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- Namenspatrone -
Hl. Christophorus, Märtyrer
(24. Juli)
Lesung: Sir 51, 1-8 |
Predigt/Homilie:
Wir alle kennen den Heiligen, der das Christuskind auf seiner Schulter durch den
Fluss trägt. Kein Wunder, dass ein so Dargestellter zum Patron der Reisenden
wird.
Ich möchte Ihnen die Geschichte - die Legende - des Heiligen erzählen - in
einer Fassung, wie sie im 13. Jahrhundert niedergeschrieben wurde:
"Christophorus war von gewaltiger Größe ... und maß zwölf Ellen in der
Höhe. Einst kam ihm in den Sinn, den mächtigsten Herrn zu suchen, der in der
Welt wäre. So fand er einen König, von dem ging die Rede, dass es keinen größeren
Fürsten in der Welt gebe. Der König nahm ihn mit Freuden auf und hieß ihn
bleiben auf seinem Hof. Eines Tages aber sang vor dem König ein Spielmann sein
Lied, darin des Teufels Name gar oft genannt war. Der König zeichnete seine
Stirn mit dem Zeichen des Kreuzes, sooft des Teufels Name genannt ward. Als
Christophorus das sah, sprach er: 'Fürchtest du den Teufel, so ist offenbar,
dass
er größer und mächtiger ist als du. Darum leb wohl, denn ich will den Teufel
selbst suchen, dass er mein Herr sei.' Also machte er sich auf, den Teufel zu
suchen.
Auf seinem Weg traf er eine große Ritterschar. Darunter war einer wild und
schrecklich anzusehen. 'Ich suche den Herrn der Welt', sprach Christophorus.
'Ich bin der, den du suchst', sagte der Ritter. Da gelobte ihm Christophorus
seinen Dienst ... Als sie nun miteinander dahin zogen, kamen sie ... auf eine
Straße, da war ein Kreuz am Wege erhöht. Sobald der Teufel das Kreuz sah, floh
er voll Furcht und ließ die Straße. Christophorus wunderte sich darüber und
fragte ihn, warum er den geraden Weg verlassen habe. Der Teufel wollte es ihm in
keiner Weise sagen, doch schließlich sprach er: 'Es ist ein Mensch gewesen,
Jesus mit Namen, den hat man ans Kreuz geschlagen. Und wenn ich dieses Kreuzes
Zeichen sehe, so fürchte ich mich sehr und muss es fliehen.' Sprach
Christophorus: 'So ist dann dieser Jesus größer als du! Lebe wohl, denn ich
will von dir scheiden und Jesum suchen.'
Er suchte lange Zeit. Zuletzt kam er zu einem Einsiedler, der sprach zu
Christophorus: 'Der Herr, dem du dienen willst, begehrt, dass du viel fastest.'
'Er fordere von mir ein anderes Ding, denn dies vermag ich nicht zu tun.' Sprach
der Einsiedler: 'Es ist Not, dass du viel betest.' Antwortete Christophorus:
'Ich weiß nicht, was das ist, und ich kann ihm darin nicht folgen.' Da sprach
der Einsiedler: 'Weißt du den Fluss, darin viele Menschen umkommen, wenn sie
hinüber wollen?' Christophorus: 'Ja, ich weiß ihn.' Und der Einsiedler sprach:
'Du bist groß und stark: setze dich an den Fluss und trage die Menschen hinüber,
so wirst du Jesus dem Herrn gar genehm sein, dem zu dienen du begehrst. Und ich
hoffe, dass er sich dort wird offenbaren.' Sprach Christophorus: 'Das vermag ich
wohl und will ihm hierin dienen.'
Also ging er an den Fluss und baute sich dort eine Hütte. Er nahm eine große
Stange, auf die er sich im Wasser stützte und trug die Menschen alle hinüber,
ohne Unterlass.
Als er einst in seiner Hütte ruhte, hörte er, wie eines Kindes Stimme rief:
'Christophorus, komm heraus und setz mich über!' Und da er hinaus ging, fand er
ein Kind am Ufer, das bat ihn gar sehr, dass er es hinübertrage. Christophorus
nahm das Kind auf seine Schulter, ergriff seine Stange und ging ins Wasser. Aber
siehe, das Wasser wuchs höher und höher, und das Kind ward so schwer wie Blei.
Je weiter er schritt, je höher stieg das Wasser, je schwerer ward ihm das Kind
auf seinen Schultern; also dass er in Angst kam und fürchtete, er müsste
ertrinken. Und nachdem er mit solcher Mühe durch den Fluss war geschritten,
setzte er das Kind nieder und sprach: 'Du hast mich in große Gefahr gebracht,
Kind, bist auf meinen Schultern so schwer gewesen. Hätte ich alle diese Welt
auf mir gehabt, es wäre nicht schwerer gewesen.' Das Kind antwortete: 'Das soll
dich nicht wundern, Christophorus. Du hast nicht allein alle Welt auf deinen
Schultern getragen, sondern auch den, der die Welt erschaffen hat. Und damit du
siehst, dass ich die Wahrheit rede: Nimm deinen Stab, sobald du wieder hinüber
gegangen bist und stecke ihn neben deiner Hütte in die Erde. Er wird blühen
und Frucht tragen.' Christophorus aber ging hin und pflanzte seinen Stab in die
Erde; und
als er des Morgens aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte."
Die Legende des Heiligen ist wie eine Katechese, die aufzeigt, worauf es in
einem christlichen Leben ankommt.
Zu Beginn wird die Frage gestellt: Wofür lebe ich eigentlich? Wem nützt und
dient mein Leben? Welche Aufgabe stellt sich mir? - Am Anfang der Geschichte
geht es also um die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Christophorus dient verschiedenen Herren. Er macht sich auf den Weg, und es fällt
mir dazu das Wort des ersten Thessalonicherbriefes ein: "Prüft alles, und
behaltet das Gute!"
Erst im Hören auf den Rat eines Weisen findet er zu Jesus Christus. Wie Jesus
sich ihm offenbart, ist sicher außergewöhnlich, nicht aber, wie er seinen Fähigkeiten
entsprechend Gott zu dienen sucht.
Christophorus hat einfach nicht die Begabung Klosterschwester, Betbruder oder
irgend etwas "Frommes" zu werden. Er ist auch nicht
"studiert", dafür aber stark. Und dieses eine Talent stellt er in den
Dienst des Gottes - zunächst aber in den Dienst des Nächsten.
Sie erinnern sich an das Gleichnis von Talenten - und auch an das Gerichtswort
Jesu: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt
ihr mir getan." -
Jesus offenbart sich dem Gottsuchenden als Kind! - Christophorus entdeckt, dass
Christusnachfolge nicht nur Kreuztragen bedeutet, dass sie auch zu tun hat mit
einem Kind. Eine wahre Christusgemeinschaft bedeutet sogar für den Christusträger:
Kindwerdung! - "Wenn ihr nicht ... wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht
in das Himmelreich kommen." -
Ja, auch wir sollen "Christusträger" sein. Durch das Wasser der Taufe
sind wir schon hindurch geschritten, und wir tragen Christus in uns!
Man sieht Jesus nicht auf unseren Schultern, sichtbar soll er werden in einem
christlichen Leben. - "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit
sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."
Amen.
Fürbitten:
1. Herr Jesus Christus. Wir beten für alle Reisenden, für alle, die im Straßenverkehr
unterwegs sind, dass sie glücklich an ihr Ziel und gesund wieder nach Hause
kommen.
2. Lass auch in der heutigen Zeit viele Menschen Gott suchen, und gib, dass sie
sich gerne in deinen Dienst stellen.
3. Öffne unsere Augen für die Not der anderen, und lass uns erkennen, wo wir
helfen können.
4. Schenke der Kirche nach dem Vorbild des heiligen Christophorus Christen der
Tat.
5. Neben der tätigen Nächstenliebe lass uns immer wieder Orte der Stille und
des Gebetes suchen, dass wir auf dich hören und um deine Nähe wissen.
6. Für alle, die in der Mission tätig sind, dass sie mit der Frohen Botschaft
die Menschen erreichen.
7. Erbarme dich unserer Verstorbenen und vergilt ihnen all das Gute, das sie in
ihrem Leben für andere getan haben.
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