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4. Adventsonntag
1. Lesung: Mi 5, 1-4a |
Die beiden schönsten Evangelien der Adventzeit sind wohl das Evangelium, wo der Engel Gabriel Maria die Botschaft bringt, dass sie die Mutter von Jesus werden soll, und das heutige, wo Maria sich auf den Weg macht zu Elisabeth, ihrer Verwandten.
Maria wurde von Gott auserwählt, der Welt den Erlöser zu bringen. Diese Erwählung geschah nicht ohne die Zustimmung Mariens: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast".
Die Freude, ein Kind zu erwarten, ja, die Mutter des Erlösers zu werden, möchte Maria nicht für sich behalten, sie kann gar nicht anders, als diese Freude mitteilen. Sie macht sich auf den Weg zu Elisabeth.
Jeder Mensch hat von Gott her eine Berufung. Wenn wir um geistliche Berufe beten, - das sollen wir ja auch nach dem Wort Jesu "Bittet ... den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden" - , dann erbitten wir, dass an manche junge Menschen eine ganz besondere Berufung ergeht, Christus nachzufolgen. Sie sollen den Weg der Nachfolge gehen und Christus den Gemeinden bringen. Auch heute braucht die Welt, braucht die Kirche, Menschen, die dieser Berufung Antwort geben, die - wie es auch in der Lesung geheißen hat - sagen: "Ja, ich komme ... um deinen Willen, Gott, zu tun."
Die Haltung der Bereitschaft wird aber nicht nur von den Geistlichen erwartet. Das Ja zur eigenen Berufung wird wohl jedem Mensch nur zum Glück werden, einem Vater, einer Mutter, dem Berufstätigen, dem Kranken; jedem wird ein "Ja" zur Hilfe, offen zu sein für Gottes Gnade. Das Ja zum Willen Gottes ist letztlich ein Ja zu sich selbst.
Auch im heutigen Evangelium sollen wir uns selbst wieder finden.
Es gibt zwei wunderschöne Adventlieder, die den Weg Mariens zu Elisabeth zum Inhalt haben. Von diesen beiden möchte ich ausgehen.
Allen bekannt ist das Lied: "Maria durch ein Dornwald ging". Und was ist da geschehen? "Da haben die Dornen Rosen getragen." - Ein wunderbares Bild für die Bedeutung dieses Weges. Die Dornen erblühen, weil Maria Christus in sich trägt. Die Natur erkennt ihren Schöpfer, sie verkündet das in Christus anbrechende Heil. Die Dornen sind ein Sinnbild für Gefahr, Schmerz, Tod, Sünde, Fruchtlosigkeit, Wüste, Ödland ...
Der Herr bringt neues Leben. Die Dornen bringen Rosen hervor, aus dem Tod ersteht Leben. Wüste wird zum fruchtbaren Boden. Es erfüllt sich das messianische Wort des Propheten Jesaia: "Die Wüste und die Öde sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen! In voller Blumenpracht soll sie erblühen ... Mein Volk wird die Herrlichkeit des Herrn schauen, die Pracht unseres Gottes."
Das zweite Adventlied ist weniger bekannt, ist aber doch im Gotteslob enthalten, der Text ist vielleicht ein bisschen eigenartig, heute aber passend und hilfreich:
"Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein´ höchsten
Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewiges Wort.
Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast."
Maria wird also mit einem Schiff verglichen. Der Vergleich bringt uns gute Erkenntnis. Denken wir auch an Maria, die "Arche des Bundes", wie sie in der Litanei angerufen wurde, oder an das Lied "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt" ...
Maria ist das "Urbild der Kirche". Sie ist nicht nur "Vorbild für die einzelnen Christen" und Prototyp eines Christusnachfolgenden, sie ist "Vorbild der ganzen Kirche", Sinnbild, "Typus", "Urbild und Mutter der Kirche", gerade auf ihrem Weg zu Elisabeth!
Sie bringt Christus zu den Menschen, und das in Freude, als Frohe Botschaft. Wenn sich die Kirche und jede christliche Gemeinde in diesem frohen Christustragen wieder findet, brauchen wir nicht um die Zukunft unserer Kirche zu bangen.
Amen.
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