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8. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Sir 27, 4-7 |
Zum heutigen Evangelium gibt es eine ganz liebe Geschichte:
"Es war einmal ein weiser Mann, der immer zur rechten Zeit die richtigen Ratschläge gab. Darum wurde er auch viel befragt und genoss großes Ansehen bei der Bevölkerung. Dies ärgerte die Oberen des Landes sehr, und sie überlegten, wie sie dem weisen Mann eine Falle stellen könnten.
Nach langem Überlegen hatten sie eine Idee: Einer der ihren sollte mit einer Maus in der geschlossenen Hand vor den weisen Mann treten und ihn fragen, was er in dieser Hand verberge. Sollte wider Erwarten der weise Mann die Maus benennen, könnte durch die Zusatzfrage: - Ist das, was sich in der Hand befindet, lebend oder tot - der weise Mann bloßgestellt werden.
Lautete die Antwort tot, würde die Hand geöffnet mit der lebenden Maus. Lautete die Antwort lebend, könnte die Maus durch schnelles Zudrücken der Hand getötet werden.
Die Oberen gingen also zu dem weisen Mann und befragten ihn. Was ist in meiner Hand? Der weise Mann antwortete: `Eine Maus´.
Ist das in meiner Hand lebend oder tot? Darauf antwortete der weise Mann: `Ob das, was in eurer Hand liegt, lebt oder tot ist, liegt in eurer Hand.´"
Was hat nun diese Geschichte mit den heutigen Lesungen zu tun?
Die Lesung aus dem Alten Testament hat uns ermutigt, über andere Menschen nachzudenken. Bevor wir einen Menschen loben, sollen wir ihn prüfen, uns ein Urteil bilden, und wir werden wohl dabei auch seine Fehler entdecken.
Im Evangelium hingegen wird es verurteilt, dass wir viel zu sehr die Fehler der anderen sehen und über andere urteilen. Wir sind auch nur Blinde unter Blinden und nicht besser als die anderen.
Wenn wir nun urteilen über einen anderen, so haben wir etwas in der Hand gegen - oder für - ihn. - Wie ich einen anderen beurteile, was ich von ihm weiter erzähle, ist wohl entscheidend! - Wer über einen anderen urteilt, etwas nicht Gutes sieht und es weitererzählt, der möchte natürlich auch recht haben, Zustimmung finden und bestätigt werden.
Was wir dabei in der Hand haben ist aber mehr als eine Maus! Wir entscheiden über das Leben eines Menschen. In unserer Hand liegt das Ansehen, der Ruf einer Person.
Ist denn nur die Rede von Splittern und Balken, von Disteln und Dornen? - Haben wir nicht auch gehört von guten Früchten, Feigen und Trauben? Gilt es nicht auch das Gute am anderen zu sehen, das Gute lobend zu sagen? - Da liegt es in unserer Hand, den anderen aufleben zu lassen.
Für die Gemeinschaft der Kirche ist es schade und schmerzlich, dass viel zu sehr verurteilt wird. - In dieser Gemeinschaft sollten wir mit Menschen verbunden sein, die aus einem guten Herzen heraus sich wirklich bemühen um gute Früchte. Wir sollten uns gegenseitig fördern im Bringen von guten Früchten, und diese am anderen auch sehen.
Eine solche Kirche, in der wir einander zum Guten fördern - das ist ja eine "Kirchenvision", von der wir träumen - ist wohl der richtige Nährboden für die gemeinsame Hoffnung auf das Leben nach dem Tod, dass sich das "Vergängliche mit dem Unvergänglichen bekleidet".
Wir feiern nicht, dass wir durch ein vernichtendes Urteil jemanden besiegt hätten, sondern den gemeinsamen Sieg über den Tod, der uns geschenkt ist "durch Christus, unseren Herrn".
Amen.
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