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- Namenspatrone -
Gedenktag Unserer Lieben
Frau in Jerusalem
(21. November)
1. Lesung: Hos 6, 1-6 |
Der "Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem" "erinnert an die
Weihe der Basilika zu Ehren der Gottesmutter, die 543 in der Nähe des Tempels
in Jerusalem fertig gestellt wurde." Im Volksmund hieß dieser Gedenktag früher
auch "Maria Opferung".
Ursprünglich feierte man den "Einzug der heiligen Mutter Gottes in den
Tempel. Gemeint ist damit die Darstellung und Darbringung Marias im Tempel durch
ihre Eltern Joachim und Anna. Darüber wird in den vier kanonischen Evangelien
nichts berichtet: die Überlieferung stützt sich vor allem auf das apogryphe
(unechte) Protoevangelium des Jakobus."
Die Darstellung Mariens "wurde im Orient ... als hoher Festtag begangen und
durch die Kreuzzüge in Rom bekannt."
Allerdings ist sie "als geschichtlicher Vorgang sehr fragwürdig; richtiger
wird es sein, Maria selbst als den lebendigen Tempel Gottes zu ehren; durch das
vorbehaltlose Ja zu ihrer Berufung ist Maria die heilige Stadt Gottes geworden,
die Erfüllung des alten Jerusalem und das Urbild der christlichen Kirche."
Wüssten wir nicht Bescheid über den ursprünglichen Gehalt des Festes, so müssten
wir selber darüber nachdenken und Überlegungen anstellen, was ein Gedenktag
"Maria Opferung" zum Inhalt haben könnte.
Ich würde sagen: Maria war immer zum Opfer bereit.
Und ich glaube, es ist tatsächlich ein wesentlicher Inhalt des heutigen
Gedenktages, über diese Haltung und Gesinnung Mariens nachzudenken: Maria war
immer zum Opfer bereit. -
Ich erinnere mich noch an eine Wallfahrt nach Frauenberg bei Admont, wo die
Wallfahrtskirche zum Gedenken an "Maria Opferung" der Gottesmutter
geweiht war.
Ein bisschen möchte ich von dieser Kirche, die ja durch ihr Patrozinium das
Anliegen des heutigen Gedenktages beinhaltet, erzählen:
Sie steht landschaftlich wunderbar gelegen auf einer Anhöhe, die sich mitten in
einem Gebirgstal erhebt. Auf dem Berg der Kirche entdeckte man bei Ausgrabungen
sehr Interessantes:
"Der Frauenberg scheint immer einer Muttergottheit geweiht gewesen zu sein,
denn es fanden sich unter dem ehemaligen Schulhaus Reste einer römischen
Tempelanlage mit einer Inschrift, die auf die ägyptische Göttin Isis hinweist.
... Die Ausmaße des Tempels auf dem Frauenberg waren 20 mal 11 Meter. Nicht
ganz die Hälfte davon war ... das eigentliche Heiligtum, in deren Apsis
wahrscheinlich eine Statue der Göttin stand."
Ist diese alte Kultstätte heute ein Heiligtum der Gottesmutter, so hat das
besondere Aussagekraft: Die heidnische Göttin wird nicht durch Maria ersetzt! -
Maria ist nicht Göttin, sie ist Mutter Gottes. Die Frau an der Stelle der Göttin
verweist auf einen anderen, auf Jesus Christus, den Mensch gewordenen Gottessohn.
Sie anstelle der Göttin ist ein Bekenntnis zu Jesus Christus. Er allein ist
"wahrer Gott und wahrer Mensch" .
An der vorchristlichen Kultstätte wurden einer fremden Gottheit Opfer
dargebracht, meist um sie gnädig zu stimmen. - Die Botschaft von Jesus Christus
ist anders:
Erstens ist es nicht der Mensch, der ein Opfer darbringt. Gott ist zunächst der
Gebende, der Mensch der Empfangende. Die Opfergabe ist Christus. Er ist der
Gebende und die Opfergabe zugleich. Das Opfer wird also nicht vom Menschen
dargebracht, sondern von Gott dem Menschen geschenkt; der Mensch erfährt sich
als der Beschenkte:
"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben
hat."
Zum zweiten geht es nicht darum, einen Gott gnädig zu stimmen. Wieder ist es
umgekehrt, dass Gott uns umstimmen und anders haben möchte:
"Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer." - Dieser Satz, zweimal von
Jesus ausgesprochen, befindet sich schon im Alten Testament, beim Propheten
Hosea. - Gott ist ein Gott der Liebe, und diese Liebe möchte uns umgestalten.
- Gerade in der Liebe erfahren wir Gott als den Gebenden; der Mensch aber ist
der Empfangende, der Beschenkte und Weitergebende.
"Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass
er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat."
Er hat uns zuerst geliebt, und alles im Leben, der Glaube an Gott und jede
Liebe, die wir empfangen und erwiesen haben, ist Antwort auf diese eine Liebe,
die uns von Gott her geschenkt ist.
Die Opfer, die von uns im Leben verlangt sind, sind eine Antwort auf das
Geliebt sein von Gott. - Wenn Gott uns so sehr geliebt hat, müssen dann nicht
auch wir einander lieben?
Wenn von uns nun ein Opfer verlangt ist, dann in der Gemeinschaft mit Christus,
weil er uns zum Gebot der Liebe verpflichtet und uns in seine Nachfolge gerufen
hat: "Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz
auf sich und folge mir nach."
In Maria erkennen wir, wie man in rechter Weise Gott ein Opfer darbringt; wie
man sich in rechter Weise mit Jesus Christus, der eigentlichen Opfergabe,
verbindet.
Schon bei der Berufung Mariens, die Mutter Jesu zu werden, zeigt sich, wie sehr
Maria schon vorweg eins geworden ist mit Jesus Christus, der am Ölberg zu Gott,
dem Vater, gebetet hat: "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe." -
Das JA zum Willen des Vaters, das ist schon das erste Opfer, das Maria bringt im
Hinblick auf Jesus Christus. - Und wir alle sind dazu bestimmt, Christus ähnlich
und ihm gleichförmig zu werden.
Wenn wir die heilige Messe feiern, beten wir ja auch im "Vater unser"
: "dein Wille geschehe" . - Das soll dann aber weniger ein Opfer sein,
als viel mehr noch ein Vertrauen, ein sich Auftun für das Beschenkt sein von
Gott.
Die ganze Messfeier zeigt das Wesen des christlichen Opfers. Jesus ist der
Gebende: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird" ;
"mein Blut, das für euch ... vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
- Und wir sind die Beschenkten, die Empfangenden, die von Gott her geliebt sind.
"Jesus sagt: 'Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben ... Wer mein Fleisch isst und
mein Blut trinkt, hat das ewige Leben ... er bleibt in mir und ich bleibe in
ihm' ."
Amen.
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