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Weg zum Weltjugendtreffen - Katechese

Kardinal Dr. Christoph Schönborn - Katechesen
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Ich, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, begrüße sie und möchte sie einladen, meine Katechesen zu lesen.

Katechesen 1997
1
. Jahresreihe - 2. Katechese, 20.04.97

Weg zum Weltjugendtreffen

 

Weg zum Weltjugendtreffen

Ich begrüße Euch alle herzlich zu dieser 2. Katechese auf dem Weg zum Weltjugendtreffen, ein Wegstück, das wir gemeinsam gehen, und das heute unter dem Titel steht: "Kirche - Haus Gottes, Haus der Menschen".

Es ist nahe liegend, warum ich diesen Titel gewählt habe, wir beginnen heute mit der Domfestwoche, und der Dom ist ja schlechthin bei uns in der Diözese das Haus Gottes unter den Menschen, das Haus der Menschen vor Gott. Aber auch, weil die erste Katechese mit dem Wort der Jünger begonnen hat: "Meister, wo wohnst du?" und dann von der Begegnung mit Jesus gehandelt hat, ist es gut, heute darüber zu sprechen, wo wir Jesus begegnen. Wo ist der Ort, wo er wohnt?

Ich möchte mit einer persönlichen Erinnerung beginnen, ohne allzu autobiographisch zu sein. In meinem eigenen Glaubensweg, wenn ich versuche, darüber nachzudenken, muss ich sagen, die Begegnung mit Christus und die Begegnung mit der Kirche sind ganz, ganz untrennbar. Das ist nicht für alle so, ich habe es so erfahren. Ich habe sehr stark erfahren, dass die Kirche ein Zuhause ist. Das war sicher zuerst das Gotteshaus, die Pfarrkirche, die Erfahrung einer geheimnisvollen, wirklichen Gegenwart, der Gegenwart des Herrn, die Erfahrung seines Anrufs - Ihr versteht auch daher, warum ich darauf dränge, dass die Kirchen offen sein sollen. Es ist das eine einzigartige Möglichkeit, auch außerhalb der Eucharistiefeier dem Herrn zu begegnen und seiner Gegenwart im Altarssakrament. Das war aber dann untrennbar auch die Begegnung mit der Kirche als Gemeinschaft, das Ministrieren, die Katholische Jugend, die Jungschar, die Begegnung auch mit Priestern, mit meinem Heimatpfarrer, meinem Religionslehrer, und dann später, als ich ins Kloster eingetreten war, die Erfahrung des Ordens als Lebensgemeinschaft, als Kirche, und zugleich als Ort der Begegnung mit Christus. Diese Erfahrung (ist) weiter geworden und weiter, und ich muss sagen, ich empfinde das als Geschenk, nicht als eigenes Verdienst, ich habe die Kirche immer als eine große Bereicherung, als ein großes Geschenk erfahren, und als einen Ort großer Weite. Als ich dann Theologie studiert habe und durch den Orden, durch das Kloster vieles kennen gelernt habe, war es die Erfahrung, dass die Kirche der Ort einer großen geistigen Weite des Denkens ist. Die Begegnung mit den großen Kirchenlehrern, Kirchenvätern, mit Augustinus, mit den griechischen Kirchenvätern, mit dem hl. Thomas von Aquin, aber auch die lebendige Begegnung mit einigen ganz großen Theologen unserer Zeit, mit P. Yves Congar, dessen Krankenpfleger ich einige Zeit sein durfte, mit Hans Urs von Balthasar, sicher einer der größten geistigen Schöpfer unseres Jahrhunderts. Aber die Kirche hat sich mir auch gezeigt als ein Ort großer Künstler, in der Malerei, in der Dichtung, in der Musik, von der ich nicht so viel verstehe, aber die ich liebe - und so ist mir die Kirche früh schon erschienen als ein Ort einer großen Fruchtbarkeit, einer großen Lebendigkeit. Und dann waren es vor allem die großen Menschen, denen man in der Kirche begegnet - heute Lebenden oder auch in der Ge- schichte der Kirche, die ja auch Gegenwart bleibt. Ich denke hier an die vielen Kleinen, denen man als Priester begegnen kann, Unbekannten, aber vor Gott im Verborgenen Großen des Reiches Gottes, wunderbare Menschen, aber auch bekannten Menschen, von denen der Glaube so sprechend ausgeht. Ich denke ich darf hier ruhig einige Namen nennen: die Begegnung mit Maria Loley, die Begegnung mit Jelena Brajša, die Begegnung mit Benedict Groeschel und vielen anderen, in denen das Christentum so leuchtend sichtbar wird. Aber auch die großen Zeugen der Vergangenheit, die Heiligen. Was hat diese Kirche für wunderbare Menschen hervorgebracht. Das muss doch etwas sein, was mit der Kirche selber zu tun hat, die sind doch nicht groß, weil sie so zu sagen trotz der Kirche groß geworden sind: Jeanne d'Arc, Thérèse de Lisieux, Bernadette - die unermessliche Schar der Heiligen: Damian de Veuster, oder der heilige Bruder Konrad von Parzham, dessen Fest wir morgen feiern, der zusammen mit einem der größten Denker der Menschheitsgeschichte, mit dem hl. Anselm von Canterbury morgen von der Kirche verehrt wird. Die Kirche ist mir erschienen und erscheint mir mehr und mehr als ein Ort einer unglaublichen geistigen Weite, ein Lebensraum, in dem man tief und frei atmen kann. Weit und Licht durchflutet wie der Dom im Morgenlicht, und doch ein Ort der Geborgenheit, wie es auch der Dom ist. Und doch muss ich erleben, und Ihr erlebt es sicher auch (ich denke an die vielen Briefe von Ausgetretenen, die ich in den letzten Monaten beantwortet habe): Da kommt immer wieder eine schwere, eine massive Kritik an der Kirche, dass sie völlig daneben ist, völlig an der Zeit vorbeigeht, am Leben der Menschen. Und wir hören: im 19. Jahrhundert hat die Kirche die Arbeiter verloren, heute verliert sie die Frauen. Die Jugend hat sie schon verloren, so wird uns gesagt. Mehr noch: es wird gesagt, und immer wieder ist es zu hören: Die Kirche ist das letzte totalitäre Regime in diesem Jahrhundert. Ihre Geschichte ist eine lange Blutspur, eine Spur von Tränen und Blut. Und es werden genannt: die Kreuzzüge, die Inquisition, die Judenverfolgungen, die Hexenverbrennungen, die Religionskriege. Es gibt ein Buch, das trägt den Titel "Die Kriminalgeschichte des Christentums". Viele Menschen lesen dieses Buch. "Die Evangelien sind Lügenge- schichten", auch das findet man in Buchtiteln. Der Vatikan ist eine dubiose, um nicht zu sagen, mafiose Gesellschaft, so der angebliche Mord an Papst Johannes Paul I. Sind das zwei völlig verschiedene Wirklichkeiten? Leben wir in zwei verschiedenen Wirklichkeiten? So wie viele Menschen die Kirchen erleben, so wie ich sie erlebe, sind das zwei ganz getrennte Wirklichkeiten? Wer täuscht sich da? Mache ich mir Illusionen? Täuschen sich die an- deren? Oder täuschen sich beide Seiten? Vielleicht übertreiben sie? Vielleicht übertreibe ich, wenn ich die Kirche als einen wunderbaren, weiten Raum empfinde? Vielleicht übertreiben die, die von der "Kriminalgeschichte des Christentums" sprechen? Vielleicht ist die Kirche gar nicht so großartig, aber auch gar nicht so bösartig, sondern nur mittelmäßig, menschlich, und ein bissl banal. Und ist nicht oft die Erfahrung von Kirche eben die einer großen Mittelmäßigkeit?
Wie antworten wir den zahlreichen Kritikern, die heute an der Kirche kein gutes Haar lassen, vielleicht enttäuscht sind, negative Erfahrungen gemacht haben?
Ich möchte versuchen, ein wenig auf diese Fragen einzugehen. Zuerst einmal wäre es unerlässlich, dass wir die Kirche besser kennen, in ihrer Wirklichkeit, in ihrer Geschichte, in ihrer Gegen- wart. Und dass wir Schlagworte grundsätzlich nicht unkritisch über- nehmen, auch wenn sie immer wiederholt werden. Ich nenne eines, gerade in diesem Dom muss man es nennen: Das dumme, fürchterlich dumme Schlagwort vom "finsteren Mittelalter". Wenn man diesen Dom anschaut, wenn man ihn ein wenig erahnt, dann kann man nicht vom "finsteren Mittelalter" einfach so schlagwort- artig reden. Hätten wir heute die Kraft, die geistige, die schöpferische Kraft, einen solchen Dom zu bauen? Und haben wir in diesem Jahrhundert, das wie keines sich durch Massenmorde aus- gezeichnet hat, vom Genozid an den Armeniern angefangen im Jahr 1915 über den Genozid der Schoah an den Juden bis hin zu den Abermillionen Opfern des Gulag und den zahllosen Opfern im Mutterschoß getöteter Kinder - haben wir in diesem Jahrhundert Anlass, vom "finsteren Mittelalter" zu reden? Die Geschichte der Kirche des Mittelalters wie des Altertums wie der Neuzeit ist eine große und großartige Geschichte, und nichts von dem, was ich vorhin über die großen Denker und Künstler und die großartigen Menschen, die es in der Kirche gibt, gesagt habe, muss zurückgenommen werden: es gibt sie. Und zwar nicht nur als Randphänomene, die es halt zufällig auch gibt in der Kirche, sondern das ist das Herz der Kirche, das ist die Lebendigkeit der Kirche, ein Ort großer, größter denkerischer, künstlerischer, menschlicher Kreativität. Und wir dürfen voll Bewunderung auf diese Geschichte schauen und auch auf die Gegenwart der Kirche. Wo gibt es welt- weit eine solche Fülle an Gaben, an Begabungen, an Großherzigkeit, an Hingabe in allen Bereichen, in allen menschlichen Dimensionen?
Doch stimmt es natürlich auch, dass die Geschichte der Kirche eine blutige Spur ist, eine sündige Geschichte. Das beginnt damit, dass ganz zu Beginn alle Apostel Jesus verlassen haben, als es ernst wurde. In Jerusalem drohte die Kirche gleich zu Beginn zu zerbrechen, weil man sich stritt zwischen den griechisch und den hebräisch Sprechenden. Sprachenkonflikte, Nationalitätenkonflikte, Rivalitäten, Gruppeninteressen gab es von Anfang an. In Korinth gab es Parteiungen, so sehr, dass Paulus Sorge hatte, dass seine Gemeinde auseinander bricht. Paulus musste den Korinthern sagen, wie damals der Inzest vorgefallen ist, dass es unter ihnen Dinge gibt, die selbst unter den Heiden nicht vorkommen. Freilich, bei all diesen üblichen Schlagworten - Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennungen - ist immer wieder zu fragen, und ich bitte Sie, das zu tun - was wissen wir eigentlich darüber? Was weiß der, der dieses Schlagwort gebraucht, wirklich von der Inquisition? Oder von den Kreuzzügen? Wer weiß schon, dass die Inquisition am Anfang ein Fortschritt war? In einer willkürlichen Rechtspraxis, in der es keine "Inquisition", nämlich keine Untersuchungen gab, hat die Kirche eine ordentliche Prozedur eingeführt, eine saubere Gerichtspraxis. Nicht umsonst haben die Menschen Zuflucht gesucht beim kirchlichen Gericht, weil's dort menschlicher zugegangen ist als beim weltlichen Gericht. Was nicht heißt, dass die Inquisition nicht schwere Verirrungen gekannt hat, dass sie degeneriert ist, und dass dort Schlimmes geschehen ist.
Was wissen wir von der Kreuzzugsbewegung? Was für ein gewaltiger geistiger Aufbruch das auch war? Eine religiöse Bewegung, freilich bald auch mit großen Fehlverhalten degeneriert ist, die Schlimmes hervorgebracht hat, aber durchaus auch Großes, und vor allem sollten wir in unserem Jahrhundert behutsam sein im Urteil, im vorschnellen Urteil über Menschen früherer Zeit. Es geht nicht darum, Fehlverhalten zu rechtfertigen, aber es geht auch darum, dass wir nicht unbeschaut, unbesehen Vorurteile einfach übernehmen. Lasst Euch nicht gleich umwerfen von den üblichen Litaneien an Kritiken an der Kirche. Prüfen, ansehen, die wirklichen Fehler als Fehler benennen, aber nicht einfach oberflächlichen Schlagworten aufsitzen.
Nun aber müssen wir doch etwas tiefer gehen. Dann sehen wir, dass die Kirche ihre Größe nicht aus sich selber hat, nicht aus eigener Kraft, sondern dass sie groß ist durch ständige Bewegung. Die Kirche ist ja nicht etwas Starres, Unbewegliches, sie ist in ständiger Bewegung. Die Kirche ist eigentlich ein ständiger Verwandlungsprozess. Sie ist ein ständiger Prozess der Umkehr oder, wie Jesus sagt, der Bekehrung. Wenn wir hier im Dom einmal den Blick erheben auf die zweite Etage oder die erste Etage - wie man es nehmen will - dann sehen wir eine ganze Galerie von Figuren, die an den Pfeilern angebracht sind, ganz bewusst in dieser Höhe - nicht, damit man sie nicht sehen kann, sondern da- mit sie uns daran erinnern, dass die Kirche nicht nur die irdische, pilgernde Kirche ist, sondern auch schon die Kirche des Himmels - das sind die, die uns vorangegangen sind, sind die Heiligen, in großer Zahl hier im Dom auf halber Höhe rundum an den Pfeilern angebracht. Sie waren ja nicht von selbst dort oben, einmal waren sie hier unten. Einmal sind sie hier unterwegs gewesen, so zu sagen im Kirchenschiff, wie wir jetzt. Wie sind sie da hinauf gekommen? Nun, sicher durch die Steinmetze, die sie da hinauf gehoben haben. Aber der Weg dorthin war ein Weg der Verwandlung, und dieser Weg der Verwandlung ist der eigentliche Weg der Kirche. Durch diese Verwandlung wurden Menschen wie wir zu solchen da oben, zu Heiligen. Die Kirche ist nicht einfach fertig, wie der Dom nicht fertig ist. Ständig wird an ihm gearbeitet, seit 850 Jahren - inzwischen wissen wir, dass es sogar noch länger ist, seit den Ausgrabungen beim Riesentor wissen wir, dass es vor dem Dom, der 850 Jahre alt ist, noch zwei Kirchen gegeben hat. Die Kirche ist nicht einfach fertig, sie wird ständig bearbeitet, ständig ist sie in Wandlung, so wie dieser Dom vom romanischen zum gotischen, zum barockisierten, zum wieder aufgebauten geworden ist. Und wenn wir die Dombauhütte beobachten: Sie sind ständig an der Arbeit. Er wandelt sich ständig. Und so ist der Dom ein Bild dafür, dass wir alle in einem Umwandlungsprozess sind, von sündigen Menschen zu heiligen Menschen. Die Kirche ist im Wer- den, sie wandelt sich. Und dieser Wandlungsprozess macht eigentlich erst die Kirche aus, das heißt, wir sind nur in dem Maß Kirche, in dem wir selber verwandelt werden, in dem an uns eine Arbeit geschieht. Wer einmal in der Dombauhütte zugeschaut hat, wie die Steinmetze einen Steinblock hernehmen, ihn bearbeiten, zuerst grob, dann immer feiner, bis am Schluss alle Fialen, alle Details des Steins herausgearbeitet sind, der hat ein sehr schönes Bild, was die Kirche ist und was an uns geschieht, damit wir Kirche werden, dass der große Dombaumeister, dass der Herr uns in Arbeit nimmt, an uns arbeitet. Wir sind nicht fertige Heilige, wir werden es durch die Umwandlung, die an uns geschieht. Als Jesus die ersten Jünger rief, waren sie noch weit davon entfernt, die heiligen Apostel zu sein, die am Riesentor neben Christus, um Christus versammelt sind. Jesus hat mit ihnen einen langen Weg zu gehen gehabt, einen mühsamen Weg der Wandlung, der Verwandlung. Jesus musste sie bearbeiten. Er musste sie in die Schule nehmen, und allmählich hat er ihr Leben gewandelt. Sie haben zugestimmt, dass diese Wandlung an ihnen geschieht. Jetzt sind sie vollendet, jetzt sind sie wirklich Kirche. Wir sind noch nicht wirklich Kirche. Das Wort "Kirche sind wir alle" stimmt nur dann, wenn man dazusagt "Kirche im Werden sind wir hoffentlich alle", das heißt, wir sind Kirche in dem Maß, in dem der Herr uns bearbeitet, in dem wir uns von ihm bearbeiten lassen. Ich weiß nicht, wie weit Euer Katechismuswissen reicht (das ist eine un- höfliche Frage, ich setze voraus, dass es sehr gut ist): Es gibt drei Dimensionen der Kirche: die pilgernde Kirche, das sind wir, unterwegs auf dieser Erde, unterwegs zum Weltjugendtreffen, eine Wallfahrt, eine Pilgerfahrt, ein Bild für unser Leben. Es gibt die triumphierende Kirche, die Kirche des Himmels, und es gibt, wenn man hier hinuntersteigt in die Gruft, die Erinnerung daran, dass es die leidende oder die in der Läuterung sich befindende Kirche gibt, also jene, die noch nicht vollendet sind in ihrer Läuterung, die aber schon aus diesem Leben geschieden sind. Aber es ist nur eine Kirche, diese drei Stände oder Zustände der Kirche. Als pilgernde Kirche sind wir als Sünder in dieser Kirche. Wir bringen unsere Fehler mit in diese Kirche herein, und deshalb ist das Bild der Kirche eben das, was wir bieten, mit unserem Streit, unserer Uneinigkeit, unseren Fehlern, aber auch mit dem, was wir an Zustimmung zum Werk des Herrn bringen, was Er an uns tun kann, und in dem Maß, wie wir zustimmen, dass der Herr an uns arbeitet, in dem Maß, wie wir neue Menschen werden, wird auch die Kirche ein neues Antlitz zeigen. Die Heilige Schrift nennt die Kirche "das Zelt Gottes unter den Menschen", ein Zelt ist noch nicht das end- gültige Haus. Dieser Dom ist noch nicht das endgültige Haus Gottes. Er ist 850 Jahre alt, er wird nicht ewig stehen. Einmal wird dieser Dom nicht mehr sein. Dann wird das Zelt Gottes unter den Menschen auch nicht mehr sein. Aber das Haus Gottes, die ewige Kirche, wird dann vollendet sein. In der pilgernden Kirche gibt es alles Erdenkliche, Gute, Böse, das wussten die Menschen des "finsteren Mittelalters", des angeblich so finsteren Mittelalters, und darum haben sie im Dom an vielen Stellen signalisiert, dass das christliche Leben ein Kampf ist. Da gibt es Kröten und Schlangen, wilde Tiere, Ungetüme, Dämonen - alles das findet man im Dom, am Riesentor, bei den Wasserspeiern, auf der Pilgramkanzel hinten, und damit sagen sie uns: Der Weg der pilgernden Kirche ist ein Kampf, ein Kampf mit dem Bösen (sächlich und männlich - das Böse und der Böse), mit der Wirklichkeit des Bösen in uns und um uns. Der christliche Weg ist ein Kampf, daran erinnert uns das Hochaltarbild, Stephanus ist gesteinigt worden, er stirbt für den Glauben. Ohne Kampf keine Kirche, ohne Kampf keine Verwandlung, und wenn es großartige Menschen in der Kirche gibt, dann deshalb, weil sie eine Wandlung durchgemacht haben.
Damit wir Kirche werden, bedarf es der Verwandlung. Wir sind nicht einfach Kirche, wir werden zur Kirche. Kirche aus lebendigen Steinen werden wir, wenn der Kampf des christlichen Lebens von uns wirklich aufgenommen wird, wenn wir bereit sind, diesen Kampf zu kämpfen, wie Paulus am Ende seines Lebens sagt:
"Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt."

 

 



 

 

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