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4. Sonntag der Osterzeit
1. Lesung: Apg 13, 14.
43b-52 |
Wir haben bestimmte Vorurteile manchen Tieren gegenüber und versehen sie mit bestimmten Attributen: Da ist jemand schlau wie der Fuchs, listig wie die Schlange, stark wie der Bär oder stur wie ein Ochs. Manche Vergleiche sind weniger schmeichelhaft, und verschiedene Tiere müssen sogar zur Beschimpfung herhalten: die Kuh, die Gans, der Esel, das Schwein, der Affe und so weiter.
Auch die Bibel, die ja viele Bilder und Symbolik aus der Natur bezieht, bringt nicht nur Vergleiche aus der Pflanzenwelt, wie zum Beispiel das Gleichnis vom Sämann und den Vergleich mit dem Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, auch so manches Tier wird erwähnt im Sinne der Heilsbotschaft: Das "Goldene Kalb" im negativen Sinn als Inbegriff des Götzendienstes, die Motte und der Wurm, die den Menschen an die Vergänglichkeit erinnern, und schon am Beginn der Heiligen Schrift wird der Mensch verführt von einer Schlange.
Manche Vergleiche sind wertneutral, sollen uns aber doch zu denken geben und zu einer positiven Erkenntnis führen. Wenn Menschen verglichen werden mit den Fischen, so wie am vergangenen Sonntag, so meint das die Aussendung der Apostel, "Menschenfischer" zu werden, für das Reich Gottes zu werben, Menschen zu gewinnen für die Gemeinschaft der Kirche und die Ausbreitung des Evangeliums.
Heute werden wir als Schafe angesprochen. Ob dieser Vergleich schmeichelhaft ist oder nicht, liegt wohl an der Interpretation, wie wir das verstehen wollen, und wie die Heilige Schrift diesen Vergleich meint.
Das Schaf in der Bibel ist grundsätzlich etwas sehr Positives, weil es als "Lamm" betrachtet und vielfach auch als Opfertier verwendet wird. Sogar Jesus bezeichnen wir heute noch als "Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt."
Also können wir diesen Vergleich durchaus annehmen und akzeptieren, selbst ein "Schaf" zu sein. Wir wollen ja Gemeinschaft mit Christus, bereit zum Opfer, und auch Wehrlosigkeit und Sanftmut lernen auf dem Weg der Christusnachfolge.
"Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!"
Ein bisschen eigenartig ist die Bildsprache im Zweiten Vatikanischen Konzil, im Dokument über die Kirche, wo es heißt: Die Kirche ist "der Schafstall, dessen ... Tür Christus ist".
Vom Alten Testament her gesehen ist die Kirche "die Herde, als deren künftigen Hirten Gott selbst sich vorherverkündigt hat". "Wenngleich ihre Schafe von menschlichen Hirten geleitet werden, so werden sie dennoch immerfort von Christus, dem guten Hirten und dem Ersten der Hirten, geführt und genährt, der sein Leben hingegeben hat für die Schafe."
In dieser Bildsprache der Heiligen Schrift und des Konzils wird ausgesagt, was wir am Beginn der Messe schon gebetet haben: Jesus Christus "ist der Kirche siegreich vorausgegangen als der Gute Hirt. Geleite auch die Herde, für die er sein Leben dahingab, aus aller Not zur ewigen Freude."
Gott ist Hirte, der führt, der begleitet, der sorgt und beschützt. - Das Wort "Führer" ist durch die Geschichte dieses Jahrhunderts zwar sehr negativ besetzt, meint aber in der Bibel etwas Gutes: Jesus Christus führt uns den Weg zum Vater. Er sorgt für uns, dass wir "keinen Hunger und keinen Durst ... leiden", dass nichts auf uns lastet. Er führt uns zu dieser Einheit des Heiles und der Freude, die wir "erfüllt vom Heiligen Geist" wirklich ersehnen.
Im Vertrauen, dass Gott für uns sorgt, möchte ich an das Gebet eines Psalm erinnern, wo es heißt:
"Der Herr ist mein Hirte,
nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen;
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit."
Möge dieses Gebet uns stärken im Vertrauen auf Gott, dass er für uns sorgt und alles zum Guten führt.
Amen.
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