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2. Sonntag im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 49, 3. 5-6 |
Wir haben im heutigen Evangelium einen Satz gehört, der uns wohl sehr vertraut ist. In jeder heiligen Messe macht er uns aufmerksam, lässt er uns hinschauen auf Jesus, gegenwärtig im Heiligen Brot: "Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt."
Dieser Satz stammt von Johannes dem Täufer. Johannes gilt als der letzte Prophet des Alten Bundes, als letzter durfte er den schauen, dessen Kommen er angekündigt hat.
Wir alle erkennen uns als Christen und als missionarische Kirche in der Gestalt des Täufers. Ist es nicht unser aller Aufgabe und Sendung, als Kirche, als Seelsorger, als Eltern, als Christ, immer und überall ein Zeichen für Jesus Christus zu sein? An uns soll die Welt erkennen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Johannes taufte mit Wasser, Jesus "ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft." - Auch wenn wir uns in den Dienst des Heiles stellen, das Heil kommt von Gott. - Johannes konnte ein Zeichen setzen, die Erlösung aber wurde von Jesus geschenkt. "Er ist der Sohn Gottes", und er tauft mit Heiligem Geist.
In der Taufe war tatsächlich schon Gottes Geist am Werk: "Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht." - Sie wissen, wie es weiter geht: Wir werden eingeladen, Gott "Vater" zu nennen.
Wie sehr wir mit dem Heiligen Geist getauft sind, zeigt auch ein anderes Bibelwort, das Jesus im Hinblick auf das Pfingstfest gegeben hat: "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen."
Der Heilige Geist ermöglicht diese Verbundenheit: "Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch."
Hat der Mensch nicht dadurch eine besondere Würde, eine besondere Berufung?
Wir haben sehr viel in den Lesungen von Berufung gehört: die Berufung des Jesaja, die Berufung des Paulus, und ohne Zweifel, auch Johannes war berufen, der Vorläufer Jesu zu sein.
Alle diese Berufungen können wir auch auf uns beziehen.
Paulus schreibt den Christen als den "Geheiligten in Christus Jesus", für ihn sind alle "berufen als Heilige".
Wunderschön ist doch die Berufung des Jesaia: Der Herr hat "mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht". - Diese Berufung im Mutterleib, das trifft doch wirklich für jeden von uns zu! Das gilt für jedes werdende Leben und für alle, die schon da sind. - Nur haben wir eine noch höhere Berufung als die des Alten Testaments: Wir sind "nicht mehr Knechte", sondern "Freunde", "Kinder" und "Erben", "Brüder" und Schwestern "in Christus Jesus".
Zur wunderbaren Berufung, die von Anfang an an jedes Menschenleben ergeht, möchte ich nur erinnern an den Psalm 139:
Du "hast mein Inneres geschaffen,
mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.
Als ich geformt wurde im Dunkeln,
kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde,
waren meine Glieder dir nicht verborgen.
Deine Augen sahen, wie ich entstand;
in deinem Buch war schon alles verzeichnet;
meine Tage waren schon gebildet,
als noch keiner von ihnen da war."
Paulus war sich ganz dessen sicher, "berufener Apostel Christi Jesu" zu sein, obwohl er nicht bei dem engen Zwölferkreis der Jünger dabei war. - In einem weiteren Sinn sind wir ja alle Apostel, und sind wir alle dazu berufen, an der Sohnschaft Jesu und auch an seiner Sendung teilzuhaben.
Die Stimme vom Himmel: "Das ist mein geliebter Sohn", gilt in der Taufe uns allen, somit auch die Sendung, die große Hoffnung, die Gott einem jeden Menschen zutraut: "Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht."
In diesem Sinne verstehe ich das Gebet:
"Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt."
Amen.
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