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1. Fastensonntag
1. Lesung: Dtn 26, 4-10 |
Im Tagesgebet der heutigen Messe ist schon sehr viel gesagt worden, worum es in der Fastenzeit eigentlich geht. Die 40 Tage werden als "heilig" bezeichnet und als ein "Geschenk" erachtet. Diese Zeit soll also etwas Wertvolles und Gutes für uns sein. Wir haben gebetet um "Gnade", um ein neues Zukommen Gottes, und darum, dass wir "die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen."
Wir werden vor eine Entscheidung gestellt, "damit wir dem Bösen absagen und mit Entschiedenheit das Gute tun."
Die ganze Fastenzeit zielt hin auf das Osterfest, auf die Erneuerung des Bundes, den Gott mit uns geschlossen hat, der uns die Erlösung geschenkt hat durch die Hingabe seines Sohnes, und zu dem wir uns bekennen durch die Erneuerung des Taufversprechens: "Ich widersage dem Bösen, und ich glaube an Gott".
Das heutige Evangelium versetzt uns schon in diesen Höhepunkt der Osternachtfeier, möchte aber unser ganzes Leben betreffen.
Interessant, dass nicht nur am Beginn des Alten Testaments eine "Versuchungsgeschichte" steht, sondern auch hier am Beginn des Neuen. Erliegt der Mensch der ersten Versuchung am Beginn der Schöpfung, so ist er nun am Beginn der Neuen Schöpfung wieder vor die Entscheidung gestellt, um in ihr zu bestehen. Noch einmal hat der Mensch Gelegenheit, das gutzumachen, was damals verloren gegangen ist: Er kann sich in der Christusnachfolge zum Guten entscheiden, und es wird ihm die Gnade der Gotteskindschaft wieder geschenkt.
Es werden die Wertigkeiten unseres Lebens in Frage gestellt: - Was scheint uns erstrebenswert, was wollen wir erreichen, wofür leben wir? - Ist der Wohlstand und Reichtum wirklich das größte Glück? - Gibt es nicht auch andere Werte? - Ist das Leben mit dem Tod dann einfach aus? - Haben wir nicht eine größere Hoffnung und Sehnsucht nach Erfüllung, nach Unendlichkeit und Liebe?
Drei Bereiche werden im Evangelium von der Versuchung angesprochen:
1. Das Brot, 2. Macht und Reichtum, 3. Der Sturz vom Tempel.
Zum Ersten: Das Brot ist etwas Gutes und zum Leben notwendig, Grundlage für das Leben. Woher kommt das Brot und alles, was wir zum Leben brauchen? - Gott bitten wir "um das tägliche Brot", von ihm kommt all das Gute und alles, was wir zum Leben brauchen. - "Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt ... Das Leben ist wichtiger als die Nahrung ... Darum fragt nicht, was ihr essen ... sollt, und ängstigt euch nicht! Denn um all das geht es den Heiden in der Welt. Euer Vater weiß, dass ihr das braucht. Euch jedoch muss es um sein Reich gehen; dann wird euch das andere dazugegeben."
Der Hinweis Jesu: "Der Mensch lebt nicht nur von Brot", verweist uns
letztlich auf Gott: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen."
Zum Zweiten: Der Versucher verspricht, was er nicht geben kann. Er sagt zwar: "Alle Reiche der Erde ... sind mir überlassen", er ist aber nicht der Herrscher und Besitzer, der Grundeigentümer, er ist bestenfalls ein Pächter oder Untermieter, dem schon die Räumungsklage ausgesprochen wurde. - Es geht hier um die Botschaft Jesu: "Das Reich Gottes ist nahe." Und auch für das Streben nach Reichtum und Besitz gelten höhere Werte: "Verschafft euch einen bleibenden Schatz im Himmel!"
Jesus sagt: "Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen." - Der Wille Gottes ist oberste Norm für das menschliche Handeln und Streben.
Zum Dritten: Der Sturz vom Tempel kann in der heutigen Zeit des Wohlstandes und der Sattheit vielleicht so interpretiert werden: Es ist damit die Versuchung angesprochen, das Leben fallen zu lassen, leichtfertig mit dem Leben umzugehen, keine Aufgabe und keinen Sinn mehr im Leben zu sehen, oder gar daran zu denken, sich das Leben zu nehmen ...
Das Leben ist ein kostbares Gut, einmalig, von Gott gewollt. Er ist der Herr über Leben und Tod. Er "hat ... uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben".
Der Einwand Jesu: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen", bestätigt, dass Gott unser Leben will. Er ist es, der uns geformt hat im Schoß der Mutter. Wir haben die Aufgabe, aus dem Leben etwas zu machen, es nicht leichtfertig zu vertun. - Der Sturz wäre sinnlos; Sinn ereignet sich in der liebenden Hingabe: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." - "Wer das Leben ... um meinetwillen verliert, wird es gewinnen."
Die dritte Versuchung erinnert sehr an die Szene beim Kreuz, wo einer spottet: "Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!" - Jesus wird sich als der wahre Gottessohn offenbaren, nicht im Geben von irdischer Nahrung und nicht im Errichten eines irdischen Reiches; er offenbart sich als Sohn Gottes in der Ohnmacht des Kreuzes, wie auch der Hauptmann vor dem Kreuz bekennt: "Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!"
So führt uns diese dritte Versuchung auch schon sehr dem Osterfest entgegen. Was heute in der Lesung noch zaghaft geklungen hat, das werden wir dann in der Osternacht festlich verkünden: "Jesus ist der Herr ... Gott hat ihn von den Toten auferweckt".
Amen.
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