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2. Sonntag der Osterzeit
1. Lesung: Apg 2, 42-47 |
Die Osterzeit ist mit dem Ostersonntag und der so genannten "Osteroktav" nun nicht vorüber, sie dauert an: 40 Tage bis zum Fest Christi Himmelfahrt, 50 Tage bis zu Pfingsten.
Diese vielen Tage sollen alle ein einziger Tag des Feierns und der Freude sein, eine neue Wirklichkeit, in der wir leben. So gedacht ist Ostern auch mit 50 Tagen nicht vorüber. Wir leben in einer neuen Wirklichkeit, in der Wirklichkeit des auferstandenen Herrn als "Kinder des Lichts", als österliche Menschen, die jetzt schon Anteil haben am ewigen Leben.
Hat sich durch Ostern etwas geändert?
Die Lesung hat gesagt: Wir sind "neu geboren" und haben "eine lebendige Hoffnung"; wir sind voll der Freude, wir jubeln "in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude"; und das trotz Leides und so mancherlei Prüfung.
Wir haben Anteil an einem unvergänglichen Erbe und leben in dem Vertrauen, das Ziel des Glaubens - Heil - zu erlangen.
Ist unser Blick so auf das Himmlische gerichtet: - Hat sich auch in der Welt, "innerweltlich", etwas verändert?
Es ist etwas entstanden, etwas Neues geworden: Eine "Gemeinschaft", die "an der Lehre der Apostel" festhielt und erkannt wurde "am Brechen des Brotes und an den Gebeten": Kirche; eine Gemeinschaft, die in österlicher Freude um die Gegenwart des auferstandenen Herrn wusste.
Die Christen der "Urzeit" waren tatsächlich österliche Menschen: Sie feierten Eucharistie nicht mehr am Sabbat wie die Juden, am siebten Tag der Woche, sie verlegten ihre Feier auf den Sonntag, auf den Tag der Auferstehung. Am ersten Tag der Woche hielten sie ihre Versammlung, und das nicht am Abend, sondern schon in aller Morgenfrühe zum aufgehenden Licht der Sonne.
Auch unsere Eucharistie soll in dieser Tradition und in diesem Bewusstsein um die Gegenwart des Auferstandenen gefeiert sein. - "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit."
Der Freude und Erfülltheit, dem so wunderbaren Ideal von Kirchesein, steht gegenüber die andere Wirklichkeit, sozusagen die "Realität", der sich Kirche gegenübersieht, und die sich in Thomas zeigt. Da ist nicht nur der eine, sondern da sind die vielen, die so denken: "Wenn ich nicht ... sehe ..., glaube ich nicht."
Bei aller Freude, österliche Menschen zu sein, wissen wir aber sehr wohl, dass es so ist: "Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende." Und zu den Seligpreisungen der Bergpredigt kommt noch diese hinzu: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
Das "Hohelied der Liebe" ist Ausdruck einer unendlichen Sehnsucht und zeigt auch deutlich, wie diese Wirklichkeit zu verstehen ist, in der wir leben: "Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht."
Mag einer fragen: Wie sollen wir denn glauben an einen liebenden Gott, bei all dem Leid, das es zu sehen gibt?
Thomas findet zum Glauben durch eine Erkenntnis; er erkennt den auferstandenen Herrn nicht am Glanz seiner Herrlichkeit, am Glanz seines Lichtes, er erkennt den Auferstandenen an seinen Wunden.
Es gibt über den heiligen Martin eine kleine Legende, die genau das verdeutlicht, den Auferstandenen gerade an seinen Wunden zu erkennen:
"Einmal wollte sich der Teufel dem hl. Martin als Halt anbieten. Er erschien ihm als König in majestätischer Pracht. Er sagte: `Martin, ich danke dir für deine Treue! Du sollst erfahren, dass auch ich dir treu bin. Du sollst jetzt immer meine Nähe spüren. Du kannst dich an mir festhalten.´
Sankt Martin fragte: `Wer bist du denn eigentlich?´
`Ich bin Jesus, der Christus´, antwortete der Teufel.
`Wo sind denn deine Wunden?´ fragte Martin zurück.
`Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels´, sagte der Teufel, `da gibt es
keine Wunden.´
Darauf Sankt Martin: `Den Christus, der keine Wunden hat, den mag ich nicht
sehen. An dem Christus, der nicht das Zeichen des Kreuzes trägt, kann ich mich
nicht festhalten.´"
Durch die Auferstehung haben wir Hoffnung, dass sich Leid in Freude wandelt. Wir glauben nicht nur, "obwohl" wir leiden und trotz des Leides; - gerade am Leid und an den Wunden wird ersichtlich, wie not-wendig es ist, an Gott zu glauben.
Amen.
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