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Hochfest der Geburt des Herrn III
1. Lesung: Jes 9, 1-6 |
Gott kommt zu uns in diese Welt, er wird Mensch, um an unserer Seite zu stehen, um mit uns durch das Leben zu gehen, um das Schicksal des Menschen zu teilen bis hin zum Tod.
Er greift das menschliche Leben in seiner Armseligkeit auf, um es zum göttlichen Leben hinzuführen. Schon zu Weihnachten beginnt für uns die Erlösung, vollzieht sich ein wunderbarer Tausch: Der Mensch gewordene Gottessohn schenkt uns Anteil am göttlichen Leben, Anteil an der göttlichen Natur ...
Das göttliche Kind setzt einen neuen Anfang in der Weltgeschichte. In eine Welt der Gottferne tritt Gott ein. Was durch Sünde verloren gegangen ist, das wird dem Menschen neu geschenkt, "denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor." So haben wir gesungen im Adventlied "Tauet, Himmel, den Gerechten".
Das Leben ist wie ein Labyrinth, es gibt so viele Wege und Möglichkeiten, Angebote und Versuchungen; - durch Jesus Christus gibt es in dem Gewirr des Vielen einen Weg, der mit Sicherheit zum Ziel führt: zum Guten, zum Glück, zu einem erfüllten Leben auf Gott hin.
Eine wunderbare Weihnachtspredigt habe ich in einer Zeitschrift entdeckt. Sie stammt vom heiligen Franziskus, und ich möchte ihnen heuer das weitergeben, was damals der heilige Franziskus zu seinen Leuten gepredigt hat:
"Was nützt es, wenn ihr ... zur Krippe kommt ...?
Was nützt es, wenn ihr die Demut des göttlichen Kindes bewundert, die Freude der heiligen Jungfrau mitempfindet oder das Staunen des heiligen Josef? ... Was nützt es, wenn ihr Weihnachten nur feiert, eure Geschenke aufrechnet und für ein paar Stunden gerührt seid? Ich habe euch die Krippe nicht zum Anschauen geschenkt, sondern zum Anfassen.
Man muss das Kind auf seinen Händen tragen, muss die Muttergottes in die Arme nehmen, man muss sich mitten unter die Hirten gesellen und einer von ihnen werden. Mit den Gestalten der Heiligen Nacht eins werden, das ist es.
Man muss selber die Demut des Kindes lernen, dem Staunen und der Freude der Eltern im eigenen Herzen Raum geben, man muss sich von den Hirten anstecken lassen. Man muss etwas merken nach Weihnachten, dass man die Christusgeburt gefeiert hat. Und man wird sich auf den Weg machen, um zu Heilig Drei König seine eigenen Gaben zu bringen. Nein, nicht seine Gaben - sich selbst."
Zu den schönsten Weihnachtsliedern gehört wohl das Lied "Zu Bethlehem geboren". Ganz im Sinne des heiligen Franziskus sollten wir uns die Worte des Friedrich Spee zu eigen machen.
"In seine Lieb versenken
will ich mich ganz hinab;
mein Herz will ich ihm schenken
und alles, was ich hab."
Wenn wir von einem Heiligen lernen, wie man Weihnachten richtig feiert, wie man in rechter Weise vor der Krippe steht, welchen Sinn und welche Bedeutung die Menschwerdung Gottes für uns hat, da fällt mir auch der heilige Ignatius ein.
Der hl. Ignatius hat den Jesuitenorden gegründet, er gilt auch als Begründer der so genannten "Exerzitien".
Wer auf die Krippe schaut, der soll sich ganz in dieses Geschehen versenken, und letztlich geht es um das Einswerden mit Christus.
Eine mystische Schau, ein betendes Knien vor der Krippe, ein sich Versenken und Versetzen, ist - bitte - keine Flucht vor der Welt! - Im Gegenteil: Von Jesus Christus als dem Kind lernen wir, wie auch wir in die Welt hineingehen sollen. Jeder, der von der Krippe weg wieder hinaus in den Alltag geht, der soll mitnehmen und in sich mit hinaustragen, was er im Schauen des Kindes und der Krippe aufgenommen hat: die Liebe von Gott.
Die Krippe - die uns einladet zur Schau des göttlichen Kindes - sendet uns hinaus in die Welt - als liebende Menschen. Sie trägt uns auf, Mensch zu sein.
Amen.
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