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3. Sonntag der Osterzeit
1. Lesung: Apg 2, 14.
22-33 |
"Die Begegnung mit dem Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus" gehört wohl zu den schönsten Erzählungen, die uns im Lukasevangelium überliefert sind. Wir können uns dieses Geschehen so bildlich vorstellen, die Geschichte baut sich direkt spannend auf, beginnt in Traurigkeit und endet mit Freude.
Lukas schreibt sein Evangelium für eine Kirche, die der endzeitlichen Wiederkunft Christi entgegenharrt. Damals war die Frage bedeutsam: Wann endlich kommt das Ende, wann ereignet sich die angekündigte Wiederkunft des Herrn?
Das Evangelium von den Emmausjüngern ist mit ein Beitrag, sich auf die Zeit der Kirche einzustellen. Der christliche Blick soll nicht nur auf die Zukunft gerichtet sein, es gilt die Gegenwart Gottes in dieser Welt zu orten. Die Kirche, die unterwegs ist zwischen der Sendung des Geistes und der endzeitlichen Wiederkunft, soll Bescheid wissen um die Gegenwart des auferstandenen Herrn.
Die Kirche wartet aber nicht untätig oder gar mit Angst auf eine Endzeit, wir verkünden Frohe Botschaft Jesu, der uns zugesichert hat: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Wir sind uns dessen sicher, dass sich das Wort Jesu bereits erfüllt hat: "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."
Was nun die Tätigkeit der Kirche betrifft, haben Sie alle drei Grundvollzüge von Kirche im Evangelium von den Emmausjüngern enthalten: Verkündigung, Caritas und Eucharistie.
Jesus erschließt seinen Jüngern die Bedeutung der Heiligen Schrift, die Jünger laden ihn ein zur Nächtigung, sie erkennen den Auferstandenen beim "Brechen des Brotes", bei der Feier der Eucharistie, und gehen dann, um zu erzählen, Zeugnis abzulegen.
Verkündigung, Caritas und Eucharistie, dies alles soll geschehen im Bewusstsein, dass der auferstandene Jesus da ist, nicht direkt zu erkennen, aber doch im verborgenen Zeichen.
Die Gegenwart Gottes im verborgenen Zeichen besingt der heilige Thomas von Aquin in einem sehr bekannten Hymnus:
"Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. ...
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, ...
lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht."
Auch für unser persönliches Leben gibt das Evangelium von den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus direkt Anleitung, wie wir Christus begegnen, den Auferstandenen finden und entdecken können.
Freilich, "als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende."
Aber es gibt tatsächlich auch für uns "Spuren" des Auferstandenen, "einen Spiegel", "rätselhafte Umrisse", wie es im "Hohelied der Liebe" heißt.
Wir erkennen den Auferstandenen im Wegbegleiter, im Mitmenschen, im Dienst am Nächsten. Jeder Mensch ist - sogar als dessen Abbild - Geschöpf Gottes, Wohnstadt seines Geistes, in jedem Menschen verborgen ist das Angesicht des Herrn.
Wie die Jünger Jesus - unerkannt, aber doch - mit ihren irdischen Sinnen gesehen und gehört haben, so spricht Gott zu uns "durch die ... Sprache der Schöpfung"; er offenbart sich "sinnlich" wahrnehmbar, wenn auch nicht gleich klar zu erkennen.
Das Erkennen des Auferstandenen ist Sache des Herzens- "Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?" - ist aber mehr als bloßes Gefühl! Der Glaube ersetzt nicht den Verstand, im Gegenteil: Kraft seiner Vernunft vermag es der Mensch, Gott zu erkennen. - Die Jünger überdenken ihre Erlebnisse, und erkennen im Rückblick, in der verstandesmäßigen Verarbeitung, dass der auferstandene Herr zugegen war.
Es ist eigentlich immer auch im Leben so, dass wir erst im Nachhinein die Gegenwart und Führung Gottes erkennen, erst in der Rückschau auf unser bisheriges Leben mit Sicherheit sagen können, was eigentlich der Wille Gottes war, welche Weichen im Leben gestellt wurden, dass er alles zum Besten geführt hat, in unserem Leben wirklich da war.
Nicht zuletzt erkennen wir, dass wir durch den Dienst der Kirche in der Gegenwart des Auferstandenen leben. Sie verkündet und deutet uns das Wort Gottes, sie bestärkt uns zu Taten der Liebe, und gemeinsam feiern wir Eucharistie, empfangen wir die Sakramente als Zeichen des Heils in der Gegenwart des auferstandenen Herrn, im Bewusstsein, dass er mitten unter uns ist.
Möge auch unsere Pfarrgemeinde und unser persönliches Leben, gelebt in seiner unsichtbaren Gegenwart, ein sichtbares Zeichen sein für Christus, den Auferstandenen.
Amen.
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