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Hl. Johanna von Orléans
(30. Mai)

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

Lesung: 1 Kor 1, 25-31
Evangelium: Mt 10, 16-25

 

zu Beginn:

Eine "streitbare" Frau, die in ihrem Gewissen den Anspruch Gottes erkannte, war Johanna, die Jungfrau von Orléans. - Ein Wort der Heiligen soll zu Beginn des Gottesdienstes ein Beitrag sein zur Gewissenserforschung:

"Wenn ich nicht in der Gnade Gottes bin, so möge Gott mich darein versetzen. Wenn ich darin bin, möge Gott mich darin erhalten. Ich wäre der unglücklichste Mensch der Welt, wenn ich wüsste, dass ich nicht in der Gnade Gottes stünde." 

Gnade heißt Zuwendung, Nähe, Erbarmen, Liebe ... - Nichts soll uns trennen von dem, der uns liebt ...

(Kyrie)

Predigt/Homilie:

"Die Nationalheldin und -heilige Frankreichs 'Jeanne d´Arc'" wurde erst im 20. Jahrhundert - im Jahre 1920 - heilig gesprochen.

"Ihr Auftreten umfasst nur eine ganz kurze Zeitspanne: als siebzehnjähriges Mädchen zog sie aus, um das von England besetzte Frankreich zurückzuerobern, und starb als Neunzehnjährige nach unvergleichlichen Siegeszügen auf dem Scheiterhaufen." - Tag der Hinrichtung war der 30. Mai 1431. 

Im 19. Jahrhundert "wurden die noch vollständig erhaltenen Prozessakten veröffentlicht." - Aus ihnen erfahren wir über ihr Leben, über ihr Wirken, aber auch über das Verbrechen, das an ihr geschehen ist.

Mit 13 hatte sie "Visionen" - Erscheinungen: Sie vernahm Stimmen - und erkannte in ihnen den Erzengel Michael, die heilige Katharina und die heilige Margaretha.

"Johanna selbst verfocht später bei Gericht die Wahrheit ihrer Visionen und ging für sie in den Tod. 'Alles, was ich getan habe, habe ich auf Befehl der Stimmen getan.' Sie beteuerte vor den Richtern: 'Ich habe sie mit den Augen meines Leibes gesehen, geradeso gut wie ich Euch jetzt vor mir sehe!'" 

"Unablässig forderten die Stimmen ... von Johanna, dem König von Frankreich zu Hilfe zu eilen und das bedrängte Vaterland zu retten. 
Frankreich befand sich bereits seit neunzig Jahren in dem schwersten 
Krieg seiner Geschichte und schien unaufhaltsam zum Vasallenstaat 
Englands erniedrigt zu werden." 

Auf den Befehl ihrer Stimmen hörend, ging sie ans Werk: In männlicher Rüstung bestieg sie das Pferd und bekundete dem König: "Ich werde die Jungfrau genannt und bin von Gott gesandt, um dem Königreich und Euch Hilfe zu bringen." 

Nach unbeschreiblichen Hürden gelang es ihr doch, sich den Truppen anschließen zu dürfen. "Sie hatte sofort großen Einfluss auf die Soldaten" , und es gelang der Jungfrau, Orléans zu entsetzen. ... Im raschen Siegeslauf führte sie dann ihren König nach Reims, um ihn dort krönen zu lassen. Damit waren ihre Hauptziele vollbracht." 

Es war ein politisches Spiel, dass sie den Engländern ausgeliefert wurde, denen es nur recht war, die Befreierin Frankreichs "als Ketzerin und Hexe" auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu wissen.

"Vergebens versuchte man, Johanna der Zauberei und des Aberglaubens zu überführen." - Ihr Schicksal aber war besiegelt: Nach einem aus heutiger Sicht "haarsträubenden" Prozess, wurde sie hingerichtet.

Bei der Heiligsprechung rühmte der Papst "ihren Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes, um deren Beobachtung willen sie alles, selbst einen grausamen und ungerechten Tod erlitten hat" .

Eine bleibende Aktualität hat die Heilige als Mahnung dafür, wie sehr es gilt, auf die innere Stimme zu hören, die wir "Gewissen" nennen. 

Jeanne d´Arc wurde zur Anwältin des Gewissens, Vorstreiterin der 
Gewissensfreiheit, ja, mehr noch: Sie gibt mit Leben und Tod ein 
unvergessenes Beispiel, wie sehr das Gewissen auch Verpflichtung 
bedeutet. Sie hat ihre Sendung wahrgenommen als Erfüllung göttlichen Willens.

Ein französischer Schriftsteller hat vertreten, dass Jeanne d´Arc
"'die heiligste Frau nach der Heiligen Maria sei', jener Maria, deren Ja-Wort den Anfang des Neuen Testaments bedeutet, den Beginn einer neuen Ära und der Geschichte der gesamten christlichen Welt." - Das Ja zu ihrer Gewissensstimme wertet er für die Weltgeschichte so sehr bedeutsam "wie das Ja Marias" . -

Überliefert sind uns die Worte der Heiligen: 

"Ohne das Gebot Gottes wüsste ich nichts zu tun ... weil Gott es befahl, musste ich handeln ... Alles, was ich getan habe, habe ich auf das Geheiß Gottes getan." 

Wie denkt man heute über Gewissen und Gewissensfreiheit?

"Gewissensfreiheit" meint nicht: Ein jeder kann tun und lassen, was er will; sie versteht sich vielmehr von einem göttlichen Anspruch her: Jeder hat das Recht - und auch die Pflicht - all das zu tun oder zu lassen, was er - in eigener Überzeugung, mit Verstand und in seinem Herzen - 
als Stimme Gottes erfährt. - Gewissen fördert nicht eigene Beliebigkeit, entschuldigt nicht laue Trägheit, es fordert heraus, für den Anruf Gottes zu leben. -

Das hat die Heilige mit dem Schicksal ihres grausamen Todes besiegelt, und mit dem Tod ist ihre schönste Vision in Erfüllung gegangen:

"Meist sagen mir meine Stimmen, dass ich durch einen großen Sieg befreit würde; und danach sagen sie mir: 'Nimm alles auf dich. Hab keine Angst ... Du wirst am Ende in das Paradies eingehen!'" 

Und sicher Einblick in ihre Heiligkeit geben die Worte: "Ich glaube fest, was meine Stimmen mir gesagt haben; dass ich gerettet werde; ich glaube es so fest, als ob ich schon dort sei.

Im Vertrauen auf ihre Fürsprache beten wir in den Fürbitten:

(Fürbitten)

vor dem Segen:

Ein altes Sprichwort sagt: An Gottes Segen ist alles gelegen. - Ein ähnliches Wort gibt uns die heilige Johanna, die Jungfrau von Orléans, mit auf den Weg:

"Alle meine Worte und Taten sind in Gottes Hand. Auf ihn allein verlasse ich mich."

 

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