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3. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Neh 8, 2-4a.
5-6. 8-10 |
Ich erinnere mich an eine Klausurtagung des Pfarrgemeinderates, bei der das soeben gehörte Evangelium in einem Rollenspiel nachvollzogen wurde. Ich bin sonst nicht begeistert von solchen Spielen, um so mehr aber war ich von diesem Erlebnis dann beeindruckt.
Wir mussten uns in Gruppen teilen und durften uns aussuchen, was wir sein wollten: die Armen, die Gefangenen, die Blinden oder die Zerschlagenen. Einer war der Jesus, und dem musste alles erzählt werden, die ganze Situation und alle Umstände, warum und weshalb man arm, gefangen oder zerschlagen ist.
Ich selbst habe mich zu den Armen gemeldet und gesagt, dass ich arm bin, weil immer das Telefon läutet, und immer jemand etwas will, und ich nie meine Ruh hab. - Zu welcher Gruppe hätten Sie sich gemeldet: Arm? Gefangen? Blind? Zerschlagen?
Es war unglaublich, wie jeder seine persönliche Situation eingebracht und - das ist ja das Wesentliche - dann erkannt hat, wie sehr das Evangelium ihm zugesagt ist: Jesus ändert, Jesus heilt, macht frei, macht sehend ...
Die Frohe Botschaft ist an uns gerichtet! - Wir dürfen auch die Seligpreisungen der Bergpredigt "in Anspruch nehmen"! - An uns sind die Worte der Heiligen Schrift gerichtet: "Seid nicht traurig, und weint nicht!"
Freilich haben wir auch Verpflichtung, Sendung, Frohe Botschaft zu verkünden und für andere erlebbar werden zu lassen, nimmt uns die Heilige Schrift in Anspruch - persönlich und als Kirche.
Dass alles zum Guten geführt wird, ist ein Werk des Heiligen Geistes. "Der Geist des Herrn ruht auf mir", dieses Wort bezieht Jesus auf sich, und uns ist gesagt: "Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen".
Jesus hat etwas vorgelesen aus der Heiligen Schrift, ein Wort vom Propheten Jesaia, und die Erfüllung verkündet. In der alttestamentlichen Lesung wurde auch etwas aus der Heiligen Schrift vorgelesen, und das Volk Gottes - heimgekehrt aus dem Exil - bekannte sich neu zu dem Bund, den Gott am Berg Sinai mit seinem Volk geschlossen hatte.
Nun wird in Jesus der Neue Bund angekündigt: Die Prophetenworte gehen in Erfüllung, das Reich Gottes bricht an!
Interessant ist auch, dass nicht nur die neutestamentliche Lesung die Kirche anspricht. Sie ist der mystische Leib Jesu Christi, das neutestamentliche Gottesvolk, das geeint ist durch die Kraft des Geistes, das die Gnade Gottes und das Anbrechen seines Reiches erlebt und verkündet.
Schon in der alttestamentlichen Lesung - wo also vom alttestamentlichen Bundesvolk gesprochen wird - zeigen sich die Grundfunktionen der Kirche: Verkündigung - Mahl (Liturgie) - Diakonie.
Die Verkündigung der Frohen Botschaft: "Man las aus dem Buch, dem Gesetz Gottes, in Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, so dass die Leute das Vorgelesene verstehen konnten." Außerdem sagten sie zum ganzen Volk: "Seid nicht traurig, und weint nicht!" - Dann die Aufforderung des Esra: "Nun geht, haltet ein festliches Mahl". - Und im nächsten Satz heißt es: "Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben".
So haben wir die Frohe Botschaft gehört und halten nun ein festliches Mahl, das Mahl des Neuen Bundes, das uns mit Gott verbindet und stärkt für die Sendung, die wir als Kirche haben.
Amen.
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