|
17. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Gen 18, 20-32 |
Ich erinnere mich an eine junge Frau, die aus Neugierde an einer spiritistischen Sitzung teilgenommen hat, und dann ganz verzweifelt und am Boden zerstört war, weil eine Stimme ihr mitgeteilt hat, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben habe.
Beunruhigt durch dieses drohende Schicksal, das sie nun als ein unausweichliches vor sich sah, suchte sie das Gespräch mit einem Seelsorger.
Wie sollte dieser Frau geholfen werden? - Galt es diese Stimme ernst zu nehmen, oder konnte man dies einfach abtun mit der Empfehlung, dem überhaupt keine Bedeutung zuzumessen.
Die Frau wollte in ihrem Problem ernst genommen werden. - Und so erinnerte ich mich an die Geschichte von Abraham, die wir soeben gehört haben: "Und selbst wenn es stimmen sollte, wenn Gott es wirklich so beschlossen hätte, dass Sie nur noch kurze Zeit zu leben haben, wir wissen um die Macht des Bittgebetes, wir können Gott bitten, dass er anders entscheidet."
Die Lesung aus dem Alten Testament ist eine wunderbare Darstellung dessen, was ein einziger Mensch durch sein Bittgebet erwirken kann.
Gott lässt mit sich reden, er lässt den Menschen mitentscheiden; die Heilsgeschichte ist kein vorgefasster Plan, kein unabwendbares Schicksal, sondern vielmehr ein dialogisches Geschehen zwischen Gott und Mensch.
Ein Musterbeispiel dafür ist auch die Menschwerdung Gottes: Nach dem Plan seiner Vorsehung hat Gott Maria schon erwählt, die Mutter Jesu zu werden, aber sie ereignet sich nicht ohne die Zustimmung des Menschen, die Bereitschaft Mariens, ihr Ja zu sagen.
Jesus bestätigt die große Macht des Bittgebetes: "Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet."
Nachdem wir alle drei Lesungen gehört haben, beten wir, Gott möge alles Unheil von uns abwenden und alle Schuld vergeben.
So wie Abraham um das Leben der Leute gebetet hat, so und noch viel mehr hat Christus für uns Erlösung erwirkt: Gott hat "uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben."
Jesus hat sich hingegeben als Sühne für unsere Sünden. Sein Bittgebet war nicht nur ein Wort, sondern die Tat seiner Hingabe.
Was Gott uns geben will, worum wir beten sollen, ist der Heilige Geist: "Wenn nun schon ihr ... euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten."
Wenn wir nicht wissen, "worum wir in rechter Weise beten sollen", so ist es dieser Geist, der in uns betet. Es heißt in der Heiligen Schrift: "Der Geist selber tritt ... für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können." - Es ist der Geist, der uns "zu Söhnen macht", und "in dem wir rufen: Abba, Vater!"
So hat uns Jesus die richtige Schule des Betens gegeben. Wer so betet, wie Jesus es gelehrt hat, der kann sicher sein, dass er die richtigen Worte findet, um mit Gott zu sprechen, und er wird darauf vertrauen, dass Gott alles zum Guten führt.
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.