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Zweiter Sonntag nach Weihnachten I
1. Lesung: Sir 24, 1-2.
8-12 |
Alle Evangelien der weihnachtlichen Zeit sind dem Matthäus- und Lukasevangelium entnommen. Matthäus und Lukas sind die beiden der vier Evangelisten, die uns aus der Kindheit Jesu erzählen. Ihr Anliegen ist es, uns Jesus von Anfang an als den Heilsbringer und Retter der Welt vorzustellen. Schon vor, bei und nach der Geburt Jesu geschieht Wunderbares, das uns einladen will, an Jesus als den Christus, den vom Alten Testament her verheißenen Messias, als das Heil der Welt zu glauben.
Der Evangelist Johannes scheint an der Kindheit Jesu wenig interessiert zu sein. Er beginnt sein Evangelium nicht mit einer Kindheitsgeschichte Jesu, sondern mit einem großartigen Prolog, einem Hymnus über das Wort Gottes. Es ist wohl eines der schönsten und bedeutsamsten Evangelien. Schon in den ersten Worten "Im Anfang" leuchtet die Bedeutung dieses Evangeliums auf. Auch das Alte Testament beginnt ja mit diesen Worten "Im Anfang". An die Stelle des Schöpfungsaktes tritt Christus als das fleischgewordene Wort Gottes, Christus als der logos.
Der logos-Begriff ist auch der damaligen Philosophie des ausgehenden ersten Jahrhunderts bekannt. Er fasst in sich zusammen alle Kräfte, die über und jenseits der irdisch geschaffenen Welt stehen. logos meint überirdische Urkraft und ist zugleich die letzte Ursache, der Urgrund und Letztsinn für alles Geschaffene.
Welche Erfahrung muss der Evangelist Johannes und die Kirche gemacht haben mit diesem Jesus von Nazareth, dass Johannes diesen logos-Begriff auf Jesus bezieht, dass er Jesus uns als den logos, das Wort Gottes, die alles umfassende Kraft und alles begründende Ursache allen Seins verkündet. - Eine Erfahrung, die schon in den Paulusbriefen niedergeschrieben wurde: "Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen."
In Jesus begegnet uns Gott. In ihm spricht Gott zu uns. Er redet das Wort Gottes, ja er ist es, in dem Gott zu uns spricht. Unbegreiflich: Dieser Mensch ist Gott, "wahrer Gott und wahrer Mensch", seit Ewigkeit für Ewigkeit, Anfang und Ende. Alles kommt von ihm, alles geht auf ihn zu.
In Jesus möchte Gott uns begegnen. In der Christusgemeinschaft will Gott uns erleuchten. Gott kommt den Menschen entgegen als Licht, als Heilsangebot, als Retter, als Freund.
Wie hart klingen da die Worte: Die Finsternis hat das Licht nicht erfasst, "die Seinen nahmen ihn nicht auf."
Jedes Weihnachtsfest, ja jeder Tag des Jahres, ist ein Angebot an die Menschheit, an Sie und an mich, mit diesen Worten Schluss zu machen. Gott will zu uns sprechen, täglich durch all das, was wir erleben in Kirche und Welt. - Es liegt an uns, ob wir ihn hören, ob wir nach seiner Botschaft leben.
Wenn wir ihn ergreifen, ihn erkennen und aufnehmen, dann ist Christus mitten unter uns, dann ist Weihnachten Gegenwart - das ganze Jahr und jeden Tag.
Wie beglückend wäre es, wenn wir das Evangelium durch unser JA zum wirklich christlichen Leben abändern könnten, dass das Evangelium zum Bekenntnis wird:
In ihm ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis ergreift es. Er ist in der Welt, und die Welt erkennt ihn. Ja, er ist da, und die Seinen nehmen ihn auf. Wir sind Kinder Gottes.
Es liegt an uns, an Ihnen und an mir, ob Weihnachten für immer vorbei ist. Jedenfalls bietet uns Gott an, jeden Tag Weihnachten zu feiern: Gott möchte jeden Tag neu Mensch werden, in uns, in jedem einzelnen Menschen, er möchte seine Liebe und sein Licht in diese unsere oft so lieblose und dunkle Welt hineinstrahlen lassen durch ein christliches Leben.
Amen.
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