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- Namenspatrone -
Sel. Maria Restituta Kafka,
Märtyrin I
(29. Oktober)
Lesung: 1 Kor 1, 18-31 |
Kyrie:
Herr Jesus Christus. Du rufst die Menschen, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich unser.
Du schenkst uns neues Leben. Christus, erbarme dich unser.
Du lässt uns mit dir auferstehen. Herr, erbarme dich unser.
Tagesgebet:
"Barmherziger Gott, wir danken dir,
dass du uns in der seligen Märtyrerin Restituta
eine starke Frau geschenkt hast.
Unermüdlich in Worten und Taten der Liebe
hat sie Kranken und Schwachen
den heilenden Christus sichtbar gemacht
und in der Verfolgung
Glauben und Menschenwürde verteidigt.
Lass auch uns auf ihre Fürsprache hin
geradlinig, furchtlos und treu bekennen:
im Kreuz ist Heil, Leben und Hoffnung."
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Predigt/Homilie:
"In Erinnerung an Schwester Restituta hat die Gemeinde Wien am 8.
Oktober 1992 eine Wohnhausanlage im 5. Bezirk mit "Maria-Restituta-Hof"
benannt. Der Text der Gedenktafel lautet:
MARIA RESTITUTA HOF
Sie trat im 20. Lebensjahr in die Kongregation der Schwestern des III. Ordens
des heiligen Franziskus, genannt 'von der christlichen Liebe', ein und wurde im
Krankenhaus Lainz (Wien) in der Krankenpflege ausgebildet. Ab 1919 wirkte sie als
Operationsschwester im Krankenhaus Mödling. Ihr furchtloses Eintreten für
Glaube und Menschenwürde brachte sie bald in Konflikt mit der
nationalsozialistischen Diktatur. Von einem SS-Arzt denunziert, wurde sie 1942
wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' zum Tode verurteilt und am 30. Mai 1943 im
Landesgericht Wien enthauptet."
Wollen wir einen genaueren Blick auf die Selige werfen, so erkennen wir zunächst
einmal nach außen hin die Körperfülle. Sr. Restituta hatte eine sehr
menschliche Seite: Nach schweren Operationen - und dem sicher sehr anstrengenden
Dienst von Verausgabung - war ihre Kraftquelle nicht nur Gebet, sie gönnte sich
oftmals auch ein Gulasch und ein Krügel Bier.
Schauen wir aber mehr auf die "geistlichen" Qualitäten dieser große
Frau:
Als geistliche Schwester lebte sie ganz bewusst in der Weisheit und aus der
Kraft des gekreuzigten Herrn. - Ihr Dienst als Operationsschwester
war durchdrungen von dieser Geisteshaltung, nach dem Vorbild des sich
hingebenden Jesus für die Menschen da zu sein. - "Das Kreuz ist wohl der
beste Lehrmeister" , schrieb sie in einem ihrer letzten Briefe.
Bekannt ist, dass Sr. Restituta sich sehr dafür eingesetzt hat, dass die Kreuze
nicht aus den Krankenzimmern entfernt werden. Das war damals angeordnet worden
und entsprach dem Wesen der Nationalsozialisten.
"Der Widerstand, den eine Krankenschwester in ähnlicher Situation im
Wiener 'Allgemeinen Krankenhaus' geleistet hat, wurde mit Strafversetzung
geahndet. Zu gleichen Auseinandersetzungen kam es gelegentlich auch in den
Schulen, da die Kruzifixe aus den
Klassenzimmern verschwinden sollten. ... Im Mödlinger Krankenhaus
aber hatte die Dienerin Gottes sich durchgesetzt: die Kreuze blieben." -
Bei einem Krankenbesuch im Pflegeheim Lainz mußte ich feststellen, dass dort
keine Kreuze mehr in den Krankenzimmern angebracht sind. Es ist sehr traurig,
dass
nach dem letzten Ausmalen der Räume - denn die übermalten Haken waren deutlich
noch zu sehen - irgend jemand angeordnet hat, dass die Kreuze nicht mehr aufgehängt
werden. - Man hat einfach vergessen ... wohl aber auch auf die Würde der
Menschen, die bis zu ihrem Tod auf leere Wände starren ...
Sr. Restituta könnte uns daran erinnern, dass wir uns - auch in der heutigen
Zeit - mehr einsetzen müssten für das Zeichen, das viele nicht mehr verstehen.
- Das Kreuz ist nicht nur Torheit und Ärgernis! - Wo sind die Christen, die aus
eigener Erfahrung bezeugen, was das Kreuz in Wahrheit bedeutet? - Es ist das unüberbietbare
Zeichen, wie sehr Gott uns liebt!
Sr. Restituta wurde aber nicht hingerichtet wegen dieser
"Kreuzesgeschichte". - Sie erbat sich eine Abschrift eines "hochverräterischen"
Soldatenliedes, und es wurde ihr vorgeworfen, das "Soldatenlied" zwei
Ordensschwestern vorgelesen zu haben. Diese "Straftat" und allein die
Vermutung, dass sie die Absicht gehabt habe, es einem größeren Personenkreis
zugänglich zu machen, begründeten das Todesurteil.
Der Text des Soldatenliedes lautete:
"Erwacht Soldaten und seid bereit,
gedenkt eures ersten Eid,
für das Land, in dem ihr gelebt und geboren,
für Österreich habet ihr alle geschworen.
Das sieht ja schon heute jedes Kind,
dass wir von den Preußen verraten sind.
Für die uralte heimische Tradition
haben sie nichts als Spott und Hohn.
Den altösterreichischen General
kommandiert ein Gefreiter von dazumal.
Und der österreichische Rekrut
ist für sie nur als Kanonenfutter gut.
Zum Beschimpfen und Leuteschinden
mögen sie andre Opfer finden.
Mit ihrem großen preußischen Maul
sind sie uns herabzusetzen nicht faul.
Dafür haben sie bis auf den letzten Rest
die Ostmarkzitrone ausgepresst.
Unser Gold und Kunstschätze schleppten sie gleich
in ihr abgewirtschaftetes Nazireich.
Unser Fleisch, Obst, Milch und Butter
waren für sie ein willkommenes Futter.
Sie befreiten uns und ehe man es glaubt,
hatten sie uns gänzlich ausgeraubt.
Selbst den ruhmvollen Namen stahl uns die Brut
und jetzt wollen sie auch noch unser Blut.
Der Bruder Schnürschuh ist nicht so dumm.
Gebt acht, er dreht die Gewehre um.
Der Tag der Vergeltung ist nicht mehr weit.
Soldaten gedenkt eures ersten Eid."
Im Foyer des Krankenhauses Mödling erinnert eine Gedenktafel an
Sr. Maria Restituta - Helene Kafka:
"Sie diente den Kranken in diesem Hause von 1919-1942 und starb am 30. März
1943 im Landesgericht Wien auf dem Schafott für ihren Glauben und die Freiheit
Österreichs."
Amen.
Fürbitten:
Ein trauriges Kapitel der Geschichte wird uns in Erinnerung gerufen. Wir wollen
schnell wieder vergessen, mit dem Vorsatz: Nie wieder Krieg! Die Realität aber
zeigt, dass die Wirklichkeit des Bösen noch immer die Menschheit bedroht. Darum
beten wir in den Fürbitten:
1. Herr Jesus Christus. Bewahre die Menschheit vor weiteren Kriegen, lass in
wahrhaft christlicher Gesinnung alle Menschen immer den Frieden als
höchstes Gut anstreben.
2. Lass alle Völker der Erde reifen in der Erkenntnis der gleichen Menschenwürde
von Mann und Frau.
3. Wecke Ehrfurcht vor dem Leben, sei es in der Kraft voller Gesundheit, noch im
Heranreifen in der Geborgenheit des Mutterleibes, oder schon angewiesen auf
Hilfe und Pflege.
4. Stehe allen bei, die sich in der Krankenpflege und in den Heimdiensten um
Hilfsbedürftige bemühen, dass sie mit viel Geduld Boten deiner Liebe sind.
5. Berufe viele junge Menschen, dir und den Kranken in der Liebe das Leben zu
weihen.
6. Erbarme dich derer, die auf grausame Weise hingerichtet wurden, der Opfer des
Krieges - und all derer, die unvorbereitet und auf unfreiwillige Art aus dem
Leben geschieden sind: Nimm sie auf in deine Liebe.
Allmächtiger Gott. Dein Sohn hat für uns sein Leben hingegeben am Holz des
Kreuzes. Präge zutiefst in unsere Gesinnung ein, was freudig unser Lobpreis
ist: "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung."
Dir sei Dank und alle Kraft der Liebe - durch Christus, unseren Herrn.
Gabengebet:
Gott, unser Vater,
am Gedenktag deiner seligen
(beim Gedenken an deine selige)
Märtyrerin Maria Restituta Kafka
rufen wir zu dir:
Gewähre uns jene Treue
im Bekenntnis zu deinem Namen,
die du ihr geschenkt hast,
und nimm unsere Gaben an,
wie du das Opfer ihres Lebens angenommen hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Schlussgebet:
Herr, unser Gott,
du hast im Leben deiner Märtyrer
das Geheimnis des Kreuzes aufleuchten lassen.
Stärke uns durch das Opfer, das wir gefeiert haben,
damit wir in der Nachfolge Christi ausharren
und in deiner Kirche zum Heil der Menschen wirken.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
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