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21. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 22, 19-23 |
Jesus stellt nicht nur ganz allgemein die Frage: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" Er richtet sie auch sehr eindringlich und direkt an seine Jünger: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Geht diese Frage nicht ziemlich unter die Haut, weil sie auch an uns gerichtet ist: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" - Für wen halten wir also den Menschensohn, was bedeutet Jesus, der Christus, für uns?
Die Antwort damals war: ,"für ... einen Propheten", und Petrus bekennt: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" - Jesus preist ihn selig, Petrus hat die richtige Antwort gegeben, er hat Jesus in seinem wahren Wesen erkannt. - Jesus ist mehr als ein Prophet, er ist "Sohn ... Gottes", "der Messias".
Was bedeuten diese beiden Begriffe?
Propheten haben von Gott her gesprochen, sie waren aber nicht selbst das Wort Gottes. Sie haben im Auftrag Gottes das Wort weitergegeben; nicht nur Zukünftiges vorausgesagt, auch gegenwärtige Geschichte und Vergangenes gedeutet als Offenbarung Gottes. Ihr Wort war Erklärung, Warnung und Trost; sie gaben weiter, was sie von Gott her empfangen haben.
Jesus ist mehr: Er gab das Wort nicht nur weiter, er selbst war das Wort, er war nicht nur Bote, sondern der Sohn. Er kam zu erfüllen, was Gesetz und Propheten vorausgesagt haben. Ein zukünftiges Reich wird plötzlich in ihm Wirklichkeit: Das Reich Gottes bricht an.
Nicht nur in seinem Wort, auch in seinen machtvollen Taten, in all dem Geschehen um Jesus von Nazareth, erkennen die Menschen: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn."
Diese Erkenntnis setzt den Glauben voraus. Und auch unsere Antwort wird eine Antwort des Glaubens sein. Wir werden nur an den Sohn Gottes glauben können, wenn wir die Existenz Gottes, des Vaters und des Schöpfers, anerkennen. Im Glauben an die jenseitige Welt, wird es uns auch nicht schwer fallen, offen zu sein für die Gabe des Geistes.
Petrus hatte diese Offenheit, sonst hätte Jesus nicht gesagt: "Selig bist du, Simon ...; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel."
Der Glaube ist Geschenk; und trotzdem auch Entscheidung. Die an uns gestellte Frage ist von entscheidender Bedeutung, weil sie den Sinn unseres Lebens betrifft und von uns Entscheidung will:
Es ist die Entscheidung, dem Wort zu vertrauen, das Jesus uns gibt und selber ist. - Sein Wort ist Zusage von Liebe und Aufruf zur Liebe, Trost und Mahnung, Verheißung und Anspruch.
Wer ist nun Jesus für mich? - Sind wir so weit mit Christus verbunden, dass wir wirklich aufrichtigen Herzens, ehrlich singen können:
"O Jesu, all mein Leben bist du ...
Meine Nahrung ...
Meine Freude ...
Meine Ruhe ...
all mein Glaube ...
Meine Hoffnung ...
Meine Liebe ...".
Jesus hat dem Petrus das Leitungsamt der Kirche übertragen, nachdem dieser das
Bekenntnis seines Glaubens abgelegt hatte. - Jesus macht ihn zum
"Felsen". Der eigentliche Fels aber ist Christus.
"Jesus ... ist der Bauherr, der bekennende Petrus der Baugrund". Petrus als ... Fels "ist der Stammvater des neuen Gottesvolkes, wie Abraham, der ebenfalls Fels genannt wird, der Stammvater des alten Gottesvolkes ist."
Auch wir sind berufen, am Wesen und an der Gestalt des Herrn teilzuhaben. Jeder soll - seiner Weise entsprechend - Mitverantwortung in der Kirche wahrnehmen und an der Kirche mitbauen.
"Schlüssel des Himmelreiches" hat Jesus nicht nur dem Petrus gegeben! Freilich, den Haupt- oder Generalschlüssel, den hat Petrus; aber jeder von uns hat eine Macht, "himmlisch" zu wirken, jeder kann auch im Himmel etwas erwirken:
Nehmen wir den ersten Teil des Satzes: "Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein." Das erinnert uns an die Ehe. Zwei Menschen versprechen einander die Treue, sie schließen den Bund der Ehe, in dem sie das JA-Wort zueinander sagen. Sie sind es, und trotzdem heißt es dann: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." Die Ehegatten haben ihr Ja-Wort gesprochen im Namen des Dreifaltigen Gottes: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Ihr eigenes Handeln ist durch die Anrufung des Dreifaltigen Gottes, durch das Tun in seinem Namen, zu einem Handeln Gottes geworden.
Zum zweiten Teil des Satzes fällt uns das Sakrament der Buße ein: "Was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst werden." Jesus hat die Vollmacht, Sünden zu vergeben, nicht nur dem Petrus und dem Papst vorbehalten. Die Kirche darf im Sakrament der Buße das Wort, das Jesus einst zu den Aposteln gesagt hat, tatsächlich auf das Wirken aller Priester beziehen: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert."
Gilt das Wort nur den Priestern? - In einem viel weiteren Sinn können wir alle vergeben und dadurch von Gott her Vergebung erwirken, für einen anderen und auch für uns selbst: Vergebt, damit auch euch vergeben wird - nämlich von Gott dem Vater; seid barmherzig, damit ihr vertrauen könnt, dass der himmlische Vater auch euch ein barmherziger Gott ist.
"Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten." - Beachten Sie das: "Um wie viel mehr!" -
Was wir tun, ist nicht gleichgültig für das Geschehen des Himmels.
Das Evangelium schließt mit einem "Geheimnis", dem so genannten "Messiasgeheimnis": Jesus befahl, "niemand zu sagen, dass er der Messias sei."
Er möchte nicht, dass sich die Menschen falsche Hoffnungen machen. Ein Schlüssel zum Verständnis des Messiasgeheimnisses ist uns bei Johannes gegeben. Da heißt es nach der wunderbaren Brotvermehrung: "Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen."
Das war aber nicht die Sendung von Jesus, das war nicht der Wille des Vaters. Jesus sagte auch mit Nachdruck: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt". - Jesus ging es nicht um den irdischen Wohlstand, um die Sattheit der Menschen.
Die Stunde war noch nicht da, die Zeit noch nicht reif, in Jesus wirklich den wahren Messias zu erkennen. Erst später sagt Jesus: "Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen".
Es gibt also keine rechte Jesus-Erkenntnis ohne das Kreuz.
Im bekannten Lied: "Es sangen drei Engel ein´ süßen Gesang", da heißt es in der 9. Strophe: "Herr Jesu Christ, wir suchen dich; am heiligen Kreuz, da finden wir dich." - Ist das wieder nur ein frommer Gesang, oder mit eine Hilfe, eine Antwort zu finden auf die Frage, was Jesus für uns bedeutet?
Amen.
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