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7. Sonntag der Osterzeit
1. Lesung: Apg 1, 15-17.
20a. c-26 |
Jedes Jahr am Sonntag vor dem Pfingstfest hören wir einen Abschnitt aus dem Hohepriesterlichen Gebet Jesu, aus dem 17. Kapitel des Johannesevangeliums.
Wir werden zu Hörenden, dürfen mithören, mitverfolgen, Zeugen dafür sein, wie Jesus mit dem Vater spricht, wie Jesus betet.
Verschiedenste Gebete sind uns von Jesus überliefert, nicht nur das "Vater unser", das er selbst uns zu beten gelehrt hat. Jesus hat vielfach aus den Psalmen gebetet, und sehr bekannt ist uns auch das Gebet Jesu am Ölberg.
Die Gebete Jesu sind uns vielfach Schule des Gebetes, sie nehmen unsere Klage ernst und wollen uns auch zum Vertrauen ermutigen.
Jesus durchleidet im Garten von Getsemani äußerste Todesangst. Er betet: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber." Er findet aber doch zu diesen Worten, die dann letztlich auch unser Gebet sein sollen: "Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst", "nicht mein, sondern dein Wille geschehe."
Oder schauen wir auf das Kreuz: In sehr menschlicher Weise erfährt Jesus zutiefst die Finsternis von Gottverlassenheit: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - Aber wieder folgt auf die Klage das Vertrauen: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist."
Was können wir nun aus dem Hohepriesterlichen Gebet Jesu lernen?
Es ist ein vorösterliches Gebet, da Jesus es vor seinem Tod und seiner Auferstehung betet; es ist aber zutiefst "nachösterlich" dem Inhalt nach: Jesus spricht von Verherrlichung! Er sieht den Tod vor sich nicht ängstlich, nicht betrübt, erschüttert oder voll der Angst, für Jesus bedeutet Tod: Verherrlichung!
Wir lernen so eine beglückende Ausrichtung des Gebetes, ein Gebet in Freude und Beglückung, in der Sehnsucht nach Gott. Unser Gebet richtet sich in eine wunderbare, schöne Zukunft; es richtet sich auf Gott hin.
Zugleich erkennen wir im Hohepriesterlichen Gebet Jesu vergangene Inhalte: Jesus hält Rückschau auf sein bisheriges Leben, er bringt den ganzen Sinn seines Lebens, seiner Sendung, mit in das Gebet ein.
Wieder gilt das auch für uns, dass wir unser ganzes Leben, so wie es bisher war, in das Gebet mit einbringen dürfen. Unser ganzes Leben wird gleichsam als Opfergabe in die Hand Gottes gelegt - im Vertrauen, in dieser Hand geborgen zu sein.
Durch den Propheten Jesaia gibt Gott unserem Gebet der Hingabe auch eine tröstliche Antwort:
"Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir;
hab keine Angst, denn ich bin dein Gott.
Ich helfe dir und mache dich stark,
ich halte dich mit meiner rettenden Hand."
Was nun zuletzt die Gegenwart betrifft, so sollen wir jetzt - gegenwärtig - so, wie es unserem Leben jetzt entspricht - betende Menschen sein. "Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott."
Viele Gebete haben wir in der Kindheit gelernt, gesprochen, aufgesagt.
Vieles haben wir abgelegt, was Kind war an uns. Das Gebet aber sollte nie aufgehört haben, es soll mit dem Leben mitgereift sein.
Wir lernen von Jesus richtig zu beten, das ganze Leben mit einzubringen und auf Gott hin auszurichten.
Ausgerichtet auf das Pfingstfest können wir zuletzt diese Bitte aussprechen: "Komm, Heiliger Geist, und lehre uns beten!"
Amen.
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