsam, denn der Teufel, der Widersacher geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könnte; widersteht ihm standhaft im Glauben." Petrus hat die Erfahrung gemacht, dass wir nicht nur gegen Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern gegen den Widersacher selbst. Er hat seine Schwächen erfahren, und deshalb konnte er so stark werden, weil er ganz auf die Kraft des Herrn vertraut hat.

Ich glaube, wir verstehen die Stärke des Petrus nur, wenn wir be- trachten, wie er die Erfahrung der Schwäche gemacht hat, seiner Ohnmacht, seines Versagens, seiner Umkehr, seiner Reue und die Erfahrung, dass der Herr ihn durch sein Gebet gestärkt hat. So kann Petrus Heilungen bewirken. Wenigstens drei Beispiele werden ausdrücklich genannt:

- Der Gelähmte von der goldenen Pforte.
- Der Äneas in Jope.
- Und die liebe Tabita, die Gazelle, die er sogar von den Toten auferweckt.

Petrus kann mit großer Stärke und Kraft handeln in der Gemein- de, manchmal auch erschrecken. Etwa Ananias und Saphira gegenüber, und das nicht aus eigener Macht heraus, sondern weil er erfahren hat, dass seine Stärke der Herr ist. Schließlich kann er, und das ist besonders bewegend - in der Vollmacht des Herrn verkündigen. Ist es nicht eigenartig, dass Petrus den Juden, dem Hohen Rat sagen kann: "Ihr habt Ihn verraten und ans Kreuz geliefert, Gott hat ihn aber auferweckt?" Er, Petrus, der selber Jesus verraten hat, kann, weil er um seine Schwäche weiß, weil er weiß, dass der Herr ihm vergeben hat, und dass er nicht aus seiner Vollmacht spricht, in der Wahrheit sagen: "Ihr habt Ihn verraten".

Nun, Petrus hat in Rom sein Leben hingegeben für den Herrn. Im Zirkus des Nero wurde er gekreuzigt, mit dem Kopf nach unten, um seinen Herrn ganz gleich zu werden. Sein Grab ist ganz sicher dort, wo heute die Mitte des Petersdom ist, genau unter der Kuppel. Dort wo heute der Papst die Messe feiert, sein Nachfolger.
Gelobt sei Jesus Christus!

 

 



 

 

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