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27. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Hab 1, 2-3; 2,
2-4 |
Als ich noch Diakon war in der Pfarre Altlerchenfeld, da habe ich einmal mit meinen Schülern aus dem Gymnasium einen "Emmausgang" unternommen. Für die Burschen und Mädchen der 4. Klasse war es ein großes Erlebnis, mit einem brennenden Licht durch den Wald zu ziehen, unter dem Sternenhimmel dabei auch ein wenig an Gott zu denken. Angelangt bei einer kleinen Kapelle, wollten wir dort ein "Vater unser" beten und auch andere Gebete, Fürbitten sprechen. "Worum könnten wir denn beten", fragte ich meine Schüler. - Die Antwort von Christian war sehr spontan: "Bet ma um an Glauben". Das hat mich so beeindruckt, dass ich das bis heute nicht vergessen habe. Sie müssten nämlich wissen, was dieser Christian ansonsten für ein "Früchtchen" war! - Inzwischen ist er schon verheiratet und Vater von zwei Kindern ...
Auch die Apostel baten Jesus um den Glauben: "Stärke unseren Glauben!" - Und auch diese Bitte ist doch überraschend, dass Apostel, die immer mit Jesus beisammen waren, ihn um den Glauben bitten!
Wer von Jesus gehört hat, vom Glauben an Gott, sich um den Glauben bemüht, der erkennt immer wieder, wie armselig und schwach dieser Glaube ist; er weiß aber auch um die Schönheit und Bedeutung dieses Glaubens, sonst würden wir nicht darum bitten.
Die Größe und Weite des Sternenhimmels lässt uns staunen, wie klein wir Menschen sind, und wie groß und erhaben, unendlich, die Größe und Weite Gottes sein muss. Wie groß ist aber die Würde des Menschen dadurch, dass dieser unendlich große, weite Gott zugleich so klein ist, dass er in jedem Menschen zugegen ist, wie ein winziges Samenkorn wohnt er im Innersten eines jeden Menschen, ist er die Mitte jeder Person.
Die Lesung aus dem Brief an Timotheus hat uns darin bestärkt: Gott gibt uns die Kraft, die wir zum Leben brauchen; es wohnt in uns "die Kraft des Heiligen Geistes".
Freilich, es fällt uns schwer zu glauben, bei all dem, was man sieht und erlebt: "Warum lässt du mich die Macht des Bösen erleben und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit."
Die Antwort der Lesung ist: Hab´ Geduld, "warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus."
Was ist gemeint? - Die Wiederkunft Christi? Das Letzte Gericht? Ja, das "Himmelreich", das im Samenkorn schon da ist, aber erst offenbar werden muss, heranreift bis zur Vollendung am Ende der Tage.
Dazu gibt es eine ganz liebe Geschichte:
"Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel. Hastig fragte er ihn: `Was verkaufen Sie, mein Herr?´ Der Engel antwortete freundlich: `Alles, was Sie wollen.´ Der junge Mann begann aufzuzählen: `Dann hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche und ... und ...´
Da fiel ihm der Engel ins Wort: `Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.´"
In jedem Menschen und in der ganzen Schöpfung gibt es dieses kleine Samenkorn, im Menschen ganz besonders durch die Seele und das "Siegel der Taufe". - In diesem Samenkorn ist unser ganzes "Erbgut" enthalten, unsere Bestimmung, langsam aber doch, in Gott "hineinzuwachsen".
Das Samenkorn soll reifen und "Frucht" bringen im Dasein füreinander. - Es ist ein Zeichen für Tod und Auferstehung, wenn wir denken an das Weizenkorn:
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht."
Amen.
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