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24. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Sir 27, 30 -
28,7 |
Zwei Buben haben beim Spiel einen Schaden angerichtet, und keiner der beiden wollte es zugeben, daran Schuld zu haben. Bei der Frage: "Wer hat das getan?", da wollte es keiner der beiden gewesen sein, und sie beschuldigten sich gegenseitig.
So war aus einer Freundschaft plötzlich eine Feindschaft geworden. "Kein einziges Wort red´ ich noch mit dir", war das letzte, was sie zueinander sagten.
Nach einiger Zeit ging aber doch der Freund ab, der Spielgefährte, und beiden wurde es langweilig, beide wollten das Ereignis vergessen und wieder miteinander ihre Zeit verbringen. - Was sollten sie tun, wie wieder einen Weg zueinander finden? -
Der eine von den beiden kam auf eine ganz gute Idee: Ich werde dem anderen einen Zettel schreiben und auf die Tür kleben. Da kann ich ja darauf schreiben: ... (Was wohl?)
"Bitte verzeih´ mir. Komm, sind wir wieder gut. Ich möchte wieder mit dir spielen."
Ich glaube, die Kinder tun sich viel leichter im Verzeihen, sie finden viel schneller wieder einen Weg zueinander, als wir Erwachsene. Was Versöhnung betrifft, hat das Wort schon Gültigkeit: "Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen."
Ja, das Verzeihen und Vergeben hat tatsächlich einen ganz wesentlichen Bezug zum Kommen des Gottesreiches.
Wir sollen nicht nur verwirklichen, was von Gott her uns aufgetragen und vorgegeben ist, auch umgekehrt, wird Gott an uns Maß nehmen, wird er sich richten nach unserem Tun.
"Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist". - Über allem steht die Liebe Gottes, der "uns zuerst geliebt hat"; und aus dieser schon erfahrenen Liebe heraus gilt es zu handeln.
In das Leben übertragen, heißt das auch, dass Kinder so sind und das tun, was sie von den Eltern gelernt und erfahren haben. Wie Kinder ihre Eltern erlebt haben, so werden sie auch über Gott denken, der sich ja vergleicht mit einem liebenden Vater oder einer liebenden Mutter.
Ist Gott nun ein liebender Gott, ein barmherziger, ein vergebender? Wie Gott in der Welt erfahren wird, ob die Menschen an einen Gott der Liebe glauben, und wie Gott sich uns selbst erweisen wird, das liegt also auch in unserer Hand, das liegt an uns!
Die Höhe und Tiefe, die Weite und Breite, die Unermesslichkeit der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, sollte doch in irgendeiner Weise eine Beziehung haben zu unserer eigenen Güte.
An einen liebenden Gott glauben, kann eigentlich nur, wer in seinem Herzen Frieden trägt, wer in sich einem jeden anderen Menschen vergeben hat, wer nicht wirklich böse ist auf einen anderen.
Die Gesinnung des Vergebens ist für uns Christen eine ganz, ganz wesentliche. Nur so können wir das Gebet wagen: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern".
Daß Gott sich unser Tun zum Richtmaß nimmt, ist nicht erst eine Erfindung von Jesus, das begegnet uns schon im Alten Testament: "Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du betest, auch deine Sünden vergeben", so hat es in der Lesung geheißen.
Vergeben ist gar nicht so leicht. Haben Sie auch schon einmal diesen Satz gehört: "Vergeben will ich dir schon, aber vergessen kann ich es nicht." - Der heilige Don Bosco hat einen ganzen anderen Satz geprägt: "Verzeihen heißt für immer vergessen." - Merken wir uns diesen letzteren, der ist für uns sicher ein guter Rat.
Weil es oft gar nicht so leicht ist, wirklich zu vergeben und zu vergessen, darum wird auch in dem bekannten Gebet darum gebetet:
"Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt".
Und am Schluss des Gebetes wird auch die Zuversicht ausgesprochen:
"Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben."
Amen.
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