|
18. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 55, 1-3 |
Wie gut passt dieses Evangelium in die Ferienzeit! Jesus zieht sich zurück an einen einsamen Ort, um ein wenig allein zu sein; und auch uns steht es im Urlaub zu, nach dem Trubel eines belastenden Jahres, in Einsamkeit wieder neue Kraft zu schöpfen. Überfüllte Meeresstrände und die Abgase von stehenden Autokolonnen sind sicher gar nicht so sehr das Richtige.
Auch Jesus weiß um die Notwendigkeit des sich Zurückziehens: Vor seinem öffentlichen Wirken hat er sich in die Wüste zurückgezogen, sogar 40 Tage lang, um dann erst vor die Öffentlichkeit zu treten. Auch Jesus wollte innerlich Kraft schöpfen, mehrmals wird uns berichtet, dass er die Einsamkeit suchte, um zu beten.
Das heutige Evangelium beginnt damit, dass Jesus gehört hatte von der Enthauptung des Johannes. Wie sehr muss ihm diese Nachricht zu Herzen gegangen sein, hat sie mit beigetragen zu einer Krise und Bestürzung. Auch Jesus - in seiner vollen Menschlichkeit - musste in Einsamkeit das Erfahrene verarbeiten. - Die Enthauptung von Johannes hat Jesus sicher so sehr erschüttert, wie dann auch der Tod seines Freundes Lazarus.
Die Fachliteratur nennt noch einen anderen Grund dafür, dass Jesus sich an einen einsamen Ort zurückgezogen hat: Auch Jesus musste jetzt damit rechnen, von Herodes verfolgt und hingerichtet zu werden. Soll es nun nicht Angst gewesen sein, die Jesus zur Flucht veranlasst hat, so meint die theologische Begründung, dass "die Stunde der Verherrlichung" eben noch nicht gekommen war.
Und trotzdem: Die Speisung der 5000 sollte für das Leben der Kirche doch zu einer ganz bedeutsamen Stunde werden.
Jesus besteht nicht auf die von ihm aufgesuchte Ruhe. - Wir können sehr vieles daraus lernen. - Er ist sofort wieder bereit, für die Menschen da zu sein. Er sagt nicht: "Lasst mich in Ruhe!" Er ist sofort wieder verfügbar.
- Jesus steht zu seinem eigenen Wort: "Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!"; und zu dem, was bleibend Frohe Botschaft ist: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." -
Jesus hat Mitleid und erweist seine Liebe. Nach dem Bericht des Matthäus hält er nicht eine lange Rede, er wendet sich den Kranken zu, um sie zu heilen.
Die Heilung der Kranken ist schon eine Bereitung für das Mahl, das sicher einen eucharistischen Bezug hat. - Beim jüdischen Gottesdienst waren Kranke bestimmter Art ausgeschlossen, bei Jesus sollten sie nun teilhaben an der Mahlgemeinschaft und Heilung erfahren.
Schon die kleine Bemerkung, dass es Abend wird, macht uns hellhörig für das Geschehen des Letzten Abendmahles. Bei den Einsetzungsworten des vierten Hochgebetes heißt es wie in einem feierlichen Hymnus: "Da er die Seinen liebte, ... liebte er sie bis zur Vollendung. Und als die Stunde kam, da er von dir verherrlicht werden sollte, nahm er beim Mahl das Brot und sagte Dank, brach das Brot, reichte es seinen Jüngern ..."
Ebenso feierlich ist es bei der Speisung der 5000 dargestellt: "Und er nahm die ... Brote ..., blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern".
Anders aber als beim Letzten Abendmahl sind ausgesprochen "kirchliche" Aspekte:
- Die Speisung der 5000 geschieht nicht in der Abgeschiedenheit eines Saales; es sind nicht nur die Zwölf da, sondern Unmengen von Menschen. Die Zahl 5000 ist eine besondere Betonung von 50, 50 die Zahl der Freude. Im Alten Testament war alle 50 Jahre das Versöhnungs- oder Jubeljahr, im Neuen Testament ist 50 die Zahl des Pfingstfestes, die Zahl der österlichen Kirche, die aus dem Geist Gottes lebt.
- Bei der Verteilung der Speisen bleibt etwas übrig, "zwölf Körbe voll." - Zwölf ist die Zahl der Kirche, die Zahl der Apostel, derer, die am Abendmahl teilgenommen haben. - Dass ein Rest nun übrig bleibt bedeutet, dass das Mahl nicht abgeschlossen ist. Es muss ja mit dem Rest noch etwas geschehen, das Übriggebliebene weiter verteilt oder aufgehoben werden für eine nächste Mahlzeit; vielleicht wird es mitgenommen für die Kranken, die zu Hause geblieben sind. - Ich meine, der übrig gebliebene Rest ist schon ein Hinweis für das weitere Tun der Kirche. In der Weitergabe des Brotes zeigt sich Aufgabe und Wesen der Kirche, das Brot des Lebens weiterzureichen, das Abendmahl weiterzuführen, Eucharistie zu feiern. - "Von den Fischen wird nicht mehr gesprochen; sie haben beim Abendmahl der Gemeinde keine Bedeutung." Und doch sind sie ein Sinnbild für die Speise der Armen und den bleibenden karitativen Auftrag der Kirche.
- Eines noch ist von ganz entscheidender Bedeutung: Jesus gibt den Auftrag zur Verteilung der Brote, und er verteilt das Brot durch die Hände der Apostel: Jesus "brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten". - Das ist Handeln der Kirche; die Jünger werden "Vermittler des Handelns Jesu". - So hat Jesus auch beim Abendmahl hinzugefügt: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!"
Wie viele Menschen überhören heute diesen Auftrag zur gemeinsamen Feier des Mahles, und wie viele junge Menschen überhören den Ruf Jesu: "Gebt ihr ihnen zu essen!"
Das Evangelium von der Speisung der 5000 könnte auch heute Richtung weisend sein für eine lebendige Erneuerung der Kirche. - Jesus hat nicht nur die Hände seiner Apostel in Dienst genommen. Für uns alle gilt, was ein Heiliger treffend gesagt hat: Der Gekreuzigte hat keine anderen Hände als die deinen.
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.