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Zweiter Sonntag nach Weihnachten II
1. Lesung: Sir 24, 1-2.
8-12 |
zu Beginn:
Schon feiern wir den Zweiten Sonntag nach Weihnachten. Als Evangelium werden wir heute - noch immer vor der Krippe stehend - den Anfang des Johannesevangeliums hören, den so genannten "Johannesprolog".
Jesus ist nicht ein "unmündiges" - gleichsam "schweigsames" - Kind, er ist das Wort des Vaters: Er bringt uns die Kunde vom Vater und leitet uns an, nach dem Willen des Vaters das Leben zu ordnen.
Gerade in der Jahreszeit der langen Nächte hören wir besonders
aufmerksam das Wort vom Licht: Jesus wird als "Licht der Menschen" verkündet, als das "wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet". - Jesus, das Licht, will alle Finsternis erhellen: die Finsternis der Sünde, der Traurigkeit, der Einsamkeit, die Dunkelheit des nicht Sehens: die Blindheit des Herzens Gott und dem Nächsten gegenüber.
Darum bitten wir um Vergebung und den Herrn um sein Erbarmen.
(Kyrie)
Predigt/Homilie:
Die christliche Religion ist wesentlich eine "Wort" - Religion. Das zeigt sich gleich zu Beginn der heiligen Schrift im Schöpfungsbericht:
Gott schafft durch das Wort Himmel und Erde: Er sprach - und es geschah. "Gott sprach: Es werde Licht, und es wurde Licht."
Das heutige Evangelium, der wohlbekannte Johannes - Prolog, schließt ganz bewusst an diesen Schöpfungsbericht an. Beide Male geht es um die Schöpfung - durch das Wort.
Wenn Johannes verkündet: Gott hat die Welt durch das Wort geschaffen, so ist dieses Wort - in Person und Gestalt angenommen - Jesus Christus.
Gott hat mit dem Wort Jesus Christus sich selbst der Schöpfung mitgeteilt. - Er hat den Menschen nicht nur erschaffen, er hat ihn auch angesprochen. Dabei wollte er dem Menschen nicht irgend etwas erzählen, er wollte vielmehr "sich selbst" - von seinem göttlichen Wesen - dem Menschen mitteilen.
Jesus Christus ist also das Fleisch gewordene Wort Gottes. In ihm ist uns erschienen die Menschenfreundlichkeit Gottes, und er war
"in allem uns gleich außer der Sünde".
Der Johannes-Prolog beklagt sehr realistisch, dass zwar alle Menschen durch Jesus Christus von Gott her angesprochen wurden, nicht alle aber haben diesen Anspruch wahrgenommen, nicht alle haben Antwort gegeben. - In der heutigen Zeit ist das nicht anders, ist es nicht besser als damals. ... -
Das Evangelium spricht zum Großteil in der Vergangenheit: "Das Wort
ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." - So beten wir auch im "Engel des Herrn". - Und trotzdem will das Evangelium in die Gegenwart treffen, zielt es darauf, dass wir heute Christus als Wort und Licht in unser Leben aufnehmen.
Gott spricht auch heute sein Wort zu den Menschen. Auch heute will das Wort Fleisch werden, - durch Christen, die dem göttlichen Wort Gestalt geben durch ein christliches Leben.
Das Wort Gottes spricht auf vielfältige Weise zu uns: Nicht nur durch die Schöpfung, durch die geschaffenen Dinge, Erlebnisse, Gedanken und die
Stimme des Gewissens, - in jedem Gottesdienst wird es verkündet, und jeder Christ sollte die Bibel nicht als Zierde im Bücherregal aufbewahren, er sollte sich bewusst mit dem Inhalt vertraut machen.
"Unkenntnis der Schriften ist ... Unkenntnis Christi", sagt der heilige Hieronymus, und man kann nur sagen: Er hat recht! - Wie kann ich ein Christ sein, ohne zu wissen, wer Jesus Christus eigentlich war, was er sagte, was er tat, was er wollte, welchen Anspruch er stellte?
Jesus Christus bringt uns die Kunde vom Vater. Er ist Selbstmitteilung Gottes, in ihm offenbart sich das göttliche Wesen: Liebe.
"Gott ist die Liebe", und das wird für den Menschen in der Fleischwerdung des göttlichen Wortes erlösende Wirklichkeit: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." - Mit der Fleischwerdung bekommt das Wort - Liebe - einen ganz konkreten Namen: "Jesus". Das heißt: Gott rettet, Gott ist (dein) Heil.
Warum tut sich der Mensch mit seiner Antwort auf dieses Angesprochensein so schwer? - Es kann nur die Folge von Schwäche sein, eine Ohnmacht, die wir dem "verdanken", was wir "Erbschuld" nennen.
In unserer Schwäche brauchen wir alle eine Stärke, und das Wort Gottes gibt uns Kraft, ja, sogar eine "Macht": "die Macht der Kinder Gottes." Diese Macht hat nichts zu tun mit Diktatur oder Zwang, "Macht" meint hier: Kraft und Stärke für das Leben, Hoffnung auch wider alle Hoffnung,
Glück und Erfüllung durch Beschenkt sein, unzerstörbare Zuversicht.
Das Wort - Jesus Christus - möchte auch heute unter uns wohnen: Durch die Sendung des Heiligen Geistes und durch das Verkünden der Frohen
Botschaft. Das Evangelium möchte uns einladen, dem göttlichen Wort
"Liebe" eine Wohnstatt zu geben: in der Gemeinschaft der Kirche und im Herzen eines jeden persönlich.
Bei der Antwort auf das göttliche Wort zählt aber nicht nur das Wort! - Antwort auf Gottes Wort ist nicht nur Wort - auch Tat!
Amen.
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