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8. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 49, 14-15 |
Ich möchte am heutigen Sonntag ganz einfach eine Geschichte erzählen, die sehr wohl den Gehalt des Evangeliums verdeutlicht: Wir sollen uns nicht so viele Sorgen machen, sondern vertrauen darauf, dass Gott für uns sorgt. Der himmlische Vater weiß, was wir zum Leben brauchen, und er wird uns dies alles zukommen lassen. Auch in Ausweglosigkeit wird er auf uns nicht vergessen.
Das grenzenlose Vertrauen, dass Gott unser Leben erhält, versinnbildlicht die Geschichte vom Sprungtuch:
"Im Erdgeschoß eines großen Hotels, eines Gebäudes mit vielen Stockwerken, brach ein Brand aus, verbreitete sich im Nu durch die ganze Etage, fraß sich im Aufwind des Treppenhauses empor, erfasste von dort aus die Korridore der oberen Stockwerke und schnitt einem Gast, dem einzigen um diese Tageszeit, den rettenden Ausweg ab.
Als der Mann, durch den Brandgeruch alarmiert, auf den Flur stürzte, züngelten ihm bereits kleine Flammen auf der ganzen Breite des Läufers entgegen. Wie eine Herde rötlicher Tiere liefen sie an den Wänden empor.
Hastig schloss er die Türe wieder, presste die Hände an die Brust, rannte keuchend ans Fenster, riss es auf und beugte sich, nach einer Feuerleiter, einer Regenrinne suchend, hinaus. Aber da war nichts, nur nackte Mauer und Qualm, der aus den unteren Fenstern quoll, undurchdringlich.
Da, als er sich ratlos hinauslehnte, scheint es ihm, als ob er durch das Prasseln, Krachen, Fauchen eine Stimme höre, die ihn zum Springen auffordert; zweimal, dreimal: Springen Sie! Er meint auch das Wort Sprungtuch zu verstehen.
Sein Standort ist hoch - tief drunten liegt mörderisches Kopfsteinpflaster unter dem quellenden Rauch. So zögert er, trotz seiner Not, angesichts folgender Gedankenkette:
Narrt mich die Hoffnung - oder war das wirklich eine Stimme?
Und falls es eine Stimme war - habe ich richtig verstanden?
Und falls ich richtig verstanden habe - sagt die Stimme die Wahrheit?
Und falls sie die Wahrheit sagt - meint sie mich?
Das ist die Situation."
Wir sollen vertrauen, dass Gott für uns sorgt. - Gott lässt uns nicht fallen; und sollten wir stürzen, sogar abgrundtief in die Ungewissheit, so wird er doch für uns rettend eine Hilfe bereithalten.
Die Geschichte vom Sprungtuch soll zum Glauben ermutigen. Durch das Wort Gottes hören wir eine Stimme, die zu uns spricht. Auch wenn wir nicht sehen, wir wissen, da ist jemand: Im Verborgenen ist Gott da. - Auch wenn wir ihn nicht sehen, er sieht uns.
Amen.
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