|
32. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: 1 Kön 17,
10-16 |
Die Lesung aus dem Alten Testament erinnert mich an ein Märchen, wo das Grießkoch aus den Fenstern quillt und die Straße hinunterfließt wie eine breite Lavamasse. So ähnlich scheint es im Haus der Witwe zu sein: "Der Mehltopf wurde nicht leer, und der Ölkrug versiegte nicht."
Wir können uns diese Geschichte so schön und bildlich vorstellen, wie die Witwe das Holz zusammenklaubt, Elija kommt und sie um einen Bissen Brot bittet, sie bereit ist, das Wenige zu geben, und siehe da, wie Topf und Krug sich ständig füllen.
Und trotzdem, wir haben kein Märchen gehört, sondern ein Wort aus der Heiligen Schrift: "Wort des lebendigen Gottes".
Dem Wort Gottes geht es gar nicht so sehr um das, was damals geschehen ist, um das "historische Ereignis", sondern vielmehr um die zeitlos gültige Aussage. Eine Lebensweisheit, eine Wahrheit, die Gott uns zusagt, begegnet uns hier im Rahmen einer bildlichen Geschichte:
Wer gibt, gewinnt.
Wer gibt, erhält im reichen Übermaß.
Die Witwe hat Mehl und Öl nur noch für eine letzte Mahlzeit, und trotzdem ist sie bereit, zu teilen! - Wie reich ist sie durch dieses Teilen dann geworden!
Das entspricht ja auch der Botschaft Jesu, wenn er zu seinen Jüngern sagt: "Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen".
Die Witwe im Evangelium ist bereit, nicht nur einen Teil von ihrem Überfluss zu geben, sie gibt alles, "ihren ganzen Lebensunterhalt."
Jesus lobt dieses Verhalten, ist er doch selber bereit, dann alles zu geben - am Kreuz sein ganzes Leben. Da soll sich auch dieses Geheimnis der Hingabe, des Gebens, verwirklichen: Aus dem Tod ersteht neues Leben.
Lesung und Evangelium sind beides keine Märchen, sondern Wahrheit, Weisheit, die Gott uns für das Leben zusagt. - Wir sollen mehr bereit sein zum Teilen und Geben, um die Erfahrung zu machen, die diese biblischen Geschichten zum "Tatsachenbericht" werden lassen, wenn wir aufgrund unserer Lebenserfahrung sagen können: Ja, so ist es wirklich, so ist es tatsächlich.
Wir wollen jetzt aber nicht unrealistisch die Wirklichkeit übersehen. Niemand kann seinen "ganzen Lebensunterhalt" verschenken! - Aber es geht doch um eine grundsätzliche Bereitschaft, freigiebig zu sein.
Wenn die Leute über die Kirchensteuer klagen: Sie ist nur 1% des Einkommens, nicht der ganze Lebensunterhalt! Und viele geben darüber hinaus gerne für die Caritas, für die Kirchenrenovierung, für "Nachbar in Not", für alle Bettelbriefe, die der Briefträger ins Haus bringt, usw.
Es soll aber nicht nur um das Geld gehen, überall gilt es zu geben, in der Familie, im Beruf, in der Pfarre, überall braucht man unsere Zeit, unsere Kraft, unsere Bereitschaft, unsere Geduld; überall sollen wir gebend sein.
Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dürfen wir auch Empfangende sein, sonst hätten wir nicht die Kraft, immer nur zu geben. Wir können aber auch geben, und zwar wirklich alles, unser ganzes Leben im Vertrauen Gott übergeben. Im Vertrauen auf Gott soll es nicht nur 1% sein, da können wir Gott wirklich alles anvertrauen, 100%, unser ganzes Leben.
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.