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16. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jer 23, 1-6 |
Die Lesungen des heutigen Sonntags erinnern uns an den vierten Sonntag der Osterzeit, den so genannten "Sonntag des Guten Hirten." - Auch in den heißen Sommermonaten soll nicht in Vergessenheit geraten, was im Psalm 23 gebetet wurde:
"Der Herr ist unser Hirt, ... er führt uns zum Ruheplatz am Wasser."
Sorglosigkeit und Ruhe werden hier angesprochen, Erfrischung durch das Wasser, das uns Sinnbild ist für Leben.
Die Gemeinschaft mit Jesus Christus, das Geborgensein in der Herde des Guten Hirten, soll uns erfüllen mit den Freuden einer Ferienzeit!
Erholung, Freiheit, Lebensglück sind Erfahrungen, die ganz wesentlich mit unserem Glauben zu tun haben: Unsere Gottverbundenheit bedeutet wirklich Freude und Friede!
Jesus hat die Apostel hinaus gesandt in die Welt, frohe Botschaft zu bringen. Interessant ist, dass er die Verkündigungsarbeit mit seinen Aposteln dann auch besprochen hat. Heute nennt man das "Teambesprechung" oder auch "Supervision". Und nach dem mühevollen Seelsorgeeinsatz der Apostel steht auch ihnen eine Ruhezeit zu, eine Zeit der so genannten "Rekreation".
Alle Menschen haben nach Monaten der Arbeit das Recht - ja, vielleicht sogar die Pflicht - auf Urlaub zu gehen.
Wir erinnern uns an das Wort von Jesus: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen."
Wie wohltuend ist doch die Einladung des heutigen Evangeliums: "Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus."
Die Sache geht dann eigentlich schief, denn der einsame Ort erweist sich als alles andere, als "einsam": Die Leute kommen von überall her und wollen Jesus hören.
Zwei Dinge möchte ich daraus erkennen:
- Wo Jesus ist, dort kann es gar keine Einsamkeit geben! - Auch wenn man allein ist, der Christ ist niemals einsam, er ist immer auf das innigste mit Gott verbunden, er lebt in der ständigen Gegenwart des Herrn.
- Bei all der Sehnsucht nach "Ruhe", steht aber doch im Vordergrund: Verfügbarkeit. Jesus sagt nicht: "Jetzt laßt´s mich in Ruh!" Er ist sofort wieder bereit, für die Menschen, die bei ihm Zuflucht suchen, da zu sein.
Das ist für uns eine Ermutigung, aber auch ein Anspruch, unermüdlich unserem Lebensauftrag gerecht zu werden.
Zwei kleine Weisheitsgeschichten möchte ich Ihnen zum Abschluss noch erzählen, die uns den großen Wert der Ruhe veranschaulichen:
"Ein einsamer Mönch wurde gefragt: Was für einen Sinn hat dein Leben in Stille? - Der Mönch, der eben dabei war, aus einem Brunnen Wasser zu schöpfen, forderte den Fragenden auf, in den Brunnen zu schauen: Was siehst Du dort? Nichts, war die Antwort. Dann nimm Dir etwas Zeit, und schau noch einmal in den Brunnen hinein.! Nach einiger Zeit blickte er also nochmals in den Brunnen hinein. Und was sah er? - Er sah sich selbst, sein Spiegelbild."
Die zweite Geschichte hat nur drei Sätze:
"Als der Meister einmal eine hochgestellte Persönlichkeit zur Meditation einlud, erhielt er die Antwort, er sei zu beschäftigt.
Da sagte der Meister seinen Schülern: Dieser Mann erinnert mich an einen Holzfäller, der Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete. Denn, wie der Mann erschöpft sagte, habe er keine Zeit, die Schneide zu schärfen."
Wir haben uns nun Zeit genommen für die Feier der Eucharistie. Mir fällt dazu der Beginn eines Adventgedichtes ein:
"Kommt, lasst ein Weilchen still uns werden, tief innen still".
Die Kirche - sonst ein einsamer Ort - soll erfüllt werden vom Geist, der uns neues Leben schenkt.
Amen.
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