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2. Sonntag der Osterzeit
1. Lesung: Apg 4, 32-35 |
Der auferstandene Jesus kommt zu den Jüngern, und Angst wird plötzlich zur Freude! Jesus gibt sich zu erkennen, und wiederholt sagt er zu den Seinen: "Friede sei mit euch!"
Er sendet die nun mit Freude erfüllten Jünger hinaus in die Welt, Frohe Botschaft zu bringen. Er nimmt das Pfingstfest vorweg durch die Gabe des Heiligen Geistes. Die österliche Freude ist verbunden mit dem Auftrag, Sünden zu vergeben.
Jesus lebt, er ist von den Toten auferstanden! Da gibt es keinen Zweifel, und wenn doch, dann soll er überwunden werden in Gemeinschaft mit Thomas. - Ist der Thomas nicht der Prototyp des heute lebenden, modernen Menschen, der sagt: "Ich kann nur glauben, was ich sehe!"?
Entscheidend aber ist das Wort von Jesus: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
Wenn wir heute unser Glaubensbekenntnis beten, so wird dies sicher ein Höhepunkt des Ostergottesdienstes sein und eine Antwort auf das soeben gehörte Evangelium.
Zuvor aber stellen wir die Frage: Sind wir wirklich so blind, dass wir nicht sehen? - Gibt es nicht tagtäglich viele Dinge und Zeichen, die uns sehr wohl staunen lassen über das Geheimnis von Tod und Auferstehung? - Erfahrungen, Begegnungen, Erlebnisse, die unseren Glauben stärken an ein Leben nach dem Tod?
Ich denke an das Weizenkorn! - Jesus selbst hat hingewiesen, in der Natur Zeichen zu sehen, die uns das Geheimnis von Tod und Auferstehung veranschaulichen:
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht."
Die ganze Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, um offen zu sein für ein Werden; das ganze Leben ist ein ständiger Werdegang von Tod und Auferstehung, um letztlich einzumünden in die Ewigkeit von Liebe, um vollendet zu sein in Gott.
Vieles in der Schöpfung ist "Bild" von Auferstehung. - Dazu noch - zum Abschluss - diese Geschichte, eine österliche Parabel:
"Da war einmal ein guter Mensch. Er hatte Mitleid mit dem hässlichen Gewürm der Raupen, wie sie sich Stunde für Stunde vorwärts plagten, um mühselig den Stängel zu erklettern und ihr Fressen zu suchen - keine Ahnung von der Sonne, dem Regenbogen in den Wolken, den Liedern der Nachtigall! Und der Mensch dachte: Wenn diese Raupen wüssten, was da einmal wird! Wenn diese Raupen ahnten, was ihnen als Schmetterling blühen wird: Sie würden ganz anders leben, froher, zuversichtlicher, mit mehr Hoffnung. Sie würden erkennen: Das Leben besteht nicht nur aus Fressen und der Tod ist nicht das Letzte.
So dachte der gute Mensch, und er wollte ihnen sagen: Ihr werdet frei sein! Ihr werdet eure Schwerfälligkeit verlieren! Ihr werdet mühelos fliegen und Blüten finden! Und ihr werdet schön sein!
Aber die Raupen hörten nicht. Das Zukünftige, das Schmetterlingshafte ließ sich in der Raupensprache einfach nicht ausdrücken. - Er versuchte, Vergleiche zu finden: Es wird sein wie auf einem Feld voller Möhrenkraut ... Und sie nickten, und mit ihrem Raupenhorizont dachten sie ans endlose Fressen.
Nein, so ging es nicht. Und als der gute Mensch neu anfing: Ihr Puppensarg sei nicht das Letzte, sie würden sich verwandeln, über Nacht würden ihnen Flügel wachsen, sie würden leuchten wie Gold - da sagten sie: Hau ab! Du spinnst! Du hältst uns nur vom Fressen ab! - Und sie rotteten sich zusammen, um ihn lächerlich zu machen."
Öffne unsere Augen, Herr, für das Wunder deiner Schöpfung;
öffne unsere Augen, um die vielen Zeichen zu sehen, die uns glaubend machen; und lass uns selbst ein Zeichen sein, durch Liebe "Hoffnung leben, Hoffnung geben."
Amen.
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