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5. Sonntag der Osterzeit

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Apg 9, 26-31
2. Lesung: 1 Joh 3, 18-24
Evangelium: Joh 15, 1-8

 

Vorzubereiten: Kelchkommunion

Zum heutigen Evangelium erzähle ich zunächst eine Geschichte, in der auch ein Weinstock vorkommt. Sie heißt: "Der Traum des Wüstenvaters":

"Elipandus war als Sohn reicher Eltern Mittelpunkt vieler Feste. Aber sein Suchen nach Wahrheit und nach dem Frieden des Herzens stillte erst der Glaube an Jesus Christus. Nach langem Aufenthalt in der Einsamkeit verteilte er sein Vermögen an die Armen und zog in die Wüste. Das harte Einsiedlerleben in Fasten und Selbstbeherrschung ließ ihn heranreifen.

Eines Tages verirrte sich ein Kamelreiter zu ihm. Der Fremde gewann Vertrauen durch die freundliche Aufnahme und schüttete ihm schließlich sein Herz aus. Elipandus blieb stumm und hörte zu. Zuletzt umarmte er ihn, gab ihm den Friedensgruß und segnete ihn.

Der Kamelreiter erzählte überall von seinem frohen Erlebnis. Bald kamen die Menschen von allen Seiten mit Fragen und Ängsten, mit Leid und Schuld. Er hörte sie alle in seiner Güte an, ohne sie zu tadeln oder zu verurteilen; ohne störende Fragen zu stellen. Und wenn sie ihn verließen, atmeten sie befreit und glücklich auf. So hörte und hörte er allen jahrelang in nie versiegender Güte zu.

Eines Tages aber überkamen ihn innere Unruhe und Zweifel: War er nicht zu gütig? Sollte er die Menschen nicht mit Strenge aufrütteln? Schließlich glaubte er, alles falsch gemacht zu haben. Er floh in die Wüste und sank vor Ermüdung in einen tiefen Schlaf.

Im Traum sah er einen Weinstock mit köstlichen Trauben - mitten in der Wüste. Und von allen Seiten kamen die Wanderer, nahmen von den saftigen Beeren und zogen mit Dank und Freude im Herzen weiter. Und ihm war, als hörte er eine Stimme sprechen: ‘Du, Elipandus, bist der Weinstock. Kehre zurück zur Felsenhöhle. Schenke den Menschen weiter deine Güte. So wirst du zum Spiegelbild deines Meisters, der gesagt hat: ‘Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und unter Lasten stöhnt! Ich werde euch Ruhe verschaffen!’’ Da kehrte er sofort froh und dankbar zur Höhle zurück, vor der schon viele Menschen auf sein gütiges Hören warteten."

Wenn Jesus zu uns sagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", müssten wir dann nicht so sein wie die Pilger der Geschichte: "Von allen Seiten kamen die Wanderer, nahmen von den saftigen Beeren und zogen mit Dank und Freude im Herzen weiter."

Ja, so sollte es sein, wenn wir gemeinsam Eucharistie feiern. Von allen Seiten kommen wir ins Gotteshaus, essen von dem einen Brot, trinken von dem einen Kelch, und das ist mein Wunsch zum heutigen Sonntag, dass wir "mit Dank und Freude im Herzen" weiterziehen!

Dass in der Geschichte nicht Jesus, sondern irgendeiner, nämlich "Elipandus", "Weinstock" genannt wird, das können wir sehr positiv ausdeuten:

Sollten nicht auch wir vom Weinstock lernen oder gar ein Weinstock sein? - Der Weinstock gibt Leben und Kraft; Jesus sagt: "Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen." - Gibt es nicht Menschen, die uns - und von uns: Lebenskraft - brauchen?

Wir können aber sicher nur geben, was wir selbst empfangen. Und das Evangelium vom Weinstock und den Reben lässt staunen darüber, wie sehr wir beschenkt sind: Durch unsere Gottverbundenheit erkennen wir in uns eine Lebensquelle, die uns selbst zur Quelle macht.

So bereitet uns das heutige Evangelium schon sehr auf Pfingsten vor:

Wir erfahren Gottes Geist als Leben und Kraft. Da Gott in uns wohnt, die "Kraft des Höchsten" uns erfüllt, können wir selbst auch für andere zur Kraftquelle werden.

Von Jesus wird uns erzählt: "Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte." - Wenn wir nun unseren Glauben bekennen, dann dankbar darüber, dass der Herr auch heute unter uns zugegen ist.

Amen.

 

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