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23. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Weish 9, 13-19
2. Lesung: Phlm 9b-10. 12-17
Evangelium: Lk 14, 25-33

 

Mich hat heute gleich der erste Satz der Lesung sehr fasziniert: "Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?" Und ich erinnere mich an das Wort von Thomas Morus: "Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft des Beste".

Alles im Leben hat einen Sinn, auch wenn wir ihn nicht erfassen, weil Gottes Weisheit unser armseliges Denken bei weitem übertrifft! Es gilt zu vertrauen, dass Gott das Beste für uns will, und Jesus hat uns zu beten gelehrt: "Vater ..., dein Reich komme, dein Wille geschehe". Das "Vater unser" ist hier nicht nur Schule des Gebetes, Jesus vermittelt die richtige Haltung für das Leben, er lässt uns vertrauen, dass alles in Gott - dem Willen des Vaters - einen letzten Sinn hat.

Die Frage nach dem Sinn ist ganz entscheidend für das positive Annehmen des Lebens. Der berühmte Wiener Universitätsprofessor Viktor Frankl, weltweit bekannt als Begründer der "Logotherapie", verweist auf die Notwendigkeit, den Menschen wieder Sinn zu geben für ihr Leben. Schon der Titel seines Buches "Das Leiden am sinnlosen Leben" zeigt, was den Menschen krank macht: der Mangel an Sinn, keine Antwort zu haben auf das Warum und Wozu?

Ich darf Ihnen ein kleines Beispiel bringen, von Viktor Frankl erzählt:

"An mich wendet sich ein alter praktischer Arzt, vor einem Jahr ist ihm seine über alles geliebte Frau gestorben, und über diesen Verlust kann er nicht hinwegkommen. Ich frage den schwer deprimierten Patienten, ob er sich überlegt habe, was geschehen wäre, wenn er selbst früher als seine Frau gestorben wäre. `Nicht auszudenken´, antwortete er, `meine Frau wäre verzweifelt gewesen.´ Nun brauchte ich ihn nur darauf aufmerksam zu machen: `Sehen Sie, dies ist ihrer Frau erspart geblieben, und Sie haben es ihr erspart, freilich um den Preis, dass nunmehr Sie ihr nachtrauern müssen.´ Im gleichen Augenblick hatte sein Leiden einen Sinn bekommen: den Sinn eines Opfers. Am Schicksal konnte nicht das geringste geändert werden; aber die Einstellung hatte sich gewandelt!"

Sie sehen das christliche Anliegen dieses berühmten Mannes. Das wäre ja die eigentliche Aufgabe des christlichen Glaubens, den Menschen Sinn zu geben für ihr Leben. Und das Leben kann letztlich nur einen Sinn haben, wenn man auch den Tod als irgendwo sinnvoll erkennt, bereit ist, auch das Leid und das Kreuz mit anzunehmen.

Jesus hat nicht nur die Einstellung geändert, sondern tatsächlich auch das Schicksal durch Erlösung. Durch diese tatsächliche Änderung, die in der Erlösung durch Jesus Christus geschieht, dürfen wir ja mit Recht und begründet die andere Einstellung haben zum Leben, zum Sterben, zum Leid und zum Kreuz.

Zum Abschluss noch eine Legende, die auch recht einprägsam zeigt, wie das Kreuz, an dem man zunächst schwer tragen muss, dann doch noch einen Sinn haben kann:

"Die Menschen waren mit ihren Kreuzen unterwegs. Sie mühten sich ab mit ihrer schweren Last. Doch einem war sein Kreuz zu lang. Kurzerhand sägte er ein gutes Stück ab. Nach langer Pilgerschaft kamen alle an einen Abgrund. Keine Brücke führte in das Land, das ewige Freude und Gottes sichtbare Nähe versprach. Alle legten nach kurzem Zögern ihre Kreuze über den Abgrund. Und siehe: sie passten gerade. Der aber sein Kreuz abgesägt hatte, um es leichter zu haben, stand nun betroffen und verzweifelt."

In diesem Sinne sagt auch die heilige Rosa von Lima: "Es gibt keine andere Leiter, um zum Himmel emporzusteigen, als das Kreuz".

Amen.

 

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