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2. Adventsonntag
1. Lesung: Jes 11, 1-10 |
Johannes der Täufer "verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden." Er rief: "Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe." "Bereitet dem Herrn den Weg!"
"Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte", war es Jesus selbst, der die Menschen zur Umkehr rief, "er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!"
Warum die Umkehr so wichtig ist, dazu folgende Erzählung:
"Als der Krieg begann läuteten die drei Glocken. Das Läuten war nicht für einen Gottesdienst gedacht. Sie läuteten den Krieg ein. Eine Zeitlang durften sie auch noch zum Gottesdienst rufen, dann nahm man sie ab und goss ein großes Kanonenrohr aus ihnen. Auf Rädern gerollt, kam die neue Kanone an die Front.
Der erste Schuss war eine brillante Leistung, und die Soldaten umjubelten die ehemaligen Kirchenglocken. So viel Zustimmung und Begeisterung hatten die drei noch nie erlebt. Sie gaben sich alle Mühe, jeden Schuss zu einem Volltreffer zu machen. Ja, sie jauchzten, wenn sie wieder ein ganzes Haus mit Menschen des Feindes vernichtet hatten. Denn das Jauchzen hatten sie gelernt. Aber es war jetzt nicht mehr der volle, schöne Glockenton, sondern ein mörderisches Krachen und Ächzen.
Nach einem langen Kampftag wurde noch eine neue Granate in das Kanonenrohr geschoben, um am nächsten Morgen gleich schussbereit zu sein.
Die Granate roch den Pulverdampf und fand ihn zu abscheulich, um einschlafen zu können. Überhaupt fühlte sie sich als Granate sehr unglücklich. Bis zur vergangenen Woche war sie eine Turnstange auf einem Spielplatz gewesen. Kinder hatten ausgelassen an ihr herumgeturnt. Die Vorstellung, dass nun ausgerechnet sie Menschen töten sollte, brachte sie fast um den Verstand.
Sie stemmte sich gegen die Enge, klopfte an die Wände des Rohres und bat: `Ich hab in meinem Leben Tausende von Kindern glücklich gemacht, denn ich war eine Turnstange auf einem Spielplatz, und ich kann jetzt nicht plötzlich Kinder umbringen. Bitte, schieß mich doch morgen über dein Ziel hinaus. Es darf niemand verletzt werden.´ Die Kanone sprach sonst nicht mit ihrer Munition. Die Worte der Granate erinnerten aber die drei umgeformten Kirchenglocken an ihr früheres Dasein. Sie hörten sich wieder zum Gottesdienst läuten. Sie ahnten wieder die friedvolle Stimmung, dachten an ihre eigentliche Aufgabe und - wurden unruhig.
Böse sagte die Kanone zu sich: `Diese dumme Granate, kommt hierher und macht mich nervös, anstatt an Pflichterfüllung zu denken. Aber man soll nicht sagen, ich hätte mein Kirchenmetall verleugnet.´
Zur Granate sprach sie dann laut: `Ich verspreche dir, dich so weit zu schießen, dass kein Feind getroffen wird.´
Bei Sonnenaufgang feuerte die Kanone die Granate viel zu weit in einen Sumpf. Mit der Gewissheit, ein gutes Werk getan zu haben, zerstörte sie am selben Tag eine ganze Stadt."
Was hat nun diese Geschichte mit der Umkehr, mit dem Advent als Zeit der Umkehr, zu tun?
Es geht um die Berufung des Menschen, seine ursprüngliche Heiligkeit und Bestimmung und die Irrwege, auf die der Mensch geraten ist.
Der Mensch ist wie die Glocke, ursprünglich zur Heiligkeit bestimmt, zum Guten, zum Dienst und zur Verherrlichung Gottes. Er soll wieder
seiner ursprünglichen Bestimmung gerecht werden.
Im Vergleich zur Glocke kann sich der Mensch aber selbst entscheiden; er hat einen freien Willen und darf sich nicht manipulieren und umformen lassen. - Die Macht des Bösen ist groß, aber jeder ist letztlich selbst dafür verantwortlich, wofür er sich verwenden lässt. Er soll sich entscheiden, in wessen Dienst er sich stellt, wofür er da sein möchte.
In der Umkehr soll sich der Mensch ganz bewusst für das Gute entscheiden, er soll zu dem zurückfinden, wofür er ursprünglich bestimmt ist: zum Guten, zum Heil und zum Frieden; zu all dem, was von Gott her auf den Menschen zukommt: Liebe!
- Es geht nicht darum, dass ich jetzt ein einzig gutes Werk setze, eine "Adventhandlung" zur Beruhigung des Gewissens, es geht um eine Grundsatzentscheidung: Wofür möchte ich leben? -
Es liegt an uns Menschen, was in der Welt sichtbar wird: Krieg oder Frieden, Zerstörung oder das Heil, das von Gott kommt; ob wir offen sind für die Einflüsse der Umwelt oder die Gaben des Geistes.
"Bereitet dem Herrn den Weg!" - Mensch, erkenne dich selbst: Sei das, wofür du bestimmt bist! - "Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe."
Amen.
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