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27. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Gen 2, 18-24
2. Lesung: Hebr 2, 9-11
Evangelium: Mk 10, 2-16

 

Darf ein ehelos lebender Priester eine Predigt halten zum Thema "Ehe"? - Sollten das nicht Eheleute tun, Verliebte und ganz jung Verheiratete? - Vielleicht besser und realistischer wäre die Predigt eines Ehepaares, das schon 25 oder gar schon 50 Jahre verheiratet ist ...

Es bestünde aber vielleicht die Gefahr, dass Eheleute sich selbst verkünden, sich selbst zu sehr in den Vordergrund stellen. - Andererseits ist bereits ihr alltägliches, gemeinsames Leben eine Predigt, eine vorgelebte, die nicht mehr viel der Worte bedarf: Ehe ist ein gelebtes Zeichen und eine Schule für die Kinder, wie auch die Gesellschaft, für alle, die darüber staunen und bewundern, wie gut Ehe gelingt.

Der ehelos lebende Priester darf sich "in Sachen Ehe" vergleichen mit dem Arzt, der nicht alle Krankheiten durchlitten haben muss, um auch ein guter Arzt zu sein. - Ein wenig Abstand zu den Dingen ist oft ganz gut, um objektiv zu sein. - Und hätte ich eine Frau und Familie, ich glaube, die Leute würden sagen: "Der soll `mal vor der eigenen Tür kehren!"

Nun gut, was mich mit Eheleuten verbindet, ist ein hohes Ideal. Ich hoffe, dass viele Priester und Eheleute, wie auch solche, die allein leben und nicht verheiratet sind, sagen können: Ich habe das Glück in meinem Leben gefunden.

Ich glaube, darauf kommt es an. Nicht auf die Form und Weise, auf Mittel zum Zweck, auf die Art des Weges. Es kommt auf das Ziel an: im Leben glücklich zu sein. - Durch das Glück hat der Mensch auch Verbindung zum Unendlichen.

Hoffnung und Sehnsucht erwachen in der Liebe. Verbundenheit will Ewigkeit!

Dass Gott sich in Glück und Freude, in der Liebe offenbart, gilt in besonderer Weise, wenn die Liebe durch ein Sakrament geheiligt wird.

Nachdem die Eheleute bei der Feier der Trauung ihr Vermählungswort gesprochen haben - Ich nehme dich an als meinen Mann/als meine Frau -

heißt es jedes mal, wie wir heute im Evangelium gehört haben: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen."

Ist das nicht eine Widersprüchlichkeit, dass die Eheleute ihr JA-Wort sagen, den Bund für´s Leben schließen, und doch ist es Gott, der sie untrennbar verbindet?

Die Eheleute haben ihr Ja-Wort gegeben im Namen des dreifaltigen Gottes! - Und die Ehe ist in besonderer Weise ein Beispiel dafür, wie Gott durch Menschen handelt. Gott spricht durch menschliche Worte, er handelt durch menschliche Hände, er besiegelt durch menschliche Zeichen. - Das gilt für alle Sakramente, überhaupt für alles, was gut ist.

Auch die Kinder werden zunächst einmal an den Eltern erfahren, was es heißt, von Gott geliebt zu sein.

Wir freuen uns als christliche Gemeinde über Eheleute, die aneinander "ihre Perle im Ackerboden" gefunden haben, die wirklich im anderen Sinn des Lebens erfahren.

Die Kirche vertritt, was die Ehe betrifft - wie frisch Verliebte sich das so erträumen - ein hohes Ideal.

Ich könnte in einer Theologie der Ehe die Zweisamkeit von Mann und Frau entfalten bis hin zu einem "wandelnden Tabernakel" von Gottes Gegenwart. - Ganz abgesehen vom "Kitsch", so ist in diesem Wort doch eine Wahrheit enthalten. - Aber die Realität sieht doch ganz anders aus! Die Wirklichkeit ist oft so anders und dem Ideal gerade nicht entsprechend!

Auch zur Zeit Jesu sind viele Ehen auseinander gegangen. Jesus hat Stellung bezogen, von "Herzenshärte" gesprochen und von einer ursprünglichen Bestimmung.

Das Zerbrechen einer Ehe ist wohl ein Übel und nicht gut. Oftmals ist ein schuldloses Verlassenwerden tiefer Schmerz und Kummer.

Jesus begegnet einer Ehebrecherin - wir können hier auch einsetzen: "einem Ehebrecher", damit nicht nur die Frauen angesprochen sind - und verurteilt nicht; er fügt aber auch hinzu - und das soll nicht überhört werden: Aber bitte, "sündige von jetzt an nicht mehr!"

Jesus will keine Scheidung, weil er "Heiland" ist. Er will wirklich das Beste; er will, dass alles gelingt, was einmal in Angriff genommen wurde und dem Menschen viel bedeutet. Gott will das Heil der Gatten - auch zum Wohl der Kinder.

Die Treue ist ein sehr hohes Ideal - in unserer Zeit nicht gerade modern. Dieses hohe Ideal ist oft so unerreichbar, weil es Maß nimmt an Gott: "Gott ist treu". - Der Mensch soll - und das in der Ehe besonders - als konkretes Leib-Seele-Wesen "inkardinierend" verwirklichen, was Gott ist: Liebe.

Als Menschen werden wir einem so hohen Ideal sicher niemals gerecht, so lange wir auf Erden leben. - Die kirchliche Lehre nennt das die Folgen der Erbsünde. - Wir sind zwar erlöst, haben Hoffnung und Sehnsucht, eine "Vorahnung" von unendlicher Liebe; wir leben aber doch noch im "Versuchungsbereich" des Bösen, sind dem Zugriff des Bösen noch nicht enthoben.

Der Glaube an Gott muss eine Hilfe sein für alle, egal, wo sie im Leben stehen.

Das Gebetbuch "Gotteslob" kennt nicht nur "fromme Worte" einer "heilen Welt", es ist darin auch folgendes Gebet, und mit diesem Gebet möchte ich schließen:

"Vater im Himmel, ich hätte nie gedacht,
dass wir einander so wehtun können.
Ich erkenne immer mehr,
wie schwer es ist zu lieben,
und wie schwach wir sind.
Hilf uns, dass wir einander verzeihen können.
Lass uns erkennen, was wir falsch gemacht haben. ...
Lass unsere Liebe nicht untergehen,
sondern reifer werden."

Amen.

 

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