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3. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jona 3, 1-5.
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Zum heutigen Evangelium habe ich eine Geschichte gefunden, die uns neu erkennen lässt, was die Verheißung Jesu bedeutet: "Ich werde euch zu Menschenfischern machen."
"Vor einiger Zeit hatte der Rhein Hochwasser. Weite Wiesen und Mulden waren überschwemmt. Als das Wasser weitgehend gesunken war, sah ich Bauern mit Wagen, auf denen Wannen und Fässer geladen waren, in die Wiesen fahren. Neugierig folgte ich ihnen.
Da hielten sie an einer flachen Wassermulde, in der Fische aufgeregt platschend hin und her schwammen; sie suchten vergeblich nach einem rettenden Ausweg. Weil ich den Bauern in ihren Gummistiefeln nicht folgen konnte, fragte ich einen: Was machen Sie da? Fangen Sie sich Fische? Der antwortete: Ja, wir machen das, was Jesus mit dem Wort Menschenfischer meinte: Wir sammeln sie ein; aber nicht für uns, sondern wir bringen sie dann zum Fluss, um sie dort auszusetzen."
Es geht also um Rettung! Der Mensch soll herausgefischt werden aus der Befangenheit seines kleinen eingeengten Lebensraumes, der Horizont soll sich weiten von dem einer Pfütze bis hin zum Erleben der Freiheit und der Weite des Meeres.
Der bekannte Seelsorger und Buchautor Willi Hoffsümmer schlagt diese Deutung vor: Wir müssen "Menschen aus manchen Tümpeln dieser Welt holen und in den Strom setzen, der zum Ozean führt." Und der Ozean bedeutet für ihn: Gott.
Ganz biblisch ist diese Ausdeutung nicht, denn das Wasser des Meeres bedeutet auch Gefahr und Tod:
"Das Quellwasser ist Symbol des Lebens, das Meerwasser Symbol des Todes."
Aus dem Boot, der Kirche, werden die Netze ausgeworfen, um die Menschen zu retten, herauszuheben aus dem Wasser des Untergangs. - Tatsächlich ist das Herausheben aus dem Wasser der eigentliche Vorgang von Taufe. So wie der Exodus, der Durchzug durch das Meer, oder auch das Erretten aus der Sintflut durch die Arche Noach, immer schon als Vorausbild für unsere christliche Taufe angesehen und ausgedeutet wurde.
Ein Fisch könnte gut im Wasser bestehen, ein Mensch muss an Land geholt werden. Der Fisch schwimmt im Meer und wird dann irgendwann gefressen, der Mensch hat eine höhere Bestimmung, er soll sein Leben bauen auf einen festen Grund. Durch die Taufe wird der Mensch an Land geholt, auf festen Boden gestellt, er beginnt sein Haus zu bauen auf den Fels, der Christus ist.
Gilt der Auftrag, "Menschenfischer" zu sein, nur den Aposteln und all ihren Nachfolgern, sozusagen der "Amtskirche"?
- Sicher nicht!
Wir bemühen uns in der Gemeinde ein Netz der Gemeinschaft auszuwerfen, Kontakte zu knüpfen, und wir erfahren, dass das Netz der Gemeinschaft uns sehr viel bedeutet, - vor allem auch, weil es eine Gemeinschaft in Christus ist.
Die Kirche ist "ihrem Wesen nach missionarisch", und das soll auch für unsere Gemeinde gelten, dass wir versuchen, Menschen an Land zu holen, die im Meer des Alltags ertrinken.
Amen.
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