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26. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Num 11, 25-29 |
Was in der alttestamentlichen Lesung schon angesprochen wurde, sagt Jesus zunächst zu den Zwölf, und damit auch zu den christlichen Gemeinden: Ihr habt den Heiligen Geist nicht nur für euch allein gepachtet!
Das gilt in der heutigen Zeit den Bischöfen, Priestern und allen Klerikern, das gilt den Gemeinden, die sehr exklusiv glauben, einzig und allein Gott wohlgefällig zu sein.
Es gibt in der Kirche auch viele Laien, die ein "geistliches" Leben führen, nicht Geweihte, die erfüllt sind vom Heiligen Geist und mit Gottes Kraft viel Gutes tun. Und es gibt viele Fernstehende, die auch ohne Besuch der Gottesdienste, in ihrer Mitmenschlichkeit Gottes Güte verwirklichen.
Viele gute Menschen sind den christlichen Gemeinden und dem Wesen der Kirche sehr verbunden! - "Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns", sagt Jesus.
Auch das ökumenische Denken hat sich diesbezüglich sehr geweitet: Gottes Geist wirkt auch in anderen Kirchen und Konfessionen; da gilt es nicht auszugrenzen, vielmehr das gemeinsame Bemühen um das Gute zu sehen.
Wir sollen also tolerant sein, und uns eher darüber freuen, dass Gottes Geist weht, wo er will. - Gottes Geist erneuert das Angesicht der Erde auch dort, wo wir gerade nicht sind. -
Und dann gibt es im Evangelium offensichtlich eine Wende zu Härte und Strenge. Die ist angebracht: mir selbst gegenüber! - Das Evangelium spricht also zwei Dinge an: Die Toleranz und Güte den anderen gegenüber - und die Strenge zu sich selbst.
Das ist ein Grundsatz des geistlichen Lebens:
"Streng gegen sich und gegen andere weit sei wahre Frömmigkeit."
Was nun das Abhauen der Glieder betrifft, so klingen die Worte Jesu äußerst radikal, das sollen sie auch sein; sie klingen grausam, das sollen sie aber nicht sein. - Es geht um wirklich ganz entschiedene Christusnachfolge, es geht um die Entscheidung der Taufe, die wir auch in jeder Osternacht erneuern: Wider sagt ihr dem Bösen? Glaubt ihr an Gott?
Mit aller Entschiedenheit soll das Böse verabscheut und der Versuchung widerstanden werden, mit aller Entschiedenheit gilt es, das Gute zu tun.
Wir sollen das Gute tun mit aller Kraft, so sehr, dass wir uns sehr wohl "einen Haxen ausreißen".
Die neutestamentliche Lesung unterstreicht die Dringlichkeit: Bedenke, du lebst nur einmal!
"Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen", sagt Jesus im Evangelium nach Lukas; und bei Matthäus: "Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal".
Was machen wir also mit unseren Händen, mit unseren Füßen, mit unseren Augen; was machen wir aus unserem Leben?
Das Leben gelingt, wenn wir Hände, Füße, Augen, alles, was wir sind und haben, in den Dienst des Guten stellen. "Wenn das nicht unser Ziel ist, dann leben wir zweckentfremdet."
Hände können vernichten, zerschlagen, verwunden; sie können aber auch verbinden, gereicht werden zum Gruß und zur Versöhnung, sich falten zum Gebet; sie können streicheln, zärtlich sein, sie können umarmen, Halt geben.
Füße können zertreten, niedertrampeln, den anderen zu Fall bringen. Sie können aber auch den Weg des Guten gehen, anderen zu Hilfe eilen, für andere etwas besorgen.
Augen können die Schwächen der anderen sehen, man kann sie benützen, "um andere gierig zu verschlingen, um mit seinen Blicken andere zu töten." Sie können aber auch benützt werden, "um mit den Augen Gottes sich selbst und die Welt und die Menschen anzuschauen. Immer ist Leben gefragt, nicht Zerstörung! Gemeinschaft, nicht Egoismus! Liebe, nicht Gewalt!"
Es geht also nicht darum, sich die Glieder alle abzuhauen, sich zu verstümmeln, sein Leben damit zu zerstören. Alles - alle Glieder und das ganze Leben - soll in den Dienst des Guten gestellt werden, in den Dienst von Gottes Reich.
Gott will nicht den Tod des Sünders, er will, dass er umkehrt und lebt.
Gott hat uns doch "so wunderbar gestaltet", uns "geformt im Schoß der Mutter" mit all den Gliedern, die zum Leib gehören. Da soll sicher nichts verloren gehen, dem Bösen verfallen. Wir sind - auch in unserer Leiblichkeit - voll und ganz für das Gute bestimmt!
Zum Abschluss möchte ich erinnern an ein Gebet zur Gottesmutter, das auch unsere Glieder vor Gott zur Sprache bringt:
"O meine Gebieterin, o meine Mutter.
Dir bringe ich mich ganz dar,
und um dir meine Hingabe zu bezeigen,
weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund,
mein Herz, mich selber ganz und gar.
Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter,
bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und Eigentum."
Amen.
nach der Kommunion:
Ein Gebet der Hingabe, es stammt von Mutter Teresa von Kalkutta:
"Willst Du meine Hände Gott,
den ganzen Tag über denen zu helfen,
die es nötig haben,
den Kranken und Armen ...
Gott, ich gebe Dir meine Hände.
Willst Du meine Füße, den ganzen Tag,
jeden Tag, zu denen zu gehen,
die einen Freund nötig haben ...
Gott, ich gebe Dir heute meine Füße.
Willst Du meine Stimme, Gott,
den ganzen Tag über
zu allen zu sprechen,
die Deine Worte der Liebe brauchen ...
Gott, ich gebe Dir heute meine Stimme.
Willst Du mein Herz, Gott,
den ganzen Tag lang,
um alle ohne Ausmaß zu lieben ...
Gott, ich gebe Dir heute mein Herz.
Herr Jesus,
ich will Dich preisen,
solange ich hier bin.
Erde und Meer und Himmel
mögen in mein Lied einstimmen.
Herr Jesus, ich will Dich preisen,
solange ich unterwegs bin."
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