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29. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Jes 45, 1. 4-6
2. Lesung: 1 Thess 1, 1-5b
Evangelium: Mt 22, 15-21

 

Wir haben heute ein ziemlich "politisches" Evangelium gehört: Es geht um das Verhältnis Kirche - Staat.

Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es verschiedene Epochen der Beziehung zwischen Kirche und Staat gegeben hat. Da gab es Zeiten der Christenverfolgung, Zeiten der Toleranz, Zeiten des Machtkampfes und Zeiten innerster Verwobenheit, in denen Kirche und Staat - sich gegenseitig beeinflussend und bestimmend - ineinander übergriffen.

Interessant wäre eine Analyse, wie Kirche und Staat in Österreich heute zueinander stehen, inwieweit unser öffentliches Leben tatsächlich von christlichen Werten bestimmt ist. Wo gibt es Tendenzen und Strömungen, die uns zu denken geben müssen?

Weltweit gesehen gibt es auch heute noch Misstrauen gegenüber der Religionsfreiheit, Missachtung der Menschenrechte, Verfolgung von Andersdenkenden und Konfessionskriege.

Es gibt in der Welt nicht nur das Gute, es gibt auch das Böse: Unmenschliches in politischen Systemen und Versagen derer, die als Christen Verantwortung hätten in Kirche und Welt.

Das Problem zur Zeit Jesu war es, Religionsgemeinschaft unter römischer Fremdherrschaft zu sein!

Die Frage der Pharisäer war unlauter gestellt, aber die Antwort von Jesus klug und richtig: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"

Es gibt also Pflichten dem Staat gegenüber, und eine Verbindlichkeit Gott gegenüber. Der Staat hat Recht und Pflicht, das Gemeinwohl zu sichern, das Zusammenleben der Menschen zu ordnen, er muss da sein für Christen und Nichtchristen. Er kann aber nicht über das verfügen, was Gott gehört, und das ist die Würde der Person, die Freiheit des Denkens, das Gewissen, das Herz und die Seele; er kann nicht entscheiden über den Inhalt des Glaubens.

Mich erinnert das an ein Wort von Jesus: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können".

Als Christen sind wir der Welt noch nicht enthoben. Wenn es auch heißt: "Gleicht euch nicht dieser Welt an", so haben wir doch Pflichten, was das Zusammenleben der Menschen betrifft. Wir müssen dieses Zusammenleben fördern und die Bemühungen des Staates unterstützen, dazu gehören auch die Steuern.

Es gilt aber nicht alles gutzuheißen, was der Staat gesetzlich erlaubt. Die Christen müssten in der heutigen Zeit - inmitten einer pluralistischen Gesellschaftsordnung - sehr wohl den Mut haben, anders zu denken und anders zu handeln als die Öffentlichkeit, so wie es der christlichen Überzeugung entspricht.

Was staatlich erlaubt ist - z. B. Abtreibung, Ehescheidung - muss nicht unbedingt den christlichen Werten entsprechen! - So lange der Christ aber nicht genötigt wird, gegen seine Gesinnung zu handeln, so lange sind wir frei, nach dem Gebot Gottes zu leben. Und diese Freiheit sollten wir nützen!

Der gute Christ wird immer auch - zumindest in unserer Gesellschaftsordnung - ein guter Staatsbürger sein. Er wird seine Pflicht dem Staat gegenüber erfüllen, und er sollte dies sogar besser, gewissenhafter und vorbildlicher tun als andere.

Im Jahre 1992 ist der Ritus für die Feier der Trauung neu überarbeitet worden. Neu ist, dass das Brautpaar vor der Eheschließung unter anderem gefragt wird: "Seid ihr beide bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen?" Und in einem der Segensgebete heißt es: "Hilf ihnen, eine christliche Ehe zu führen und Verantwortung in der Welt zu übernehmen".

Der Christ hat also Mitverantwortung in Kirche und Welt. Die Kirche ist nicht gegen den Staat. Es entspricht dem Wesen des Christen, auch ein guter Staatsbürger zu sein. Er sollte sich aber für eine christliche Gesetzgebung und Ordnung einsetzen.

Sicher sind es die christlichen Werte, die in unserem Staat den Frieden und die Wohlfahrt sichern, die das Zusammenleben der Menschen in unserem Land so gut gelingen lassen.

Am kommenden Nationalfeiertag werden wir zurückdenken an vergangene Tage, wir sollten aber auch an die Zukunft denken, es gilt ein christliches Erbe weiterzugeben an die kommende Generation.

Amen

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