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18. Sonntag im Jahreskreis I
1. Lesung: Koh 1, 2; 2,
21-23 |
Ich möchte Ihnen heute einfach drei besinnliche Geschichten erzählen, sozusagen "einfach zum Nachdenken":
Wussten Sie schon, wie man einen entlaufenen Affen wieder einfängt? -
Man wartet, bis der Affe Hunger hat, nimmt eine Kokosnuss, höhlt sie aus, füllt ein Futter hinein und macht das Loch gerade so groß, dass der Affe mit seiner Hand hineingreifen kann. Wenn der Affe nun kommt und nach dem Futter greift, dann nimmt er so viel, dass die Hand viel größer wird und nicht mehr heraus kann. Der Affe ist gefangen.
Besitz und Habgier machen den Menschen unfrei.
Die zweite Geschichte passt gut zu dem Wort: "Was erhält der Mensch ... durch seinen ganzen Besitz ...? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe."
"Es war einmal ein armer Schuster, der war den ganzen Tag guter Laune. Er war so glücklich, dass er von morgens bis abends vor Freude sang. Immer standen viele Kinder vor seinem Fenster und hörten ihm zu. Gleich neben dem Schuster lebte ein sehr reicher Mann. Dieser blieb die ganze Nacht auf und zählte seine Goldstücke. Am Morgen ging er dann zu Bett. Er konnte aber nicht schlafen, weil er den Schuster singen hörte. Eines Tages hatte er eine Idee, wie er den Schuster am Singen hindern könnte. Er lud ihn zu sich ein, und der Schuster kam sogleich. Zu seiner großen Überraschung schenkte ihm der reiche Mann einen Beutel voller Goldstücke. Als der Schuster wieder zu Hause war, öffnete er den Beutel.
Nie in seinem Leben hatte er soviel Geld gesehen. Sorgfältig begann er es zu zählen, und die Kinder schauten zu. Es war so viel, dass der Schuster Angst hatte, es auch nur schnell aus den Augen zu lassen. So nahm er es nachts ins Bett. Aber auch dort musste er immer an das viele Geld denken, und er konnte nicht einschlafen. So trug er den Beutel auf den Dachboden, aber er war gar nicht sicher, ob das nun ein gutes Versteck sei. Früh am Morgen stand er auf und holte den Beutel wieder herunter. Er hatte beschlossen, ihn im Kamin zu verstecken. `Ich bringe das Geld ins Hühnerhaus´, dachte er etwas später. `Da sucht es bestimmt niemand.´ Aber er war noch immer nicht zufrieden, und nach einer Weile grub er ein tiefes Loch im Garten und legte den Beutel hinein. Zum Arbeiten kam er gar nicht mehr. Und singen konnte er auch nicht mehr. Er war zu bedrückt, um auch nur einen Ton hervorzubringen. Und, was am schlimmsten war, auch die Kinder kamen ihn nicht mehr besuchen. Zuletzt war der Schuster so unglücklich, dass er den Beutel wieder hervorholte und damit zu seinem Nachbarn lief. `Bitte nimm dein Geld zurück´, sagte er. `Die Sorge darum macht mich ganz krank, und auch meine Freunde wollen nichts mehr von mir wissen. Ich möchte lieber wieder ein armer Schuster sein, wie ich es vorher war.´ Und so wurde der Schuster bald wieder genauso vergnügt wie zuvor und sang und arbeitete den ganzen Tag."
Zuletzt noch eine dritte Geschichte, die vor allem zeigt, wie wir freigiebig sein können und sollen. Habgier und Geiz betreffen ja nicht nur das Geld. Das kostbarste Gut, das wir besitzen, beziehungsweise nie haben, ist Zeit.
Die Geschichte führt zu der Erkenntnis, die das Evangelium vermitteln möchte: "So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist"; sie erhellt auch den eigentlichen "Sinn des Lebens", im Geben von Zeit füreinander da zu sein.
"Es war einmal ein Mann, der sich durch nichts von seinen Mitmenschen unterschied. Wie die meisten lebte er mehr oder weniger gedankenlos vor sich hin. Eines Tages aber sprach ihn ein Unbekannter an und fragte, ob er `Zeitgutscheine´ wolle. Weil der Mann gerade nichts zu tun hatte und ohnehin eine gewisse Langeweile spürte, ließ er sich auf ein Gespräch ein und wollte wissen, was denn diese Zeitgutscheine seien. Statt einer Antwort zog der Unbekannte ein Bündel verschieden großer Scheine hervor, die wie Banknoten und doch ganz anders aussahen: `Deine Lebenszeit´, erklärte der geheimnisvolle Fremde kurz. `Wenn du alle Gutscheine angelegt hast, ist es Zeit zu sterben.´
Bevor der überraschte Mann eine Frage stellen konnte, war der andere verschwunden. Neugierig und erstaunt blätterte der Alleingelassene in dem Bündel. Zuerst kam ihm der Gedanke, die genaue Dauer seines Lebens zu errechnen, und ihn schauderte, als er die Zahl der Jahre und Tage vor sich hatte. Dann begann er eine Einteilung zu überlegen, und machte kleine Stöße von Scheinen entsprechend seinen Absichten. Zwar wollte er für Kegelabende und Fernsehen eine große Zahl von Stundenscheinen bereitlegen, musste aber zu seinem Bedauern bald feststellen, dass allein durch Essen und Schlafen eine unglaubliche Menge von vornherein gebunden war.
Tagelang war er damit beschäftigt, seine Zuwendungen an Lebenszeit immer neu zusammenzustellen, um sie bestmöglich zu nützen. Jedes mal, wenn jemand ihn dabei störte oder gar etwas von ihm wollte, sah er im Geiste einen seiner kostbaren Scheine verloren gehen und sagte nein; seine Zeit hatte er nicht zu verschenken!
So wachte er eifersüchtig und geizig über die Gutscheine. Als ihm endlich eine perfekte Widmung der Stunden, Tage und Jahre gelungen zu sein schien, war plötzlich der Unbekannte wieder da: Ob er denn von Sinnen sei, fragte er, nahm einen der Scheine, drehte ihn um und hielt ihn dem erstaunten Mann vor Augen. Zum ersten mal entdeckte dieser einen Hinweis auf der Rückseite, dass die Zeitgutscheine in Ewigkeit umgewandelt werden können. Wer sie jedoch nicht in diesem Sinne umsetze, verspiele sein Leben."
Unser Leben wird dann einen Sinn haben, wenn wir nach dem Vorbild Jesu Christi leben. Er hat nicht nur einzelne Stunden, sondern sein ganzes Leben hingegeben, aus unendlicher Liebe. - Mögen die gehörten Geschichten ein bisschen Beitrag zu dem gewesen sein, was uns auch die zweite Lesung heute so ans Herz gelegt hat:
"Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!"
Amen.
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