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25. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Weish 2, 1a.
12. 17-20 |
"Es war einmal eine kleine Leuchte. Sie verbreitete ein freundliches, kleines Licht. Immer, wenn die Menschen sich nach Wärme, Geborgenheit, Gemütlichkeit sehnten, zündeten sie diese kleine Leuchte an. Die Menschen fühlten sich wohl in ihrem Licht. Und auch sie war mit sich und der Welt zufrieden - bis zu dem Augenblick, als sie entdeckte, dass es hellere Lichter gab als ihres.
Da wurde sie traurig. Ich bin ja nur eine kleine Leuchte! sagte sie - und schämte sich vor den dicken Glühbirnen, grellen Scheinwerfern und hellen Neonröhren. Eine kleine, trübe Funzel bin ich, klagte sie - und träumte davon, auch einmal so hell zu leuchten wie die dicke Glühbirne, so weit zu scheinen wie der Scheinwerfer, so weißes Licht zu verströmen wie die Neonröhre. Könnte ich doch auch so eine große Leuchte sein, seufzte sie.
Gott hörte ihr Seufzen - und erhörte sie. Er verwandelte die kleine Leuchte in ein helles Licht.
War das eine Freude: In alle Ecken, die ihr bisher verborgen waren, kam sie mit ihrem Licht, jeden Winkel konnte sie ausleuchten, nichts blieb ihr mehr verborgen. Endlich ein großes, helles Licht! jubelte sie eitel - und sie wartete darauf, dass auch die Menschen sie bewunderten ob ihres hellen Lichtes.
Aber das war gar nicht der Fall. Sie leuchtete in einem Zimmer, in dem ein kleines Kind war. Als man das Licht anstellte und sie zu leuchten anfing, fing das Kind an zu schreien, so geblendet war es. Man wechselte die helle Leuchte gegen eine kleine Leuchte aus, und das Kind wurde ruhig.
Dann kam sie in ein Krankenzimmer als helle Deckenleuchte. Ganz enttäuscht war sie, als die Patienten baten: Schwester, machen Sie bitte das helle Licht aus, das tut ja weh! Und die Schwester schaltete das helle Licht aus und machte die kleine Leuchte über dem Bett an. Ja, so ist es schön, sagten die Patienten zufrieden.
Und die kleine Leuchte, die nun ein grelles Licht war, sehnte sich danach: Wäre ich doch wieder eine kleine Leuchte, dann könnte man sich in meiner Umgebung wenigstens wohl fühlen".
Die Aussage dieser Geschichte ist wohl klar und eindeutig: Sei zufrieden mit dem, was du bist. Begnüge dich mit der Aufgabe, die dir im Leben zugedacht ist.
Die Bescheidenheit und Selbstgenügsamkeit kommt nicht nur einem selbst zugute. Der Mensch, der mit seiner kleinen Aufgabe, seiner kleinen Rolle, die er im Leben spielt, zufrieden ist, der ist auch "genießbarer" für die Umwelt, in dessen Nähe fühlt man sich wohl.
Das Evangelium möchte, dass wir selbstzufrieden sind, und die Lesung mahnt uns vor Eifersucht und Ehrgeiz: "Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art."
Jesus stellt ein Kind in die Mitte und als gutes Beispiel vor Augen. Sie kennen auch das Jesuswort: "Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte."
Dass der Mensch in "Kindwerdung" zu sich selbst findet, hat Jesus vorgelebt in seiner Menschwerdung: Er ist selbst ein Kind geworden.
Der Philipperhymnus zeigt deutlich, wie aus der Kindwerdung großes erstanden ist:
"Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in
Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er
entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer
ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre
Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt:
Jesus Christus ist der Herr -
zur Ehre Gottes, des Vaters." -
Ein bekanntes Sprichwort lautet: "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr." Das ist nicht eine Weisung der heiligen Schrift, das ist eine Weisheit der Welt.
Das Evangelium hat uns heute ermutigt: Sei zufrieden mit dem, was du bist, und begnüge dich mit dem, was du hast. - In der Selbstgenügsamkeit finden wir inneren Frieden, werden wir beliebter sein als andere, die sich ständig nur hervortun, und vor allem: So werden wir von Gott geliebt.
Amen
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