|
21. Sonntag im Jahreskreis I
1. Lesung: Jes 66, 18-21 |
Predigt/Homilie:
Ich hoffe, dass in den Kindern und Schülern schon langsam wieder die Freude auf die Schule erwacht, und nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Lehrern. Viele beneiden die Lehrer um diese langen Ferien - zwei Monate Urlaub, das ist schon etwas Schönes, für die Lehrer aber auch sehr notwendig.
Brauchen sie doch in ihrem Beruf ausgesprochen viel Geduld, Verständnis, Kraft und Ruhe. Sie brauchen nicht nur fachliches Wissen, vor allem auch pädagogisches Geschick, um Autorität zu haben. Ein guter Erzieher hat es gar nicht leicht, die Erziehungsmittel richtig einzusetzen, das richtige Maß zu finden zwischen Strenge und Milde, Verlangen und Gewähren.
Das gilt ja auch für Eltern. Man tut sich oft schwer, JA oder NEIN zu sagen. Man möchte nicht hintergangen werden, nicht ausgenützt werden, soll aber doch für das Kind richtig entscheiden, nicht nur im eigenen Interesse, daß man seine Ruhe hat, sondern wirklich auch im Interesse des Kindes. Eltern und Lehrer haben einen pädagogischen Auftrag, dem Kind zu helfen, eine wertvolle Persönlichkeit zu werden. Dazu gehört auch das Vermitteln von Werten, das Prägen von Gesinnung, das Grundlegen der Möglichkeit, Christ zu sein.
Liebende Eltern werden nicht immer JA sagen. Auch das NEIN gehört zur Erziehung und muss oft aus Liebe gesagt sein. Auch ein Verbot oder Gebot ist manchmal von Nöten. - Man kann und muss nicht gleich alles haben - und manchmal hört man auch: "Strafe muss sein".
Ich bitte, das Wort von der Strafe nicht falsch zu verstehen! Strafe soll hier nicht eine unbeherrschte Vergeltung, ein Ausbruch von Wut oder eine beabsichtigte Rache oder gar ein Gewaltakt sein! -
Ein bisschen positiv gedeutet sollte Strafe nützen und zum Wohl geschehen, etwas wiedergutmachen; sie sollte - wenn schon notwendig - gegeben werden in eigentlich liebender Sorge und auch in Mit-leid.
Gott ist ein liebender Vater und wohl der beste Pädagoge. Die Worte der Lesung wollen uns eine Hilfe sein und eine Ermutigung, auch das Schwere im Leben als von Gott uns zugedacht anzunehmen. Wenn wir schwere Schicksalsschläge als "Zucht des Herrn" deuten, dann nur im Vertrauen, dass Gott das Beste für uns will.
Gott ist wie ein liebender Vater. - Wir haben in der Lesung nicht nur gehört von der Rute und der Züchtigung, schon gar nicht wurde sie uns angedroht; darum ging es ja nicht! Sehr viel Frohe Botschaft war in diesen Worten enthalten: Verzage nicht, der Herr liebt dich, er hat dich gern; Gott behandelt euch wie Söhne und will das Beste für dich. - Hab wieder Mut und sei stark, halte aus und halte dich fest, sei wieder heil.
Da gibt es eine ganz liebe Legende aus Slowenien über die Vorsehung Gottes, die uns das zeigen möchte: Es ist nicht alles Strafe Gottes:
"Damals, als Christus mit Petrus umherwanderte, kamen sie eines Abends zu einem Bauernhaus und baten um Unterkunft. Sie wurden freundlich aufgenommen und reichlich bewirtet. Man kam ins Gespräch und erfuhr, dass es gut um die Ernte stehe. Die Bäuerin sagte: `Wenn es keinen Hagel gibt dieses Jahr, können wir unseren Sohn in der Stadt studieren lassen, so wie er es sich von Herzen wünscht.´ Am nächsten Tag zogen Christus und Petrus weiter. Plötzlich verfinsterte sich der Himmel, und dichter Hagel prasselte nieder. Da sagte Petrus vorwurfsvoll: `Herr, ist das der Dank für die armen Leute, die so gastfreundlich gegen uns waren?´ `Schweig, Petrus. Mein Vater weiß, was er tut. Besäße der Junge die Mittel, um in der Stadt zu studieren, würde er ein Taugenichts. So bleibt er ein ordentlicher Mensch!´"
Der heilige Thomas Morus war der festen Überzeugung: "Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste".
Auch das Evangelium von der engen, schmalen Tür ist nicht nur als "Drohbotschaft" zu sehen. Die Geschichte von Jesus will ein Beispiel sein, um diesen einen Satz, den "Kernsatz", zu unterstreichen und zu verdeutlichen: "Bemüht euch mit allen Kräften", nämlich "durch die enge Tür zu gelangen"; durch die Tür, die zum Reich Gottes führt. Jesus hat sich ja selbst als Tür bezeichnet und möchte in Christusnachfolge die Menschen für das Reich Gottes gewinnen: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!"
Jesus brachte uns die Kunde vom Vater, und die ist tatsächlich Frohe Botschaft, weil sie vom liebenden Vater spricht. - Wer auf die Frohe Botschaft vertraut, und sich um die Liebe bemüht, der braucht keine Angst zu haben vor einem jüngsten Gericht, der weiß: Ich werde nicht bei denen sein, die da "heulen und mit den Zähnen knirschen."
Auch wenn ich im Leben nicht viel erreicht habe, oder gar versagt hätte, so weiß ich in meinem festen Vertrauen auf die Barmherzigkeit und Liebe
Gottes, und das erbitte ich für uns alle, dass Gott einmal zu uns sagen
wird: Komm her, du hast dich wenigstens bemüht ...
Amen.
zum Abschluss der Fürbitten:
Wir sind nicht stehen geblieben beim "Heulen und Zähnekirschen", haben den Anspruch erkannt: "Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen". Noch nicht beachtet haben wir die endzeitliche Heilsverkündigung: "Man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen."
Das soll sich jetzt in der Eucharistie vorweg ereignen. Wir sind zum Tisch der Gnade geladen, zum Mahl Herrn, der mit Gott dem Vater lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.