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5. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Jes 6, 1-2a. 3-8
2. Lesung: 1 Kor 15, 1-11
Evangelium: Lk 5, 1-11

 

Das Evangelium von heute ist sehr vielschichtig, jedenfalls ist es kein Wunderbericht, keine Erscheinung des Auferstandenen, es geht vielmehr um Lebenserfahrung, um einen bildlichen Vergleich und um eine Sendung.

Wir erkennen deutlich das Zeugnis einer allgemein gültigen Lebenserfahrung:

Nach seiner Predigt schickt Jesus den Petrus und die anderen Fischer wieder hinaus auf den See zum Fischen. Das ist der alltägliche Beruf dieser Leute, nichts Außergewöhnliches, sie sollen ihrer Arbeit nachgehen.

Die Jünger sehen aber keinen Sinn, ihre Arbeit war ja umsonst. Kein Wunder, dass es "Nacht" gewesen ist. Jesus war nicht bei ihnen und sie hatten keinen Erfolg.

Sie befolgen aber das Wort, den Auftrag von Jesus. "Doch wenn du es sagst," - "auf dein Wort hin" - und plötzlich sieht die Sache anders aus: Es ist Tag, Jesus ist da, die Arbeit hat einen Sinn, ist nicht umsonst.

Auch wir gehen täglich an unsere Arbeit, es soll nichts umsonst sein, alles seinen Sinn haben und gut gelingen.

Wir sind von Gott her in unsere Arbeitswelt gestellt, um dort - auf ihn hörend und von ihm gesendet - fruchtbar zu wirken. Im Vertrauen und in der Erfüllung des Gebetes "dein Wille geschehe" bringt die alltägliche Arbeit reiche Frucht. Wenn Jesus bei uns ist, ist die Arbeit nicht umsonst, hat alles seinen Sinn.

Und nun zum bildlichen Vergleich: Plötzlich hat das Fischen eine andere Bedeutung, wenn Jesus sagt: "Von jetzt an wirst du Menschen fangen."

Das heißt jetzt nicht, dass Simon bei der Strandaufsicht als Rettungsschwimmer oder Bademeister angestellt wird, um Ertrinkende zu retten. Wir können dieses Wort nur bildlich verstehen, obwohl es schon auch mit Rettung zu tun hat.

Der See ist ein Sinnbild für den stürmischen Alltag, wo man in Gefahr ist unterzugehen. Der See ist bei ungünstigen Verhältnissen etwas Lebensbedrohendes. Der Mensch ist im Wasser des Meeres nicht lebensfähig, er muss herausgefischt werden, um leben zu können. - So hat das "fangen" also eine positive Bedeutung.

Das Netz wird ja vielfach negativ gesehen, weil ein Netz gefangen nimmt, fesselt und unfrei macht.

Was soll jetzt der Apostel nach dem Auftrag Jesu? Menschen fesseln und gefangen nehmen, damit sie dann umkommen wie die armen Fische? -

Das ist doch Unsinn und genau das Gegenteil von dem, was gemeint ist.

So wie der Fisch nicht von der Luft leben kann, so kann der Mensch nicht in der Tiefe des Wassers leben und muss dem Abgrund enthoben werden. Der Mensch muss gerettet werden, um leben zu können. - Dieses Herausheben aus dem Wasser wird für uns zu einem Sinnbild der Taufe. Für den Fisch bedeutet es Tod, für den Menschen das Leben. Der Mensch wird gerettet vor dem Ertrinken, dem Reich des Todes entrissen, dem Abgrund der Sünde enthoben, zu einer neuen Schöpfung in Christus, er gelangt zum Licht der Sonne, er wird vor dem Untergehen bewahrt und auf festen Boden gestellt.

Das Netz in seiner positiven Bedeutung ist uns bekannt aus dem Zirkus: Es fängt den Fallenden auf und kann dem das Leben retten! Bei Schiabfahrten werden Netze gespannt in gefährlichen Kurven und vor einem Abgrund zum Schutz der Schifahrer und auch der Zuschauer. Manche Damen verwenden auch ein Haarnetz, um die Frisur zu schützen.

Das Netz ist auch ein Sinnbild für Zusammenhalt und Gemeinschaft. Ein Netz hat verschiedene Knoten, Kristallisationspunkte, die den Halt ausmachen; sie sind Orte der Begegnung, die der Belastung standhalten ...

Das Schiff ist Sinnbild für die Kirche. Sie kennen das Lied: "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit." - Simon wird gesendet, Menschen zu retten, sie ans Licht zu heben, sie in die Gemeinschaft der Kirche, in die Arche des Bundes, einzugliedern.

Auch wir als Gemeinde, die wir im Kirchenschiff versammelt sind, sind dazu berufen, Netze auszuwerfen, Netze, die gewinnen, die einladen, die Halt geben, die auffangen, zu einer Gemeinschaft führen; Netze, die nicht gefangen nehmen und unfrei machen, sondern für uns und andere Glück bedeuten.

Zuletzt muss noch hingewiesen werden auf eine Gemeinsamkeit der heutigen Lesungen: Gott nimmt sündige Menschen in seinen Dienst, er sendet Menschen, die vorher ihre Schwäche bekannt haben:

Bevor Jesaia sagt: "Hier bin ich, sende mich!" bekennt er: "Ich bin ein Mann mit unreinen Lippen." Er wird aber von Gott her geheilt, und es wird ihm gesagt: "Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt."

Der große Völkerapostel Paulus bezeichnet sich sogar als "Missgeburt". - "Ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden". Aber er weiß: "Christus ist für unsere Sünden gestorben", und "durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin".

Petrus fällt dem Herrn zu Füßen und sagt: "Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder." Zu diesem Simon Petrus sagt Jesus: "Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen." - Petrus und die anderen "ließen alles zurück und folgten ihm nach."

Gott nimmt sündige Menschen in Dienst. Auch wir sind eingebunden in das Netz der Gemeinschaft und in die Nachfolge des Herrn gerufen.

Amen.

 

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