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4. Fastensonntag
1. Lesung: 2 Chr 36,
14-16. 19-23 |
Immer wieder hören wir alttestamentliche Vorausbilder, die uns erschließen, was dann in Jesus Christus geschieht. Sie machen uns verstehend, dass in Jesus Christus die Offenbarung Gottes Vollendung findet. Und alttestamentliche Bilder, Erfahrungsberichte, zeigen auf, was Erlösung bedeutet.
Jesus selbst greift alttestamentliche Bilder und Vergleiche auf, um seine Botschaft von Tod und Auferstehung in die Welt zu sagen: "Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat."
Auch am vergangenen Sonntag hat das Evangelium einen Vergleich beinhaltet. Im Tempel von Jerusalem sagt Jesus: "Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. ... Er aber meinte den Tempel seines Leibes."
Bei Matthäus finden wir ein ähnliches Jesuswort: Es wird euch kein anderes Zeichen "gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein."
Schon am ersten Fastensonntag haben wir von der Arche Noachs und der Sintflut gehört: "So wie damals im Schiff acht Menschen gerettet wurden, so seid jetzt ihr gerettet durch das Wasser der Taufe."
Und so gibt es noch viele andere Bezüge zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, die uns die Bedeutung von Jesu Wort erkennen lassen: "Ich bin gekommen, um Gesetz und Propheten zu erfüllen."
Alttestamentliche Vorausbilder aus der Heilsgeschichte des Volkes Israel
sind ganz wesentlich für unseren Glauben an die Auferstehung. Die Lesungen der Fastensonntage verweisen schon auf die Lesungen der Osternacht! - Aus dem Leben des Gottesvolkes, aus der Geschichte des Volkes Israel heraus, soll ersichtlich werden, dass Gott einer ist, der rettend und befreiend in das Geschick des Menschen eingreift.
Geschichtliche Erfahrung wird in Jesus Christus für immer besiegelt, wird gültig auch dort sein, wo der Mensch im Tod der Erlösung bedarf.
Durch das Hören von Geschichte wird auch verstehbar, was Johannes bekennt: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."
Gott hat sein Volk aus Ägypten befreit. Und diese Exoduserfahrung wiederholt sich unter dem persischen König Kyrus: Das Volk darf heimziehen aus der Gefangenschaft.
In Jesus Christus erfüllt sich endgültig die geschichtliche Erfahrung des Gottesvolkes. In ihm erfüllt sich das Prophetenwort:
"Der Geist des Herrn ruht auf mir ... .Er hat mich gesandt, ... damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde ...; die Zerschlagenen in Freiheit setze".
Jesus Christus schenkt Erlösung, endgültig Befreiung zur Heimkehr: er führt aus der Knechtschaft des Todes in das Land der Freiheit und der Auferstehung.
Die Lesung aus dem Paulusbrief war heute - an einem Sonntag der Fastenzeit - wahrlich schon eine österliche Frohbotschaft: Gott "hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben."
Das Kreuz wird uns zum Zeichen der Rettung. Die Lesung hat uns gesagt, was das Kreuz bedeutet: "Aus Gnade seid ihr gerettet."
Zum Abschluss zu diesem Thema noch eine besinnliche Geschichte:
"Großvater ging mit Michael spazieren. Es war ein eiskalter Winternachmittag. Michael freute sich an Eis und Schnee, hopste, stapfte. Der Großvater folgte ihm lächelnd, aber mühsam. Sein Herz war krank, schon sehr krank. Michael wollte zum Teich. Dieser war zugefroren. ...
Das muss herrlich zum Eislaufen gehen, rief Michael. ... Der Großvater warnte. Dicht am Ufer stand der alte Mann, als Michael schon beide Beine aufs Eis gesetzt hatte. Komm, Michael ...
Aber der Ruf kam zu spät. Michael schrie, war eingebrochen durchs Eis, klammerte sich an Rand und Brocken. Zitternd streckte der Großvater seinen Stock dem Buben entgegen. Der fasste ihn, zog sich mit aller Kraft empor. Alle seine Kräfte setzte der Alte ein, um auf den Beinen zu bleiben, den Stock in den geballten Fäusten zu behalten. Die Rettung gelang.
In den Armen des Retters geborgen, so eilend sie konnten, kehrten Michael und Großvater heim. Dem Buben halfen ein warmes Bad und das Bett über seine Beschwerden, aber für Großvater war dieses Geschehnis zu viel, zu anstrengend, zu aufregend gewesen. Ein heftiger Herzanfall nahm ihm das Leben. Die Trauer seiner Lieben war groß.
Bald wollten die Angehörigen das, was dem Großvater gehört hatte, wegräumen, vergeben, verschenken. Mit starrem Gesicht sah Michael zu. "Nein!" rief er auf einmal, "werft den Stock nicht weg, er gehört mir! Damit hat Großvater mein Leben gerettet, seines hat er dabei verloren! Solange ich lebe, will ich den Stock bei mir haben als Zeichen seiner Liebe zu mir!"
Die Geschichte zeigt, was ein Stück Holz bedeuten kann, "was den Christen das Zeichen des Kreuzes ist."
Amen.
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