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- Namenspatrone -
Hl. Thomas, Apostel
(3. Juli)
Lesung: Eph 2, 19-22 |
Predigt/Homilie:
Dem oft so genannten "ungläubigen" Thomas wird eigentlich Unrecht
getan, denn er war gar nicht ungläubig: Sein Bekenntnis: "Mein Herr und
mein Gott" , ist sicher ein ergreifender Höhepunkt des heutigen
Evangeliums.
Zugegeben, er hatte zunächst seine Zweifel. - Aber, wer hat das nicht? -Selbst
Maria, die Mutter der Glaubenden, hat nicht gleich die Botschaft des Engels
unreflektiert angenommen. "Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann
erkenne?" fragt sie, bevor sie gläubig das Gotteswort annimmt.
Der heilige Thomas steht den Menschen von heute sehr nahe, sein Beispiel kommt
den vielen entgegen, die auch im Glauben ihren Zweifel haben.
Wie viele vertreten die Meinung des Thomas: "Wenn ich nicht ... sehe ...,
glaube ich nicht." - Er glaubt nicht dem, was er hört, was ihm erzählt
wird.
Und damit angesprochen ist genau die Situation der Glaubensweitergabe auch
heute, denn der Glaube kommt vom Hören. Viele hören die Frohe Botschaft, der
Glaube wird verkündet durch die Kirche, im Elternhaus, im Religionsunterricht,
und trotzdem fehlt es an der Antwort, fehlt es am Glauben.
Ja, die Menschen wollen sehen! Das Wort allein genügt nicht in der Weitergabe
des Glaubens. - Mit Recht, denn der Glaube ohne Werke ist tot, das Wort allein zählt
nicht ohne Tat. Erst an einem vorgelebten Beispiel wird ersichtlich, was der
Glaube bedeutet.
Jesus preist selig alle, "die nicht sehen und doch glauben." Damit ist
ein Vertrauen angesprochen. Thomas hat nicht geglaubt, was ihm gesagt wurde, er
wollte selber seine eigene Erfahrung machen.
Und dieser Wunsch des Thomas ist in keiner Weise verwerflich. Im Gegenteil, der
Glaube sollte immer gereift sein in einer persönlichen Begegnung mit Jesus
Christus. Nur: der Weg zu dieser "Erfahrungsverbundenheit" ist oft
sehr weit, oft schwierig, ja, oft sogar ein Leben lang.
Erinnern wir uns an die Jünger, die unterwegs waren auf dem Weg nach Emmaus:
Jesus ging mit ihnen, aber sie erkannten ihn nicht, sie waren "wie mit
Blindheit geschlagen" . - Auch sie haben nicht gesehen. Oder sagen wir
besser: Sie haben schon gesehen, aber Jesus nicht erkannt.
Auch wir sehen sehr gut und sehr viel; wir sehen sogar Jesus, wenn wir auf das
Kreuz schauen; aber wir anerkennen ihn nicht als den Herrn über Leben und Tod,
als den, der ein und alles sein muss für mein Leben.
Der Glaube ist Antwort auf ein angesprochen Sein; er ist aber auch Gnade, ein
Geschenk des sich uns offenbarenden Gottes. - So beten wir in dieser Messfeier
auch darum, dass Gott, der Herr, sich uns offenbart:
"Gib uns ... die Gnade, an Christus zu glauben, ohne dass wir ihn
sehen" . So heißt es im Schlussgebet der heutigen Messe. - Noch besser
aber gefallen mir die Worte, mit denen der heilige Thomas von Aquin betet:
"Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht."
Amen.
Fürbitten:
1. Herr Jesus Christus. Stärke in unserer Pfarrgemeinde das Bewusstsein, deine
Kirche auf dem Fundament der Apostel zu sein.
2. Sei wirklich der feste Boden und Halt für alle, die im Leben auf dich bauen.
3. Für alle Menschen, die sich schwer tun im Glauben, die ringen und zweifeln,
dass sie durch ein bestimmtes Erlebnis im Glauben gefestigt werden.
4. Entfache in Kirche und Welt das Bestreben, alles zu tun, um den Frieden zu
sichern.
5. Lass unsere Verstorbenen dich von Angesicht zu Angesicht schauen und so
erfahren, was jetzt noch unseren Blicken verborgen ist.
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