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28. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 25, 6-10a |
Das Evangelium des vergangenen Sonntags hat geendet mit den Worten Jesu: "Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt." Gesagt hat das Jesus "zu den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes", also zu Angehörigen des jüdischen Volkes.
Haben wir schon wiederholt beobachtet, wie sehr sich die Kirche in ihrem Selbstverständnis vom Judentum losgelöst hat, so ist dies auch im heutigen Evangelium wesentlich enthalten.
Das Evangelium ist sicher nicht nur endzeitlich gemeint; das Himmelreich ist nicht nur im Jenseits anzusiedeln, Hochzeitsgesellschaft bedeutet Kirche.
Das Evangelium möchte einladen zu einem gemeinsamen Mahl, einem Hochzeitsmahl. Da wird ein großes Fest gefeiert, es findet eine Verbindung, eine Vermählung statt. - Wenn Sie an das schöne Kleidchen denken, das die Mädchen zur Erstkommunion tragen, erkennen wir, es geht um das Einswerden mit Christus, um eine Vermählung mit Jesus Christus.
Ich meine, dass mit dem Hochzeitsgewand am Schluss des Evangeliums tatsächlich auch Gemeinschaft mit Christus mit angesprochen ist. Dem Gerichtswort: "Wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?" steht gegenüber das Wort der heiligen Taufe: "Du hast Christus als Gewand angezogen."
Das Hauptanliegen des Evangeliums ist nicht, dass am Ende einer hinausgeworfen wird in äußerste Finsternis und dort heult und mit den Zähnen knirscht; in der Kurzfassung des Evangeliums hat man diesen Abschnitt überhaupt weggelassen. Das Anliegen der Verkündigung ist schlicht und einfach die Einladung: "Kommt zur Hochzeit!"
Die Kurzfassung des Evangeliums endet mit der optimistischen Feststellung: "Der Festsaal füllte sich mit Gästen." Freilich, wir wissen, es gibt auch die andere Realität, dass viele Einladungen nicht angenommen werden, und das Gelingen eines Festes immer großer Werbung bedarf.
Wo sind wir nun in dieser Geschichte selbst anzusiedeln?
Sind wir die Eingeladenen? - Sehr wohl! - Immer wieder sind wir gerufen, in der Gemeinschaft der Kirche Gemeinschaft mit Christus zu feiern.
Wir sind aber auch die Einladenden, als missionarische Kirche hinaus gesandt in die Welt. Wir werden in den Gebeten der Kirche oft "Diener und Dienerinnen" genannt, und auch uns gilt die Sendung: "Geht ... hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein."
Sie erinnern sich an den Auftrag des Auferstandenen: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" - Die Welt ist weit, aber die Straße betrifft unsere Umwelt, sie ist konkreter als die weite Welt.
- In unserer Pfarre sind es übrigens insgesamt etwa 50 Personen, die in einer Straße - oder zumindest in einem Haus - das Pfarrblatt verteilen. Das ist ein wichtiger missionarischer Dienst, denn das Anliegen des Blattes ist es ja, Einladung zu sein. Auch wenn wir wissen, dass viele die Einladung nicht annehmen, wir haben unsere Verantwortung wahrgenommen und hinaus gerufen: "Kommt zur Hochzeit!"
Wir sind also Eingeladene und zugleich Einladende. Aber mehr noch: Die Feier der Eucharistie zeigt, wir sind bereits Gäste am Tisch des Herrn. Wir irren nicht mehr in den Straßen umher, wir haben unseren Platz am Tisch des Herrn, in der Mahlgemeinschaft mit Jesus Christus.
Wir sind aber auch noch mehr als Gäste. Wir sind gemeinsam als Kirche - die Braut! Das Sinnbild der Kirche als Braut zeigt an, worum es eigentlich geht: um die innigste Vereinigung, um das Einswerden mit Christus.
So feiern wir in der Eucharistie die Vermählung mit Jesus Christus, und vor dem Empfang der heiligen Kommunion soll es noch einmal gesagt sein: "Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind."
Amen.
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