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Hochfest der Geburt des Herrn IV
1. Lesung: Jes 9, 1-6 |
(Bildbetrachtung zum Weihnachtsfest: "Gott schaut uns
Menschen in seinem Sohn von unten an")
Vorzubereiten: Medidationsbild
Für Weihnachten habe ich heuer einmal etwas ganz anderes vorbereitet: Eine Bildbetrachtung, eine Predigt zum Anschauen.
Jedes Jahr gilt es, die Menschwerdung Gottes aufs neue zu erfassen. Verkündet werden soll, was damals geschehen ist, und es ist eine Herausforderung, immer wieder neu zu überdenken, welche Botschaft das Weihnachtsereignis auch heute in die Welt hinein spricht.
Weihnachten ist jedes Jahr neu eine Einladung, an den unendlichen Gott zu glauben, der den Menschen so sehr liebt, dass er ein Kind wird.
Kein Gedicht und kein Lied vermag es, die Weihnachtsbotschaft so treffend und umfassend zu formulieren, wie der so genannte "Philipperhymnus". Mit Hilfe eines altkirchlichen Lobgesanges schreibt Paulus den Christen von damals - wie auch heute -, wie sie nach dem Beispiel Jesu leben sollen:
"Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz." -
Nun aber zu dem Bild, das Sie heuer in den Bankreihen vorgefunden haben, und das Sie gerne mit nach Hause nehmen können. Es soll eine Anregung sein, Weihnachten einmal anders zu sehen.
Dieses traditionsreiche Fest könnte unser Bild von Gott völlig umkehren, wenn wir es so sehen, wie es der Maler Otto Dix in dieser schlichten Lithographie zeigen wollte: Gott schaut uns Menschen in seinem Sohn Jesus Christus von unten an.
In der Auslegung des Bildes möchte ich verschiedene Sprecher zu Wort kommen lassen. Den Anfang mache ich mit dem Kind:
Gott ist nicht nur hoch oben in den Himmeln, sondern hier unten auf Erden bei uns Menschen. Er ist so klein geworden, dass wir noch groß erscheinen. Er ist so tief herabgestiegen, dass selbst wir noch hinabschauen können. Er wirkt so hilflos, dass wir noch mächtig erscheinen. Beim ersten Blick auf das Bild hat man den Eindruck, dass alle nur auf das Kind schauen. Erst beim zweiten Blick entdeckt man, dass vielmehr das Kind auf die Menschen schaut.
1. Sprecher:
Nur Maria scheint etwas von dieser außergewöhnlichen Situation zu ahnen. Mit lang gestreckten Armen hält sie ihr Kind ein wenig von sich. Sie spürt, dass sie ihren Sohn nicht nur für sich haben kann, dass sie ihn hingeben muss für das Heil der Welt, dass sie ihn erst dann wieder auf ihrem Schoß halten wird, wenn alles vollbracht ist. Ihr strenges Gesicht mit den niedergeschlagenen Augen trägt schon die Züge der Pieta an sich.
2. Sprecher:
Folgen wir dem Blick des göttlichen Kindes. Diese Augen scheinen dem ersten Mann zu sagen: - Du bist schon alt, aber du kannst neu geboren werden. Du glaubst, dass dein Leben vorbei ist. Wer aber an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Du gehst gebeugt von Alter, Leid und Schuld. Ich aber bin gekommen, das geknickte Rohr wieder aufzurichten.
3. Sprecher:
Der Kleidung nach könnte der zweite Mann ein Priester sein: - Erkennst du in mir deinen Herrn und Gott? Bin ich dir nicht zu klein, zu arm und zu schwach im Kampf gegen das Böse? Von welchem Gott wirst du reden? Von einem herrlichen und mächtigen, oder von einem erniedrigten und gekreuzigten? Wirst du mir folgen auf dem Weg zu den Armen und Kranken? Wirst du mir vertrauen, dass ich bei dir bin alle Tage deines Lebens?
4. Sprecher:
Der dritte Mann ist unverkennbar ein Schwarzer: - Du scheinst mich gar nicht zu sehen. Erwartest du dir nichts mehr von den Menschen um dich herum, weil du so oft betrogen und ausgenützt worden bist? Du bist groß und stark. Aber ich sehe, dass auch du ein gutes Herz hast und nicht auf Gewalt setzen willst, sondern dich nach Frieden, Gerechtigkeit und Liebe sehnst. Ich bin bei dir. Ich leide mit dir. Ich gehe mit dir.
Pfarrer:
Ich bin überzeugt, das Gesicht des dritten wird auch noch hell. Er muss nur einen Schritt noch näher kommen zum hellen Angesicht des Kindes.
Er wird sich noch ein wenig herabbeugen müssen, um den Lichtschein aufzunehmen.
Gott sieht auch uns - seit Weihnachten - von unten. Gott hat seinen Platz gewechselt. Er will uns nicht länger von oben her sehen. Er will unser Leben und Leiden teilen. In seinem Sohn ist er so tief herabgestiegen, dass man mit ihm nur noch aufschauen kann.
Weihnachten - ein Fest der Hoffnung für Kleine, für Arme und für
Sünder ...
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