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30. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jer 31, 7-9 |
Ein Blinder wird von Jesus geheilt, es werden ihm die Augen geöffnet, für eine neue Sicht der Welt. Das gilt auch uns, da gibt es etwas zu heilen: Die Blindheit des Herzens, sehr wohl aber auch die Blindheit der Augen, die zuwenig in der Schöpfung die Spuren Gottes erkennen, die nicht sehen, dass die gesamte Schöpfung Offenbarung eines liebenden Gottes ist. Zu heilen wäre auch die Blindheit der Augen, die nicht die Not eines anderen sehen.
Das Entscheidende im Evangelium ist das Wort von Jesus: "Dein Glaube hat dir geholfen." - Können wir diesen Zuspruch von Jesus auch für uns in Anspruch nehmen? Können auch wir bekennen: Ja, der Glaube bedeutet mir sehr viel, ich habe oft schon Hilfe von Gott her erfahren.
"Bei einem Interview wurde einmal auch eine Blinde gefragt: Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Sie gab zur Antwort: Selbstverständlich. Der Tod ist nichts weiter als ein Gang von einem Raum in den anderen. - Aber für mich gibt es da einen Unterschied. Denn in dem anderen Raum - da werde ich sehen können!"
Mich erinnert diese Antwort an die große Hoffnung, in der eine unserer Kranken lebt. Sie verbringt schon etwa dreißig Jahre im Rollstuhl, und eines Tages sagte sie zu mir: "Nach meinem Tod, da werde ich mit Stöckelschuhen durch den Himmel laufen!" -
Ja, die Zukunft bei Gott erhellt unser Leben, sie gibt uns jetzt schon Kraft durch die Hoffnung.
Wir werden Gott "von Angesicht zu Angesicht" schauen, aber jetzt schon gilt, wozu uns eine gute Weisheitsgeschichte auffordert: Mach doch deine Augen auf und schau dir an, erkenne die Spuren Gottes in der Welt und in deinem Leben!
"Ein französischer Gelehrter durchstreift die Wüste und hat sich als Führer einige Araber mitgenommen. Beim Sonnenuntergang breiten die Araber ihre Teppiche auf den Boden und beten. Was machst du da? fragte er einen. Ich bete. Zu wem? Zu Allah. Hast du ihn jemals gesehen - betastet - gefühlt? Nein. Dann bist du ein Narr!
Am nächsten Morgen, als der Gelehrte aus seinem Zelt kriecht, meint er zu dem Araber: Hier ist heute Nacht ein Kamel gewesen! Da blitzte es in den Augen des Arabers: Haben Sie es gesehen, betastet, gefühlt? Nein. Dann sind Sie aber ein sonderbarer Gelehrter! Aber man sieht doch rings um das Zelt die Fußspuren!
Da geht die Sonne auf in all ihrer Pracht. Der Araber weist in ihre Richtung und sagt: Da, sehen Sie: die Fußspuren Gottes!"
In Erinnerung an so manches Gebet, können wir Worte des Dankes und der Bitte an Gott richten:
Gott, "ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet
hast."
Ich danke dir für meine Augen, meine Ohren und alle meine Sinne.
Schenke mir Einsicht durch Verstehen,
öffne mir die Sinne für das Erfassen deiner Nähe.
Jeder Atemzug soll ein Leben sein von dir,
und jeder Blick ein Sehen deiner Liebe.
Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Schöpfung,
öffne mir die Augen für das Schöne im Leben, für den Wert meines Daseins. -
Und öffne mir die Augen für die Not, die es gibt, und dass ich sehe, wie ich
helfen kann.
Amen.
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