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- Namenspatrone -
Hl. Mattias, Apostel
(24. Februar)
Lesung: Apg 1, 15-17.
20ac-26 |
Predigt/Homilie:
Die Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift hat dem Abschnitt, den wir aus der
Apostelgeschichte gehört haben, die Überschrift gegeben: "Die Wahl des
Matthias zum Apostel" .
In der heutigen Zeit gewinnt diese Lesung wieder vermehrt an Aktualität: Der
Ruf wird immer lauter, dass die Nachfolger der Apostel - die Bischöfe - mit größerer
Sorgfalt ausgewählt werden sollen, und die Mitsprache des Volkes wird
eingefordert.
Wenn wir uns aber genauer ansehen, wie es zur Amtsübertragung an Matthias
gekommen ist, erkennen wir allerdings, dass dieser Wahlvorgang gar nicht
"demokratisch", vielmehr "theokratisch" war:
Die Apostel selber haben Kandidaten aufgestellt, es waren zwei Männer, die für
geeignet erschienen, und dann wurde nicht "gewählt" in unserem Sinn,
es wurde "ausgelost". Das heißt: Man hat nicht versucht, nach dem
eigenen Willen seine persönliche Stimme zu geben, seine eigene Meinung
kundzutun, man hat ein Mittel gesucht, um zu ermitteln, was eigentlich der Wille
Gottes ist.
Das ist eine sehr interessante biblische Sicht von Wahl: Es geht nicht um das
Durchsetzen der eigenen Macht, es gilt zu ergründen, was Gott will.
So verstehen wir, dass sich die Kirche ein wenig schwer tut mit dem Wort
"Demokratie", ist sie doch ihrem ganzen Wesen nach nicht
"demokratisch", vielmehr "hierarchisch" strukturiert, was
aber nichts
Schlechtes bedeutet: Christus ist das Haupt, wir sind die Glieder. -
Und der eigene Wille - bei aller Selbstverantwortung - sollte immer zu ergründen
suchen, was eigentlich der Wille Gottes ist.
Trotz der hierarchischen Struktur haben doch auch demokratische Wahlvorgänge in
der Kirche - wie etwa Papstwahl oder auch Pfarrgemeinderatswahl - gewisse
Tradition und sehr wohl Berechtigung. - Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott
durch uns Menschen handelt und auch durch uns und unsere Meinung seinen Willen
kundtut. -
Der ganze Leib - in seiner Gesamtheit - ist der in der Geschichte fortlebende
Christus, und er wird verwirklicht durch menschliches Handeln! - So ist das auch
bei den Sakramenten - in der ganzen Liturgie der Kirche - dass Gott sich
vermittelt durch menschliche Zeichen und Worte. -
Selbst bei einer Papstwahl vertrauen die Kardinäle darauf, dass durch sie und
ihre Stimme Gottes Geist wirkt, letztlich Gott selbst durch die Wahl der Wählenden
bestimmt.
Wir können als Kirche nur lernen, dass auch durch Wahlvorgänge,
Meinungsaustausch und Mitbestimmung, Gottes Geist wirkt. Dass wir dazu bereit
werden, auch auf die Meinung anderer - auf die Stimme eines anderen - zu hören,
darum wollen wir in den Fürbitten beten:
Fürbitten:
1. Herr Jesus Christus. Stehe der Kirche bei durch die Sendung des Geistes, wenn
in Konferenzen, Synoden und Sitzungen nach einer Lösung gesucht wird.
2. Für alle, denen von der Kirche ein Amt anvertraut ist, dass sie dieses in
der Gesinnung des Herrn dienend ausüben.
3. Schenke allen, die in der Kirche Mitverantwortung tragen, die Fähigkeit, auf
andere zu hören, und die Bereitschaft, sich in Gemeinschaft einzugliedern.
4. Berufe viele junge Menschen, sich in den Dienst der Frohbotschaft zu stellen;
mache sie bereit, das Leben für die Kirche hinzugeben.
5. Hilf allen, besonders den Eheleuten, in der Erfüllung deines Gebotes,
einander zu lieben.
6. Herr, du kennst die Herzen aller, so lass auch niemanden verloren sein, und
hilf allen, den guten Weg durchs Leben zu finden.
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