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16. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Weish 12, 13. 16-19
2. Lesung: Röm 8, 26-27
Evangelium: Mt 13, 24-43

 

Immer bedrängender wurde die Frage für die Kirche der Frühzeit: Wann endlich erfüllt sich das Wort Jesu vom verheißenen Weltgericht? Wann kommt jetzt das Ende und das Gottesgericht über uns?

Die Kirche hat sich eingestellt auf eine Zeit des Wartens. In Fachkreisen spricht man von einer "Parusieverzögerung", mit der man sich abzufinden hatte. Und auch wir sind eine Kirche im Äon des Wartens. Beim Höhepunkt der Liturgie bekennen wir:

"Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit."

Hat ein drohendes Endgericht die Menschen verängstigt? Haben sie diese Botschaft erkannt als einen Ruf zur Umkehr?

Ein zweites Gebet der Messfeier soll hier Beachtung finden, es wird immer gleich nach dem "Vater unser" gebetet:

"Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten."

Die Kirche im Äon des Wartens ist eine Kirche der Zuversicht und des Vertrauens, sie ist unterwegs in der Zeit der Bewährung.

Hat man den Ruf zur Umkehr in rechter Weise verstanden? - Gott will nicht den Tod des Sünders, er will, dass er umkehrt und lebt. -

Eine zweite Frage wird auch heute oft gestellt: Warum lässt Gott das Böse zu? Wieso gibt es überhaupt das Böse in der Welt? - Wie kann es einen guten Gott geben - angesichts des Leides?

Diese Frage hat immer auch schon die großen Theologen beschäftigt, und auch der so genannte "Weltkatechismus" behandelt diese Thematik in dem Abschnitt über "die göttliche Vorsehung".

Sie können dort - ab Seite 111 - einige Seiten überdenken; hier sei nur zusammen gefasst:

"Dass Gott das ... Böse zulässt, ist ein Mysterium, das er durch seinen Sohn Jesus Christus erhellt, der gestorben und auferstanden ist, um das Böse zu besiegen. Der Glaube gibt uns die Gewissheit, dass Gott das Böse nicht zuließe, wenn er nicht auf Wegen, die wir erst im ewigen Leben vollständig erkennen werden, sogar aus dem Bösen Gutes hervorgehen ließe."

Nicht nur das heutige Evangelium versucht eine Antwort auf die Herkunft des Bösen zu geben. - Sie kennen auch ähnliche Geschichten aus der Heiligen Schrift: Die Paradiesesgeschichte und die Rahmenerzählung des Buches Ijob.

Gott hat die Welt zum Guten erschaffen, er wollte aber auch, dass der Mensch ein freies Wesen ist. Es ist dem Menschen nicht genommen, sich in Freiheit und Liebe zum Guten zu entscheiden.

Gottes Liebe ist eine "geduldige Liebe", das heißt, zum Wesen Gottes gehört die Geduld; und das ist gut so.

"Eine Geschichte aus China erzählt: Ein Mann hatte seinen kleinen Acker gut vorbereitet, gepflügt und gesät. Er wunderte sich nur nach ein paar Wochen, dass die Saat so langsam aufging. Bei seinem Nachbarn sah er schon kräftigen grünen Wuchs! Von Tag zu Tag wurde seine Geduld geringer. Er konnte vor Sorge nicht mehr schlafen. Schließlich hatte er eine wahnwitzige Idee. Er lief zu seinem Feld und begann, die kleinen zarten Halme etwas in die Höhe zu ziehen. Das war natürlich eine mühsame Arbeit; aber schließlich war er fertig. Er traf unterwegs seinen Nachbarn und sagte ihm, daß er seinem Korn beim Wachsen geholfen habe. Neugierig geworden, liefen sie zu seinem Feld und sahen alles zerstört und verwelkt. - Und noch lange lachte man im Dorf über den Mann, der nicht warten konnte."

Wenn Gott mit uns Geduld hat, die sich auch zeigt in Vergebung und Nachsicht, sollten dann nicht auch wir Geduld haben?

Ist es nicht ein Nachteil des Wohlstandes und eine Folge des Konsumdenkens, dass wir immer mehr das Warten verlernen, dass wir immer gleich alles haben müssen?

Das Glück des Lebens besteht nicht darin, dass man jetzt schon alles hat.

Unser Leben ist in einem ständigen Werden und Reifen auf eine Zukunft hin angelegt, in der wir dann wirklich alles umfassen, uns alles erfüllt, wo dann Liebe - Gott - für uns "alles in allem" ist.

Amen.

 

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