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23. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Ez 33, 7-9 |
Gerade am Beginn eines neuen Arbeitsjahres ist es sicher von Bedeutung, welches Wort an uns gerichtet ist, welche Weisung uns mitgegeben wird auf den gemeinsamen Weg, der Christus ist. - Bei all der Arbeitsplanung, beim Suchen nach einem Konzept, sollte doch das Wort Gottes richtunggebend und bestimmend sein, wie auch unser ganzes Leben nach dem Wort Gottes ausgerichtet ist.
Die zweite Lesung sagt uns gleich das Entscheidende, worum es geht, worauf es ankommt: "Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt." "Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes", die Erfüllung dessen, was uns aufgetragen ist.
Die Liebe ist aber nicht nur Gebot, eine lästige Pflicht. Sie ist im Grunde genau das, wonach wir alle suchen, was wir alle ersehnen: Jeder Mensch hat in sich das Verlangen, die Sehnsucht des Herzens, geliebt zu werden und lieben zu dürfen.
Im Katechismus der katholischen Kirche ist das wohl einer der schönsten Sätze:
"Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben, denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen. Gott hört nie auf, ihn an sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht".
Die Liebe ist der Sinn des Lebens, die Mitte allen Strebens; sie ist die Erfüllung, die uns von Gott her schon ergriffen hat, sie ist das Wesen des unsichtbaren Gottes. Möge sie in unserem Leben, in Ehe und Familie, in der Gemeinschaft der Kirche und Pfarre, spürbar, erlebbar und sichtbar werden!
"Der Abt eines Klosters wurde von den Besuchern gefragt: Wie ist es möglich, dass alle Mönche trotz verschiedener Herkunft, Veranlagung und Bildung eine Einheit darstellen?
Statt einer theoretischen Erklärung antwortete der Abt mit einem Bild: Stellt euch ein Rad vor. Da sind Felge, Speiche und Nabe. Die Felge ist die umfassende Mauer, die aber nur äußerlich alles zusammenhält. Von diesem Rand des Rades aber laufen die Speichen in der Mitte zusammen und werden von der Nabe gehalten. Die Speichen sind wir selbst, die einzelnen unserer Gemeinschaft. Die Nabe ist Jesus Christus. Aus dieser Mitte leben wir. Sie hält alles zusammen.
Erstaunt schauten die Besucher auf, sie hatten etwas Wichtiges verstanden.
Doch der Abt sagte weiter: Je mehr sich die Speichen der Mitte nähern, um so näher kommen sie auch selbst zusammen. Ins konkrete Leben übertragen heißt das: Wenn wir uns Christus, der Mitte unserer menschlichen und geistlichen Gemeinschaft, wirklich und ganz nähern, kommen wir auch einander näher. Nur so können wir miteinander und füreinander und damit auch für andere leben."
Aus der alttestamentlichen Lesung und aus dem Evangelium geht hervor, dass wir füreinander Verantwortung haben. Das Leben eines anderen soll uns in der Gemeinschaft des christlichen Lebens nicht gleichgültig sein.
Einen anderen warnen oder zurechtweisen, das soll und darf aber nur in liebender Sorge geschehen, nie in verletzender Absicht. Und bei aller Verantwortung, die wir füreinander verspüren, vergessen wir nicht dieses andere Bibelwort, das uns ein bisschen bescheidener sein lässt im Urteil über andere:
"Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? ... Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen."
Für das gemeinsame Arbeitsjahr ist uns zuletzt im Evangelium wirklich etwas sehr Schönes mitgegeben: der Auftrag, eine Gemeinschaft des Gebetes zu sein:
"Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."
Amen.
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