|
2. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: 1 Sam 3,
3b-10. 19 |
Eine alte Legende berichtet
von zwei Mönchen, "die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gäbe es einen Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt fordert, und alle Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, man brauche nur anzuklopfen und befinde sich bei Gott. Schließlich fanden sie, was sie suchten, sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete, und als sie eintraten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die uns Gott zugewiesen hat."
Diese Geschichte lehrt uns, Gott zu suchen, nicht erst am Ende der Welt, unser Blick - auf der Suche nach Gott - soll nicht in die Ferne Ausschau halten, es gilt, Gott in der Nähe des Alltags zu sehen.
Wenn wir die Frage des Evangeliums auf Gott beziehen, - "Meister, wo wohnst du?" - dann heißt die Antwort: nicht nur im Himmel!
Der liebe Gott ist nicht weit fort, es ist vielmehr bleibend Frohe Botschaft von Jesus: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."
Eine gefährliche Geschichte erzählt Martin Buber:
"Ein junger Mann kam zu einem Gelehrten und sagte: Ich gebe Ihnen 100 Mark, wenn Sie mir sagen, wo Gott wohnt! Der Gelehrte antwortete: Und ich gebe Ihnen 200 Mark, wenn Sie mir sagen, wo er nicht wohnt!"
Die Geschichte ist deshalb gefährlich, weil der Hörer weiterdenkt. Die gut gemeinte Aussage "Gott ist überall" verleitet, aufgelöst zu werden in: "überall und nirgends".
Eine konkretere Antwort wäre doch hilfreich und gut!
Jesus Christus hat nicht von irgendeinem diffusen Gott gesprochen, er hat ganz konkret Kunde von einem Vater im Himmel gebracht, der aber auch da ist durch die Sendung des Geistes. In Jesus Christus ist er Mensch geworden, hat er zu uns gesprochen in menschlicher Gestalt.
Jesus hat uns angeleitet zu lieben. - "Gott ist die Liebe". - Und durch Liebe wird er gefunden.
Sie kennen den Liedvers: "Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr!" - Ist das nicht eine wunderbare Antwort auf die Frage des Evangeliums: "Meister, wo wohnst du?"
Die erste Lesung hat uns auch Antwort - einen Hinweis - gegeben: Gott kommt zu uns, er ist bei uns zu Hause, in unserem Zimmer. Unsere Wohnung soll eine Wohnstatt Gottes sein, in der Gott zu uns spricht.
Die zweite Lesung hat uns gesagt: Wir selbst sind eine Wohnstatt Gottes. Gott wohnt auch in uns. Jeder Mensch ist "ein Tempel des Heiligen Geistes."
In besonderer Weise gilt dies auch für die Kirche: Überall dort, wo man sich um Liebe bemüht, dort wohnt Gott, und ist er zugegen durch die Sendung seines Geistes.
Stellt man der Kirche die Frage: "Meister, wo wohnst du?", so ist es für jede christliche Gemeinde ein gewaltiger Anspruch und eine große Herausforderung, die Antwort von Jesus zu geben: "Kommt und seht!"
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.