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4. Fastensonntag
1. Lesung: 1 Sam 16, 1b.
6-7. 10-13b |
Die Evangelien von der Samariterin am Jakobsbrunnen, der Heilung des Blindgeborenen und der Toten Auferweckung des Lazarus werden schon seit dem 4. Jahrhundert am 4., 5. und 6. Fastensonntag bei den Gottesdiensten der Christen verlesen. Ursprünglich waren sie so zusammengestellt besonders für die Katechumenen, für die Taufbewerber, die sich auf die dann zu Ostern stattfindende Taufe vorbereiteten.
Diese Evangelien sollten für die Taufbewerber gleichsam wie "Schaubilder" zeigen, was Taufe bedeutet.
Auch wenn es durch die weite Verbreitung der Kindertaufe heute diese Taufbewerber kaum noch gibt, so haben diese Evangelien doch auch für uns "einen sinnvollen Platz in der Fastenzeit", sie bereiten uns auf Ostern vor. Zu Ostern feiern wir nicht nur die Auferstehung Jesu: Wir sollen uns erinnern an die Taufe, durch die auch uns das ewige Leben geschenkt ist; wir sollen erkennen, dass wir bereits Anteil haben an der Auferstehung Jesu, dass wir durch die Taufe als "Kinder des Lichts" schon jetzt geboren sind, "zum neuen Leben in Christus".
Jesus macht uns sehend, er möchte für uns Licht sein. Mit dem blinden Bartimäus können auch wir zu Jesus rufen: "Herr, ich möchte wieder sehen können."
Leider fehlt es bei der Taufe, dass der Taufspender auch die Augen des neu getauften Kindes berührt. Beim so genannten Effata-Ritus berührt der Zelebrant die Ohren und den Mund eines jeden Taufkindes und spricht dazu: Wir wollen den Herrn bitten, "dass er diesen Kindern helfe, seine Botschaft zu hören und zu bekennen: Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf "Effata" dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes."
Im analogen Sinn könnten wir hinzufügen: Der Herr öffne dir die Augen, damit du sehen kannst.
Was sollten wir als Christen sehen?
Zunächst einmal das Gute und Schöne. Der Christ sollte ja ein positiv denkender Mensch sein. - Wie achtlos gehen wir am Schönen der Schöpfung vorüber; wie gut ist von Gott her diese Welt gedacht! Beim Schöpfungsbericht der Heiligen Schrift wird ständig wiederholt dieser eine Satz: "Gott sah, dass es gut war." - Jesus Christus öffnet uns die Augen für das Gute in der Schöpfung und für das Gute im Menschen. Für Christen ist die gesamte Schöpfung Offenbarung eines uns liebenden Gottes.
Der Christ sieht mehr als der Heide, er hat - was auch den Sinn des Lebens betrifft - einen weiteren Blick; er hat einen "Weitblick" auch über den Tod hinaus.
Der Christ soll aber nicht nur das Gute und Schöne sehen. "Weitblick" soll auch bedeuten, ein offenes Auge zu haben für die Not: "Herr, hilf mir, dass ich sehe", "dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin." - Wir sehen weltweite Not, wir sehen die Not ganz nahe um uns, und daraus ergibt sich Verantwortung - und wohl auch die Erkenntnis, dass es wirklich Not tut mit dem Blinden zu beten: "Herr, ich möchte wieder sehen können."
Herr, öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Schöpfung, öffne mir die Augen für das Schöne im Leben, für den Wert meines Lebens. Und öffne mir die Augen für die Not, die es gibt, und dass ich sehe, wie ich helfen kann.
Amen.
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