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12. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Sach 12,
10-11; 13, 1 |
Jesus fragt seine Jünger: "Für wen halten mich die Leute?" Entscheidender aber ist die Frage: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Und hier muss sich jeder Hörer und Leser des Evangeliums persönlich angesprochen wissen: "Du aber, für wen haltest du mich?" - Wer ist Jesus für mich, was bedeutet er für mein Leben?
Petrus antwortet mit einem großen Bekenntnis: Jesus ist für ihn der "Messias". Das ist das hebräische Wort für das griechische "Christus", der Gesalbte. Damit meint er den vom Alten Testament her verheißenen Retter und Erlöser, den Heiland, der alle Hoffnung und Sehnsucht erfüllen wird. Jesus fügt aber hinzu, dass sich die wahre Bedeutung dieses Begriffes erst offenbaren wird, und dieses Bekenntnis daher nicht zu früh weitergesagt werden soll. Es gibt keine Erlösung ohne das Leid, keine Auferstehung ohne Tod. Und letztlich wird erst die Sendung des Heiligen Geistes in diese volle Wahrheit einführen.
Auch wir sollten Antwort geben auf die Frage Jesu, nach Antworten suchen, um glücklich zu sein, über den Reichtum und Wert unseres Glaubens, um neu zu erkennen, wie sehr wir beschenkt sind durch unsere Christusverbundenheit, durch sein Leben, das uns innerlich aufgebaut.
Die heutigen Lesungen können uns helfen, eine Antwort zu finden.
Da wird uns Jesus vorgestellt als der Gekreuzigte: "Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben." Im Blick auf das Kreuz sehen wir Jesus als "irdischen Jesus" vor uns, der vor zweitausend Jahren gelebt hat und auf grausame Weise hingerichtet wurde. Das Kreuz ist aber mehr als die Erinnerung an ein historisches Geschehen. Wir Christen bekennen: "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung."
Der Blick auf das Kreuz ist für uns eine Hilfe, Leid zu ertragen. Wir denken, dass auch der Herr gelitten hat, dass er auch uns die Kraft gibt, so manches zu ertragen. Vor dem Kreuz beginnen wir mit Jesus zu sprechen, so, dass wir uns eins wissen mit ihm, und wir erkennen, dass er nicht nur vor uns ist, sondern vielmehr in uns diese Verbundenheit und Kraft ist, die uns von Gott her gegeben ist.
Tatsächlich erweist sich der Gekreuzigte, erweist sich Jesus Christus, als - wie es auch in der Lesung heißt - "Quelle". Die Quelle am Kreuz wird angezeigt durch die offene Wunde des Herzens. Gerade das Herz soll zeigen die Liebe im Tod, und das neue Leben, das sich im Tod für uns eröffnet.
Durch die Gabe des Heiligen Geistes haben wir innere Kraft, das Leben zu meistern. Jesus Christus ist in uns der lebendige Geist, die innere Kraftquelle, die "Kraft des Höchsten", die in uns wohnt.
Eine weitere Antwort ergibt sich aus der zweiten Lesung: Jesus ist "Gewand", das wir angelegt haben. - Bei der Taufe wird dem Kind ein weißes Kleidchen übergelegt, den größeren Kindern und den Erwachsenen eine weiße Albe auch angezogen, und dazu sagt der Priester: "Dieses weiße Kleid soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du in der Taufe neu geschaffen worden bist und - wie die Schrift sagt - Christus angezogen hast. Bewahre diese Würde für das ewige Leben.
Das weiße Kleid bei der Taufe bedeutet also mehr als Reinheit und Unschuld: Wir sollen Christus als Gewand angezogen haben. Das wird oft viel zuwenig bedacht.
Ein Gewand ist nicht nur Äußerlichkeit, sondern auch zum Leben notwendig. Es schützt vor Kälte, durchwärmt den ganzen Körper, es schützt auch vor dem Sonnenbrand, vor Insekten, vor Verletzungen. Wir tragen ein Gewand bei der Arbeit, in der Freizeit, bei der Nachtruhe, und ein besonderes am Festtag. Am Gewand erkennt man auch innere Einstellung, mit einer Tracht pflegt man Tradition und Volkskultur, gemeinsame Tracht zeigt auch Gemeinschaft: Uniform.
Viele solche Aspekte, Ideen zum Stichwort "Gewand", lassen uns die Tragweite dieses Wortes erahnen: "Du hast Christus als Gewand angezogen." Er ist notwendig für unser Leben, er durchwärmt unser ganzes Wesen und Gemüt, er umschließt uns von allen Seiten, er begleitet uns, beschützt uns, schenkt uns Gemeinschaft.
Ein weiterer Gedanke aus der zweiten Lesung: Jesus Christus ist der, in dem wir eins sind. Er ist die Mitte unserer Gemeinschaft, das Haupt des Leibes, an dem wir Glieder sind. Im Geist der Geschwisterlichkeit sind wir gemeinsam "Erben" einer höheren Bestimmung, haben wir Anteil am ewigen Leben und sind Glaubensgemeinschaft. Gemeinsam sind wir getragen von demselben Geist Gottes, und wir gehen unseren Weg in der gemeinsamen Hoffnung.
Zuletzt noch ein Gedanke zum Evangelium: Jesus ist der, dem wir folgen.
- "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach."
Durch die Christusnachfolge erhält jeder Tag seinen Sinn. Und wir wurschteln uns nicht alleine ab: Jesus ist der, der mit uns das Kreuz trägt, er wird jedes Leid heiligen, jedem Tod ein Leben schenken, jedem Opfer einen Sinn geben.
Wesentlich erscheint mir auch die "Weg- und Mahlgemeinschaft" der Christen untereinander. Auch wenn Jesus die kostbarste Gabe eines Menschen ist, kein Mensch besitzt Jesus allein für sich. Jesus ist immer der, der in seiner Kirche lebt, der uns verbindet und eint, für den wir gemeinsam Zeugnis ablegen. In der Gemeinschaft des Glaubens wird die Frohe Botschaft lebendig, er selbst wird lebendig durch sein Zu-uns-kommen in der Mahlgemeinschaft, die sich jetzt in der Feier der Messe ereignet.
Gestärkt durch das Brot des Lebens können wir dem Herrn folgen und wird uns bewusst, dass wir eins sind in Christus.
Amen.
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